Aktientipp - Telekom Austria: Großaktionäre wollen weiter dazukaufen
Wen Carlos Slim einmal im Griff hat, den lässt er so schnell nicht wieder los. Auf europäische Kommunikationsunternehmen hat es der Herr des mexikanischen Telekomimperiums América Móvil derzeit abgesehen; sie bieten ihm neue Wachstumsmöglichkeiten, nachdem er den lateinamerikanischen Markt schon dominiert.
Neben der niederländischen KPN, um die gerade der Übernahmekampf tobt, hat Slim seit vergangenem Jahr ein Paket an der österreichischen Telekom Austria. Knapp 23 Prozent sind es derzeit. Noch liegt er damit unter dem österreichischen Staat (28 Prozent). An seinen anderen internationalen Telekomablegern hält Slim in der Regel über 80 Prozent.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Telekom Austria denkt derzeit laut über eine Kapitalerhöhung nach. Das ist wirtschaftlich plausibel, denn demnächst stehen wichtige Versteigerungen von Mobilfunklizenzen an. Zudem wollen die Österreicher in Osteuropa weiter zukaufen. Dass beide Großaktionäre, Österreich wie América Móvil, bei der Kapitalerhöhung mitziehen wollen, zeigt ihr gesteigertes Interesse.
Am 25. September läuft die Frist aus, bis zu der Slim bei einem Übernahmeangebot mindestens noch einmal wie vor einem Jahr 9,50 Euro je Anteil zahlen müsste. Bei Aktienkursen von 5,60 Euro werden die Papiere an der Börse derzeit aber viel billiger gehandelt – unter Zeitdruck steht Slim also nicht. Ohnehin braucht er für eine Erhöhung auf über 25 Prozent die Zustimmung des österreichischen Wirtschaftsministeriums. Eine Privatisierung könnte nach den Wahlen Ende September ein Thema werden.
Telekom Austria wäre für Slim eine Basis für den Telekommassenmarkt Zentral- und Osteuropa. Der ist zwar derzeit durch Preisdruck (vor allem in Österreich) sowie politische und wirtschaftliche Turbulenzen (in Bulgarien) gekennzeichnet; doch ungeachtet dessen konnte Telekom Austria im ersten Halbjahr die Zahl der Festnetzanschlüsse (plus 1,4 Prozent auf 2,62 Millionen) und die der Mobilfunkkunden (plus 4,2 Prozent auf 21,1 Millionen) erhöhen. Dass der Nettogewinn mit 108 Millionen Euro sogar um 33 Prozent zulegte, zeigt, dass die Österreicher auch in schwierigen Märkten profitabel vorankommen.