Anlegeralphabet Dividenden - der Profit der kleinen Leute

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Dividenden sind kein Automatismus

Die Unternehmen schütten meist nur einen Teil ihres Jahresgewinns als Dividende aus. Anders als die Gewinne können Unternehmen also ihre Dividende nach eigenem Ermessen wählen. Neben der Dividendenrendite ist daher eine weitere wichtige Kennzahl das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Hier teilt man den aktuellen Aktienkurs durch den Jahresgewinn des Unternehmens geteilt durch die Anzahl der Aktien. Die Zahl sagt in etwa aus, wie viele Jahre es dauert, bis das in die Aktie investierte Geld verdient ist. Ein niedrigeres KGV ist also günstiger als ein hohes.

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Eine kleine Unschärfe wurde für das bessere Verständnis oben unterschlagen: Nur unter der Voraussetzung, dass der bei der Berechnung im Nenner eingesetzte Jahresgewinn jedes Jahr in gleicher Höhe anfällt und komplett ausgeschüttet wird, entspricht das KGV exakt dem Kehrwert der Dividendenrendite. Da aber fast nie der gesamte Gewinn eines Jahres ausgeschüttet wird und Unternehmen mitunter lange Durststrecken mit Verlusten durchmachen, ist das KGV wie fast jede Kennzahl als Näherungswert zu verstehen. Zudem ändern sich die Kurse ständig, was sich auch auf das KGV auswirkt. Trotzdem hat die Kennzahl ihre Aussagekraft, zum Beispiel dann, wenn zwei Aktien zum gleichen Zeitpunkt miteinander verglichen werden.

Es gibt einen weiteren Unterschied zwischen dem KGV und der Dividendenrendite, der in den Ausführungen oben unterschlagen wurde. Bei der Dividendenrendite wird nämlich nur die tatsächlich ausgeschüttete Dividende auf den Kurs bezogen. Beim KGV rechnet man üblicherweise mit den Jahresüberschüssen aus der Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens. Doch vom Jahresüberschuss wird nicht alles ausgeschüttet, da es zum einen gesetzliche Ausschüttungssperren gibt und innerhalb der gesetzlichen Grenzen die Höhe der Ausschüttung jedes Jahr wieder vom Vorstand der Aktiengesellschaft vorgeschlagen und den Aktionären auf der Hauptversammlung zur Abstimmung vorgelegt wird.

In dem vorhin schon genannten Beispiel der Siemens AG sah das so aus: Das Unternehmen erzielte laut Konzernabschluss im Geschäftsjahr 2016 nach Berücksichtigung der Steuern einen Gewinn von 5,5 Milliarden Euro. Davon wurden nach Beschluss der Hauptversammlung 2,9 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Der Rest wanderte in die Gewinnrücklagen, blieb also im Unternehmen.

Dividenden sind also kein Automatismus. Wie hoch sie sind, richtet sich nicht nur danach, ob überhaupt Gewinn erzielt wurde, sondern auch nach der Ausschüttungspolitik des Managements und der Haltung der Aktionäre dazu. Typischerweise neigen Manager dazu, die Aktionäre knapp zu halten, sprich Gewinne lieber einzubehalten statt auszuschütten. Thesaurierung nennt sich das Sprachmonster, das prima dazu geeignet ist, angehende Wirtschaftswissenschaftler im Grundstudium zu quälen. Er stammt wohl aus dem Altgriechischen und bedeutet „Schatzhaus“.

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