Vor allem die griechischen Banktitel mussten zur Börseneröffnung deutlichen Abschlägen hinnehmen, da sich insgesamt ihr Zustand in dem börsenfreien Monat weiter verschlechtert hat. Vor allem die vier systemrelevanten Banken Griechenlands, also Piräeus Bank, Alpha Bank, Euro Bank und die Nationalbank von Griechenland (NBG) wurden an der Börse abgestraft. Weil die Bankenbranche für ein Fünftel des Athex-Volumens stehen, genügt allein das schon, um den Index auf Talfahrt zu schicken. Daneben sprach der griechische Bankenverband davon, dass die Griechen seit Dezember rund 40 Milliarden Euro von ihren Kontos geholt haben - Geld, dass den Banken auf der Einlagenseite nun fehlt.
Dementsprechend hart traf es die griechischen Banken an diesm Montag: Drei der fünf im heimischen Branchenindex notierten Aktien fielen um die täglich maximal möglichen 30 Prozent. Anschließend wurde der Handel mit diesen Papiere wieder ausgesetzt. "Es gibt noch nicht ausgeführte Verkaufsorders im Volumen von 100 Millionen Euro", sagte Anlageberater Theodore Mouratidis. Daher müsse für Dienstag mit einem weiteren Kursrutsch gerechnet werden, falls nicht einige Anleger die Gelegenheit zum Einstieg nutzten.
Einem exklusiven Reuters-Bericht von Anfang Juli zufolge stehen einige griechische Banken dennoch vor dem Aus. Insidern zufolge könnten von den vier großen Geldhäusern National Bank of Greece, Eurobank, Bank of Piraeus und Alpha Bank nur zwei übrig bleiben. Diese Insitute stehen zusammen mit Attica Bank für etwa ein Fünftel des gesamten Börsenwerts des Athener Aktienmarktes.
Auch Reedereien, Handelsunternehmen und alle stark von der griechischen Binnenkonjunktur abhängigen Unternehmen dürften nach Handelsauftakt weiter unter Druck geraten, zumal das angestrebte Reformprogramm weitere Sparauflagen für den Staat, Steuererhöhungen und neue Belastungen für die Bevölkerung mit sich bringt, die sich negativ auswirken. Die Prognosen erwarten mittlerweile ein neuerliches Schrumpfen der griechischen Wirtschaft um bis zu fünf Prozent.
Anleger, die nach den Kursrückgängen die zu Unrecht abgestraften Titel günstig kaufen wollen, werden aber Geduld brauchen. Die Athener Börse ist nämlich aus Sicht des Index-Anbieters MSCI bereits auf das Niveau eines Schwellenlandes abgerutscht, darüber hinaus droht eine weitere Abstufung. Damit wird der Markt für institutionelle Anleger wie Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltungen oder Versicherer zunehmend problematisch, weil er zunehmend illiquide wird.
Attraktiver für Anleger sind da Griechenlands Ertragsperlen, die einen Großteil ihrer Umsätze im Ausland erzielen oder generell kaum konjunkturabhängig sind. Ein Beispiel ist Coca-Cola Hellenic Bottling, ein Getränkeabfüller, der in 28 Länder liefert und nur sechs Prozent seiner Umsätze in Griechenland macht. Gegen den Trend konnte die Aktie am Montag nach Börseneröffnung sogar um mehr als zwei Prozent zulegen.
Auch Titan Cement, ein Baumaterialproduzent, erzielt nur 14 Prozent seiner Umsätze in Griechenland. Kraftwerksbauer Metka (minus 15 Prozent), Energieproduzent Motor Oil Hellas (minus acht Prozent) oder Schmuckhersteller Folli Follie (minus 15 Prozent, gegen Mittag dann 4,5 Prozent im Plus) sind ebenfalls weitgehend unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung in Griechenland. Auch Lotteriebetreiber Opap oder Spielwarenhersteller Jumbo haben sich während der Griechenland-Krise gut behauptet und sind einen Blick wert. Nach Handelsstart notierten Jumbo 15 Prozent im Minus, Opap verloren zunächst mehr als 21 Prozent.
Damit sich ein Investment in griechische Aktien lohnt, dürften Anleger jedoch Geduld benötigen. Denn noch sind alle griechischen Unternehmen durch die Kapitalverkehrskontrollen eingeschränkt. Marktkenner berichteten, dass die Umsätze der Unternehmen dadurch im vergangenen Monat um 20 bis 30 Prozent eingebrochen sind.
Der Kurssturz in Athen ließ die Anleger anderer Börsen weitgehend kalt. Dax und EuroStoxx50 legten unter anderem dank ermutigender Firmenbilanzen jeweils 0,3 Prozent zu. Der Euro kostete mit 1,0973 Dollar ungefähr so viel wie am Freitagabend.
Unterdessen kommen die Vorgespräche zwischen Griechenland und seinen internationalen Geldgebern über ein drittes Hilfspaket Insidern zufolge voran. Eine Einigung ist die Voraussetzung dafür, dass die Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben und Banken, Unternehmen und eben auch die Börse wieder zum Regelbetrieb zurückkehren können. Bis es soweit ist, dürfte der Blick auf die Kurstafel der Athener Börse wohl weiterhin an eine griechische Tragödie erinnern.
Mit Material von Reuters.