Lügen findet die deutsche Jugend ziemlich uncool - das sagt der Hamburger Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski unter Berufung auf eine neue Umfrage. Nach der Befragung durch das Ipsos-Institut halten 77 Prozent der 14- bis 24-Jährigen Ehrlichkeit für „besonders wichtig“. Vor 20 Jahren hätten nur 57 Prozent der Jugendlichen so geantwortet. Für Opaschowski ist das „geradezu eine Explosion“.
Der Zukunftsforscher erklärt diesen Wertewandel nicht mit negativen Erfahrungen, die die jungen Menschen vielleicht mit Lug und Trug im privaten Umfeld gemacht haben, sondern bringt das Ergebnis in Zusammenhang mit der Politikverdrossenheit. Denn auch für die Gesamtbevölkerung spiele Ehrlichkeit eine eminent wichtige Rolle.
Enttäuschung über Lügen von Politikern und Unternehmen
Das hänge mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren zusammen. Die Wahrnehmung sei, dass Politiker mehr an ihren Machterhalt als an das Gemeinwohl dächten. Opaschowski erwähnt die Plagiatsaffäre um den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und den VW-Abgasskandal. Die Enttäuschung über gebrochene Wahlversprechen und Betrügereien führe aber nicht zu einer revolutionären Haltung. „Eigentlich entwickelt sich eine Generation friedlicher junger Wilder“, glaubt der emeritierte Pädagogik-Professor.
Diese körperlichen Signale deuten auf eine Lüge hin
Laut den CIA-Agenten Philip Houston, Michael Floyd und Susan Carnicero - Autoren des Buches "Erkenne den Lügner" - gibt es einige körperliche Signale, die helfen, eine Lüge zu enttarnen. Eine häufige Diskrepanz zwischen verbalem und nichtverbalem Verhalten, auf die Sie achten sollten, besteht darin, dass Ihr Gesprächspartner bestätigend nickt, während er gleichzeitig "Nein" sagt, oder umgekehrt: Er sagt "Ja" und schüttelt dabei den Kopf.
Wenn sich jemand die Hand vor den Mund hält, während er eine Frage beantwortet, hat das etwas zu bedeuten. Außerdem neigen wir alle von Natur aus dazu, uns vor der Reaktion eines Menschen abzuschirmen, den wir belügen. Wenn jemand bei der Antwort auf Ihre Frage also seine Augen abschirmt, verrät er damit auf unterbewusster Ebene womöglich, dass er Ihre Reaktion auf die faustdicke Lüge, die er Ihnen gerade erzählt, nicht mitansehen kann.
Wenn jemand sich vor seiner Antwort auf eine Frage räuspert oder deutlich spürbar schluckt, liegt hier womöglich ein Problem vor. Tut er das erst nach seiner Antwort, so brauchen wir uns keine Gedanken darüber zu machen.
Achten Sie auf alles, was Ihr Gegenüber als Reaktion auf Ihre Frage mit seinem Gesicht oder Kopf anstellt. Vielleicht beißt oder leckt er sich die Lippen oder er zieht an seinen Lippen oder Ohren. Oder die betreffende Person ringt die Hände oder reibt sie sich.
Wenn wir nervös sind, zeigt unser Körper das, beispielsweise durch sogenannte "Ankerpunkt"-Bewegungen. Die Ankerpunkte eines Menschen sind jene Körperteile, die ihn an einem bestimmten Punkt oder in einer bestimmten Position verankern. Wenn er steht, sind die Füße seine primären Ankerpunkte. Wer von einem Fuß auf den anderen tritt, gibt so seiner Anspannung ein Ventil. Wenn jemand auf einem Stuhl sitzt, sind die primären Ankerpunkte sein Gesäß, sein Rücken und seine Füße. Rutscht er im Stuhl hin und her oder wippt vor und zurück?
