WirtschaftsWoche: Die Werbung für den Aktienfonds Concentra im Jahr 1956 war lustig und politisch unkorrekt. Da ging es um Cognac und Zigaretten im Büro, die Gattin, bei der sich alles um Mode dreht und weitere Klischees. Trauern Sie solchen Zeiten nach?
Matthias Born: Ich mag die alten Karikaturen und habe es noch erlebt, dass in Büros und Sitzungsräumen bei Treffen mit Kunden oder Unternehmen geraucht wurde und es einen Drink gab. Heute muss Kaffee als Genussmittel reichen. Es hat sich sehr viel verändert.
Stimmt es denn noch, dass der Concentra die „Konzentration größter Werte auf kleinste Anteile“ ist, wie damals geworben wurde und Anleger ein Portfolio bekommen, in dem “Gesellschaften mit Weltruf“ stecken? Sie investieren doch nur in Deutschland.
Trotzdem trifft das alles noch zu. Wir haben doch in Deutschland erstklassige Unternehmen, die in ihren Branchen Weltmarktführer sind. Und die Anleger können sich mit einem Anteil für knapp unter 100 Euro an einer Mischung vielversprechender Unternehmen beteiligen und profitieren von deren Kursgewinnen oder auch Dividendenausschüttungen. Der Concentra ist noch immer ein klassisches Einsteigerprodukt, wenn jemand Aktien wünscht. Allerdings setzen Anleger derzeit viel lieber auf Mischfonds, weil die als weniger riskant gelten.
Zur Person
Born (41) verantwortet mit seinem Team bei Allianz Global Investors rund 20 Milliarden Euro in den Publikumsfonds Concentra (deutsche Aktien, 1,9 Milliarden Euro), Allianz Euroland Equity Growth sowie Allianz Europe Equity Growth Select (europäische Aktien). Born hat bis 2009 auch europäische Nebenwerteportfolios gemanagt und bis 2001 in Würzburg BWL studiert.
Der Wohlfühlfaktor ist natürlich bei den Schwankungen am Aktienmarkt nicht so hoch. Allerdings wäre man auch nach einem 50prozentigen Kursrutsch in den vergangenen Jahren innerhalb von vier Jahren wieder im Plus gewesen und hätte ordentlich Rendite gemacht.
Gibt Ihnen die lange Historie des Fonds Gelassenheit, wenn Sie sehen, dass es seit den 60 Jahren viele Krisen und Kriege gab und letztlich unterem Strich die Rendite mit 8,8 Prozent pro Jahr ordentlich war?
Zurücklehnen können wir uns nicht. Inzwischen gibt es viel mehr Konkurrenz als damals und wir müssen einen Mehrwert gegenüber dem Index erzielen können, sonst wird man früher oder später aus dem Markt gedrängt. Hektisch werde ich deshalb aber nicht. Wir haben eine langfristig angelegte Strategie, das bringt Ruhe rein. Da lassen wir uns auch nicht vom Lärm den Broker oder von Nachrichten verleiten und konzentrieren uns auf das, was in unserer Investmentstrategie wichtig ist.
Fonds-Gebühren im Überblick
Der Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf an. Je nach Anlagestrategie des Investmentfonds kann er relativ gering sein, bei Geldmarktfonds liegt der Satz etwa häufig bei rund ein Prozent. Er kann aber auch deutlich höher sein wie bei Aktienfonds, wo fünf Prozent keine Seltenheit sind. Dies bedeutet, dass bei einer monatlichen Sparrate von 50 Euro beim Geldmarktfonds für 49,50 Euro Anteile erworben werden, beim Aktienfonds hingegen nur für 47,61 Euro.
Fondskäufer können den Ausgabeaufschlag aber reduzieren. Direktbanken oder Fondssupermärkte im Internet bieten niedrigere Sätze an oder verzichten sogar ganz auf diese Gebühr. Zu den bekanntesten Fondssupermärkten zählen beispielsweise fondssupermarkt.net, avl-investmentfonds.de und infos.com. Gute Kunden dürfen außerdem auf Sonderkonditionen bei der Hausbank hoffen.
Je länger der Anleger investiert bleibt, desto weniger stark wirkt die Kaufgebühr. Wer monatlich 100 Euro in einen Sparplan mit 5 Prozent Ausgabeaufschlag einzahlt und durchschnittlich fünf Prozent Jahresrendite erzielt, steht nach drei Jahren bei 3.690 Euro. Ohne Kaufgebühren wären es 3.885 Euro. Wer zehn Jahre investiert bleibt, kommt mit dem Ausgabeaufschlag auf ein Guthaben von 14.725 Euro, ohne Gebühr wären es 15.500 Euro.
Die Verwaltungsgebühr liegt im Regelfall zwischen null und zwei Prozent. Oft ist dieser Satz etwas höher, wenn der Ausgabeaufschlag gering ist und umgekehrt. Die Verwaltungsgebühr wird - einmal im Jahr oder auch monatlich - aus dem Fonds bezahlt. Wenn die Gebühr zum Beispiel 1,2 Prozent ist und der Fondswert 10.000 Euro, beträgt die Gebühr 120 Euro im Jahr und das neue Fondsvermögen noch 9.880 Euro.
