Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Bio-Arzneimittel-Hersteller Biotest gewinnt an Investment-Qualität und Reifenhersteller Goodyear stabilisiert den Gewinn. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Heilung möglich; Gewinnung von Präparaten aus Blutplasma Quelle: dpa

Aktientipp: Biotest - Spekulation auf Rückkehr zu alter Gewinnstärke

Außerplanmäßige Abschreibungen von 84 Millionen Euro auf das amerikanische Therapiegeschäft haben die Aktie des SDax-Werts Biotest abstürzen lassen. Wahrscheinlich wird der Hersteller von biologischen Arzneimitteln in diesem Jahr vor Zinsen und Steuern (Ebit) 70 bis 75 Millionen Euro Verlust machen. Nachdem Biotest-Aktien seit März mehr als 700 Millionen Euro Börsenwert verloren haben und derzeit noch 580 Millionen Euro auf die Waage bringen, sind sie eine klassische Turnaround Spekulation. In den Büchern stehen allein 398 Millionen Euro Eigenmittel. Das sind, auch nach den Abschreibungen, noch 41 Prozent der Bilanzsumme. Um sechs bis acht Prozent pro Jahr steigt derzeit weltweit die Nachfrage nach Blutplasmaprodukten, auf die sich Biotest stärker konzentrieren will.

Aktientipp Biotest

Dieses Geschäft wird ausgebaut, etwa, indem Biotest aus einem Liter Blutplasma fünf statt bisher drei verschiedene Präparate gewinnen will. Das schwierige Geschäft mit Antikörpern, das in Amerika zu dem Fehlschlag geführt hat, wird zurückgefahren. Da die Preise bei Plasmaprodukten derzeit unter Druck stehen, dürfte vorerst nur ein Umsatzanstieg im unteren einstelligen Bereich bleiben. Nach den einmaligen Abschreibungen des Sommerquartals arbeitet Biotest seit einigen Wochen wieder rentabel. Investitionen in die Erweiterung des Plasmageschäfts und der Neuaufbau des US-Vertriebs kosten zunächst Geld. Das wird den Ertrag 2016 drücken. 2017 aber könnte Biotest dann wieder an sein altes Gewinnniveau anltes Gewinnniveau anknüpfenknüpfen

Anleihetipp: Goodyear - Heißer Reifen mit dem amerikanischen Dollar

Goodyear hat schwere Jahre hinter sich. Der Rückgang der US-Fahrzeugindustrie führte bei dem in Ohio beheimateten Reifenhersteller zu Verlusten und einer Schwächung des Eigenkapitals. In der Krise 2009 und 2010 musste Goodyear hohe Zinsen zahlen Anleihen von 2010 hatten einen Kupon von 8,25 Prozent. Diese Anleihen (ISIN: US382550BB69) kauft Goodyear nun vorzeitig zurück und bietet im Nennwert von insgesamt einer Milliarde Dollar einen neuen Bond mit nur noch 5,125 Prozent Kupon. Auch diese Anleihe kann Goodyear vorzeitig kündigen, frühestens 2018. Das dabei vorgesehene Kursniveau (102,563 Prozent) sichert Anlegern aber eine Jahresrendite, die – wie zur Endfälligkeit 2023 – bei rund fünf Prozent liegt. Die neue Anleihe lautet auf Dollar, profitiert also vom höheren Zinsniveau in Amerika und den robusten Aussichten der US-Wirtschaft. Seit 2010 ist Goodyear auf Erholungskurs.

Kurs100,85 Prozent
Rendite5,11 Prozent
Kupon:
5,125 Prozent
Laufzeit bis15.11.2023
WährungDollar
ISINUS382550BE09
Stand: 26.11.2015

Mit der steigenden Nachfrage auf den Automärkten wuchs das Verkaufsvolumen. Gleichzeitig konnte Goodyear durch Einsparungen und Produktionsschließungen (zuletzt im nordfranzösischen Amiens) die Kosten senken und durch die Verlagerung hin zu mehr hochwertigen Reifen die Rendite erhöhen. Zu Hilfe kommt Goodyear der Rückgang der Rohstoffpreise, der in diesem Jahr die Kosten für Rohmaterialien um sieben Prozent drücken dürfte. Aus 16,5 Milliarden Dollar Umsatz sollte Goodyear bei einer operativen Marge von 13 bis 14 Prozent 2,2 Milliarden Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation erzielen. Das wäre rund halb so viel wie die Nettoschulden (4,3 Milliarden Dollar). Das Eigenkapital ist mit 4,9 Milliarden höher, sein Anteil an der Bilanzsumme hat sich seit 2009/10 von 10 Prozent auf 28 Prozent erholt. Moody’s stufte Goodyear im August auf Ba2 hoch. Die Anleihen sind ein spekulatives Investment im oberen, etwas sichereren Bereich.

Fondstipp

Fondstipp: Assets Defensive Opp.- Unternehmensbonds schützen vor Minuszinsen

Sehr große Guthaben von Unternehmen oder Pensionsfonds werden nicht als Tages- oder Festgeld angelegt, sondern in ein gegen Bankenpleiten geschütztes Sondervermögen wie einen Geldmarkt- oder Rentenfonds mit kurz laufenden Staatsanleihen bester Bonität gepackt. Weltweit haben Anleger in der zweiten Novemberwoche zwölf Milliarden Dollar in diese Fonds investiert, obwohl deren Renditen häufig negativ sind. Im Euro-Land leiden die Fonds unter dem Anleihekaufprogramm der EZB, die ihnen Anleihen wegschnappt.

Assets Defensive Opp.

Bei einem Drittel der in Europa ausgegebenen Staatsanleihen sind die Renditen negativ, Kurzläufer sind besonders betroffen, bleiben aber gefragt: „Sie sind ein Weg, um mit den steigenden Zinsen umzugehen“, sagt Chris Iggo, Rentenfondschef bei Axa Investment Managers. Drohen Zinserhöhungen können Fondsmanager, nur kurz ausgeliehenes Geld schnell in höher verzinste neue Papiere anlegen. Und wer mit einer weiteren Dollar-Aufwertung gegenüber dem Euro rechnet, kann mit Kurzläuferfonds die Währungswette spielen (siehe Tabelle). Auf Unternehmensanleihen, die in etwa anderthalb Jahren fällig werden, hat sich Thomas Lange bei seinem Assets-Defensive-Fonds spezialisiert. Der Hamburger Vermögensverwalter greift auch mal bei Emittenten zu, die kein Rating haben. Zahlungsausfälle habe es im Fonds noch nicht gegeben, sagt Lange, da er die wackeligen Emittenten streng mithilfe einer speziellen Datenbank prüfe. Im ersten und vierten Quartal eines Jahres geht er größere Risiken ein, weil sich in diesen Monaten mehr Kursgewinn erzielen ließe. Aktuell schaut er sich brasilianische Emittenten an und sucht Öl- und Rohstoffproduzenten, die ihm zwei Prozent Rendite bringen können. Getrennt hat er sich von Anleihen mit Nord/LB-Bezug. „Verkauft die HSH Nordbank ihr Schiffsportfolio, müssten Nord/LB, Commerzbank und KfW die Schiffspreise in den Bilanzen prüfen und mitunter senken.“ Die Banken meidet Lange auch.

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