Intelligent investieren

Zeitlose Anlageprinzipien für Aktien im Höhenrausch

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Zinsmanipulation und die Folgen

Achtung: Zinsmanipulation

Mittlerweile befinden sich die Langfristzinsen für Staatsanleihen an der Nulllinie, für einige Kurläufer sind sie sogar negativ. Für den umsichtigen Investor stellen sich deshalb wichtige Fragen: Was ist der Grund für den Zinsniedergang? Werden die Zinsen niedrig bleiben – oder werden sie, müssen sie, wieder ansteigen? Und vor allem: Was ist der richtige, der sinnvolle Diskontierungszins?     

Die extrem niedrigen Zinsen sind vor allem das Werk der Zentralbanken. Sie bestimmen als „Zinssetzer“ die Kurz- und Langfristzinsen. Die Geldbehörden haben die Zinsen auf ein extrem niedrige Niveaus gedrückt, um die Kreditpyramide, die sie in den vergangenen Jahrzehnten mit ihrer Kreditexpansion errichtet haben, vor dem Einsturz zu bewahren. Im Grunde macht das weltweite Verschuldungsproblem eine Rückkehr zu höheren Zinsen unmöglich.    

Vor allem in realer, das heißt in inflationsbereinigter Rechnung scheint eine „Zinsnormalisierung“ unwahrscheinlich zu sein. Die negativen Realzinsen sind ein von der Politik bevorzugtes Instrument, um die Schuldenlasten still und heimlich abzubauen – auf Kosten der meist uninformierten Gläubiger, die in der Regel auch nicht die Möglichkeit haben, der Entwertung ihrer Ersparnisse zu entkommen.

Wenn nun der Marktzins geldpolitisch manipulierbar ist, und es zudem eine Notwendigkeit gibt, dass die Zinsen niedrig bleiben sollen: Was ist dann zu erwarten? Die Antwort liegt auf der Hand: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen da bleiben, wo sie sind, ist groß; und die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen wieder steigen, ist klein. Keine erfreuliche Botschaft für alle, die ihre Altersvorsorge auf festverzinslichen Papieren aufbauen.

Folgen für den Wert

Aber auch für diejenigen, die in Aktien investieren, wirft das Niedrigzinsumfeld eine gewichtige Frage auf: Welchen Zins soll man zur Wertbestimmung zugrunde legen? Wählen Sie einen Zins, der zu hoch ist, entgehen Ihnen attraktive Investitionsmöglichkeiten, wenn sich nachfolgend herausstellt, dass der Marktzins niedriger ausfällt als erwartet. Legen Sie einen zu niedrigen Zins zugrunde, erleiden Sie Verluste, wenn die Zinsen höher ausfallen als erwartet.

In diese Falle würde der Investor tappen, der beispielsweise mit einem historischen Durchschnittszins in Höhe von, sagen wir, fünf Prozent arbeitet, obwohl der Marktzins in den nächsten zehn Jahren nur bei einem Prozent liegt. Dann wird er heute Anlagen ausschlagen, die drei oder vier Prozent bringen, und künftig wird er nur noch für ein Prozent anlegen können. Nicht besser geht es dem, der eine Rendite von 0,4 Prozent zur Abdiskontierung verwendet, dann aber erkennen muss, dass der Marktzins auf fünf Prozent klettert. Er verpasst die Möglichkeit, sein Geld zu höherer Rendite anzulegen.

Zins und KGV

Die Bedeutung des Zinses lässt sich auch mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) illustrieren. Das KGV setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum Gewinn pro Aktie. Nehmen wir an, der Aktienkurs beträgt 150 Euro, der Gewinn pro Aktie zehn Euro. Das KGV ist 15. Diese Zahl lässt sich auf zwei Arten interpretieren. Zum einen, dass der Anleger 15 Jahre warten muss, bis er seine Investition wieder eingespielt hat; und je höher (niedriger) das KGV ausfällt, desto größer (geringer) ist das Risiko für den Anleger.

Zum anderen gibt das KGV Aufschluss über die Rendite: Der Kehrwert des KGV ist die Gewinnrendite: Bekommen Sie zehn Euro pro Jahr für eine Aktie, die Sie für 150 Euro kaufen, beträgt die Gewinnrendite 6,67 Prozent (zehn Euro geteilt durch 150 Euro mal 100). Sie setzt sich aus zwei Elementen zusammen: dem Marktzins und einer Risikoprämie – denn der Aktionär wird nur investieren, wenn er für das Risiko bezahlt wird.

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