Die Investmentgesellschaft hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank. Für das Führen dieses Depots wird eine Gebühr erhoben, die im Regelfall aus dem Fondsvermögen bezahlt wird. Diese Gebühr kann bei großen Fonds bis zu 0,3 Prozent des Fondsvolumens per anno ausmachen.
Zusätzlich ist die Depotbank berechtigt, eine Transaktionsgebühr von bis zu 100 Euro je Transaktion, die nicht über die Depotbank getätigt wird, zu erheben. Auch eine zusätzliche Verwahrgebühr von bis zu 0,1 Prozent pro Jahr ist rechtens. Neben den genannten Vergütungen verlangen einige Gesellschaften eine weitere tägliche Vergütung in Höhe von bis zu 0,75 Prozent pro Jahr.
Die Performance Fee ist eine erfolgsabhängige Gebühr. Wenn ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Wertentwicklung aufweist als ein vorher festgelegter Vergleichsindex, wie zum Beispiel der DAX, wird die Performance Fee gezahlt. Wenn eine Performance Fee von 20 Prozent vorgesehen ist, bedeutet das zum Beispiel: Ein Kunde hat ein Fondsvermögen in Höhe von 20.000 Euro. Der Fonds hat in diesem Jahr sechs Prozent Plus gemacht, der Vergleichsindex nur vier Prozent. Das Mehr an Rendite von zwei Prozent sind 400 Euro. Davon bekommt die Gesellschaft 20 Prozent, also 80 Euro.
Performance Fees sind an ganz unterschiedliche Bedingungen geknüpft. Die Investmentgesellschaft profitiert von einem besseren Abschneiden im Vergleich zum Vergleichsindex, muss sich aber nicht zwangsweise auch an Verlusten beteiligen, falls der Index besser war.
Es ist auch möglich, dass Anleger Performance Fee`s zahlen müssen, obwohl der Fonds Verluste gemacht hat. Wenn der Vergleichsindex zehn Prozent Minus gemacht hat, der Fonds aber nur sechs Prozent Minus, war er besser als der Vergleichsindex. Dann lässt die
Investmentgesellschaft es sich vergüten, dass der Fond zwar Verluste gemacht hat, aber eben nicht so viel wie andere.
Transaktionskosten entstehen, wenn im Fonds eine Umschichtung der Wertpapiere stattfindet, also beispielsweise Aktien verkauft und andere dafür gekauft werden. Bei einer solchen Umschichtung entstehen Transaktionskosten, die von den Anlegern bezahlt werden. Je öfter umgeschichtet wird, desto mehr Gebühren müssen gezahlt werden und desto geringer ist die Rendite.
Wegen mangelnder Transparenz bleibt die Höhe der Transaktionskosten in der Regel im Dunkeln. Eine Ausweisung der relevanten Daten im Fondsprospekt geschieht laut Studie der Verbraucherzentrale NRW kaum oder nur unzureichend.
Der Fantasie sind bei den sonstigen Kosten keine Grenzen gesetzt. Rechtliche Vorgaben gibt es so gut wie nicht. So kann es passieren, dass Anleger nicht nur den Ausgabeaufschlag beim Kauf bezahlen, sondern auch einen Rücknahmeabschlag bei der Rückgabe der Anteilsscheine. Und wenn ein Fonds Geld einnimmt, weil er Wertpapiere verleiht, dann kassiert die Gesellschaft dafür oft auch eine Gebühr. Hier empfiehlt sich eine genaue Prüfung der Fondsunterlagen und des amtlichen Verkaufsprospekts um herauszufinden, welche sonstigen Kosten anfallen können.
Eine Hilfe beim Vergleich von Fonds anhand der anfallenden Kosten ist die Total Expense Ratio (TER). Die TER ist eine Gesamtkostenquote, die für Transparenz sorgen soll. Das gelingt allerdings nur zum Teil. Grund ist, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So sind weder die Ausgabeaufschläge enthalten, noch die erfolgsabhängigen Gebühren (Performance Fees). Die Aussagekraft der TER ist daher begrenzt. Laut Morningstar liegt sie bei Aktienfonds bei gut zwei Prozent.
Und was ist das?
Wir suchen nach Unternehmen, die ein nachhaltiges überdurchschnittliches Wachstum sowohl beim Umsatz und Gewinn erzielen können und überdurchschnittliches Kapitalrenditen erwirtschaften. Da ich von einem insgesamt schwachen wirtschaftlichen Wachstum ausgehe, ist es wichtig, dass die Unternehmen dieses Wachstum auch in dem widrigen Umfeld zeigen können. Zudem müssen sie in ihrer Branche so stark sein, in dem sie nicht morgen von der asiatischen Konkurrenz vom Feld gefegt werden. Das hat uns etwa vor Jahren davor bewahrt in die deutschen Solarhersteller zu investieren, die von den Chinesen in die Zange genommen wurden und vielfach kollabierten. Haben wir die Wahl getroffen, wechseln wir nicht wild von einer zur anderen Aktie. Titel wie Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub, der Internetdienstleister United Internet oder den Küchenausrüster Rational sind schon im Concentra, seit ich ihn 2007 übernommen habe. 2015 etwa habe ich nur eine Handvoll Aktien neu aufgenommen.
Um welche Unternehmen ging es?