Manche Menschen versuchen ihre Nervosität auch durch Gesten zu vertreiben: Sie streichen oder zupfen an sich selber oder an irgendwelchen Gegenständen in ihrer unmittelbaren Umgebung herum.
Dass jemand schwitzt, ist unerheblich, aber wenn er sich bei seiner Antwort den Schweiß mit einem Taschentuch oder mit der Hand von der Stirn wischt, ist das ein Alarmsignal.
Manchmal räumt jemand, der eine Lüge erzählt, auch plötzlich sein näheres Umfeld auf: Man stellt ihm eine Frage und plötzlich muss das Telefon zurechtgerückt werden, das Glas Wasser steht zu nah oder der Bleistift liegt nicht am richtigen Ort.
Unter den meistgenannten Werten kommt
- an zweiter Stelle Selbstständigkeit (69 Prozent)
- Es folgen Freundlichkeit (67)
- Selbstvertrauen (64)
- und Hilfsbereitschaft (61).
Es dominierten die prosozialen Werte, die für ein gutes Zusammenleben unverzichtbar seien, sagt Opaschowski. Die um die Jahrtausendwende Geborenen - er nennt sie die Millennials - wollten die Welt vielleicht ein wenig besser machen, aber sonst fast genauso leben wie ihre Eltern.
Erst im April hatten Sozialwissenschaftler in Berlin die Sinus-Jugendstudie vorgestellt, nach der die Jugend in Deutschland strebsam, pragmatisch und fast schon überangepasst ist. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt lasse Teenager eine ungewöhnlich große Nähe zur Elterngeneration suchen, lautete eine Erklärung dafür.
"Ich will Spaß, ich will Spaß" ist passé
Den Jugendlichen gehe es nicht in erster Linie um Spaß und Lebensfreude, wie noch in den 80er Jahren, betont Opaschowski. Sie seien bereit, sich zu engagieren und zu helfen. „Der Ego-Kult gehört der Vergangenheit an.“ Bei Katastrophen seien die 14- bis 24-Jährigen mitunter schneller da als die Feuerwehr. Aber: Die Millennials seien nicht verlässlich. Freiheit und Unabhängigkeit stünden im Vordergrund. Die Bindungsfähigkeit ist für die wenigsten ein wichtiger Wert (27 Prozent). Die Jugend sei relativ bindungs-, kritik- und konfliktscheu. „Diese drei Begriffe - Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit und Bindungsfähigkeit - stehen bei den Jugendlichen am Ende der Werteskala. Das überrascht schon“, findet Opaschowski.
Vor allem junge Männer hielten wenig von Bindungsfähigkeit, nur 22 Prozent der Befragten stuften diesen Wert als besonders wichtig ein. Bei den jungen Frauen waren es immerhin 31 Prozent. „Hier deuten sich mögliche Konflikte in Partnerschaftsbeziehungen an“, glaubt der Zukunftsforscher. Allerdings verweist er zugleich darauf, dass die Zahl der Scheidungen in Deutschland gesunken ist. Ehen werden später geschlossen, halten aber auch aufgrund der höheren Lebensdauer so lange wie nie zuvor.
Die fehlende Bereitschaft zu sozialen Verpflichtungen bekämen heute schon Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Vereine zu spüren. Die Mitgliederzahlen sinken. Opaschowski sieht keine Trendwende. „Sie können davon ausgehen, dass sich die Mitgliederzahlen halbieren werden“, sagt er für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre voraus. Eine Gefahr für die Gesellschaft erkennt der Zukunftsforscher darin aber nicht. Es werde neue, informelle Gruppen geben, die den Anspruch auf Mitgestaltung erheben. Plebiszite, also Abstimmungen des Volkes über eine bestimmte Frage, wie in Großbritannien beim Brexit und Basisbefragungen würden immer wichtiger. Eine neue Form der Demokratisierung, in der sich Formelles und Informelles zusammentue, könne entstehen. Die Millennials setzten eigene Akzente in der Werteorientierung.