Alle wollen Bankschließfächer Wo Ihre Wertgegenstände sicher lagern

Mehr Einbrüche, weniger Bankfilialen und die EZB-Politik - Deutschland gehen aus mehreren Gründen die Schließfächer aus. Wann sich der sichere Lagerort bei der Bank lohnt und was zu beachten ist.

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Quelle: Fotolia, Montage

Selbst der Rückversicherer Munich Re lagert mittlerweile eine große Summe Bargeld im eigenen Tresor. Der Konzern will vorbereitet sein. Fangen die Banken irgendwann an, den Strafzins, welchen sie bei der Europäische Zentralbank (EZB) auf Einlagen zahlen, an Unternehmen weiterzugeben? Dann wäre Bargeld im Tresor günstiger als auf dem Konto.

Kein Wunder, dass auch immer mehr Verbraucher ein Bankschließfach anmieten wollen. Neben der abstrakten Angst vor der EZB spielt zudem eine ganz profane Sorge eine Rolle: in Deutschland wird bei Einbrüchen immer mehr geklaut. Laut Zahlen des Versicherungsverbands ist die Summe der Schäden in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Immer mehr Verbraucher wollen wichtige Dokumente, Schmuck, Edelmetall oder auch Bargeld lieber im sicheren Schließfach wissen als zu Hause.

In Deutschland ist der Kampf ums Schließfach ausgebrochen. Vor allem in den größeren Städten sei die Nachfrage größer als das Angebot, stellte kürzlich der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) fest. Teilweise gebe es sogar Wartelisten. Trotzdem fragen sich viele Sparer nun, ob sich ein Schließfach lohnt und was es dabei zu beachten gibt. Auch der Tresor in den eigenen vier Wänden ist eine denkbare Alternative. Aber ist sie auch sinnvoll? Die wichtigsten Informationen im Überblick.

In diesen Bundesländern wird am häufigsten eingebrochen
Bayern Quelle: dpa
Thüringen2014 ging die Zahl der Einbrüche um 17,2 Prozent zurück, im Vorjahr waren es noch 1183 Fälle gewesen. Quelle: dpa
SachsenIm Nachbarland Sachsen stieg die Zahl der Einbrüche an. Es wurden 3869 Fälle registriert, im Vorjahr waren es noch 3620. Die Aufklärungsrate lag laut dem offiziellen Bericht bei 22,5 Prozent. Im Vorjahr lag die Aufklärungsquote noch etwas höher bei 29,2 Prozent. Quelle: dpa
Mecklenburg-VorpommernIm Jahr 2014 wurden hier laut der Kriminalstatistik 1530 Fälle erfasst, ein geringfügiger Anstieg im Vorjahresvergleich um 0,6 Prozent. Die Aufklärungsquote lag jedoch niedriger: 2014 konnten 25,8 Prozent, 2013 noch 30,2 Prozent der Fälle aufgeklärt werden. Quelle: dpa
Baden-WürttembergHier gab es innerhalb von zwölf Monaten einen Anstieg der Einbrüche um 19,4 Prozent. 2014 registrierte die Polizei 13.483 solcher Straftaten. Damit liegt sie aber immer noch unter dem Höchststand von 1994 mit 13.681 Einbrüchen. Die Aufklärungsquote konnte leicht erhöht werden und liegt nun bei 17 Prozent. Quelle: dpa
Sachsen-AnhaltLaut Polizei Sachsen-Anhalt liegt die Zahl der Wohnungseinbrüche 2014 bei 2598 Fällen. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie damit nahezu unverändert (2013: 2588 Fälle). Zu den Aufklärungsquoten äußerte sie sich noch nicht. Quelle: dpa
Rheinland-PfalzDas Bundesland legte am 13. April als letztes seine Kriminalstatistik vor. Bislang ist bekannt, dass die Wohnungseinbrüche leicht zurückgingen mit minus 0,7 Prozent. Im Vorjahr waren es 5858 Fälle gewesen. Quelle: dpa

Klassiker fürs Schließfach sind wichtige Dokumente, allen voran Testamente und wichtige Urkunden von Geburt, Hochzeit oder Scheidung. Auch Goldbarren und die Münzsammlung sind im Schließfach besser aufgehoben als im heimischen Wandschrank. Bargeld gehört klassischerweise nicht zu den typischen Schließfachfüllungen, das könnte sich allerdings in nächster Zeit ändern.

Preis und Voraussetzungen

Grundsätzlich ist ein Fach erschwinglich. Je nach Größe und Bank fallen pro Jahr etwa 25 bis 60 Euro im Jahr an. Bei der Frankfurter Sparkasse beispielsweise kostet das kleinste Fach mit bis zu sechs Litern Fassungsvermögen 37 Euro Miete pro Jahr. Für das größte Fach, welches immerhin bis zu 30 Liter fasst, fallen jährlich 110 Euro an. Im Preis enthalten ist auch eine Versicherung gegen Diebstahl bis zu einem Schaden von 10.000 Euro.

Normalerweise muss ein Konto bei der jeweiligen Bank bestehen, um das Schließfach eröffnen zu können. Institute, die auch Nicht-Kunden akzeptieren, fordern von denen oft einen Aufpreis. Ein gültiger Personalausweis reicht für die Anmietung aber aus. Zugang zum Schließfachabteil bekommen Bankkunden normalerweise während der regulären Öffnungszeiten des Instituts.

Alternativ zum Bankschließfach können Dokumente und Edelmetalle auch bei Goldhändlern wie Degussa gelagert werden. "Die Nachfrage nach unserem Schließfach-Service ist über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegen", sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Sprecher der Geschäftsführung Degussa Goldhandel. Aufgrund der sehr guten Auslastung baue Degussa das Angebot immer weiter aus, so das Kapazitäten vorhanden seien. "Kunden wählen den Degussa Schließfach-Service unter anderem, weil sie eine sichere und diskrete Aufbewahrungsmöglichkeit außerhalb des Bankensektors bevorzugen", sagt Wrzesniok-Roßbach.

Sicherheit

Aber wie sicher ist mein Geld im Schließfach? Immer wieder werden einzelne Diebstähle bei Banken bekannt, durch Feuer- oder Wasserschäden kann der Schließfachinhalt ebenfalls vernichtet werden. Eine Versicherung wie bei der Frankfurter Sparkasse ist nicht immer im Mietpreis enthalten. Sparer sollten also genau prüfen, ob ihre eingelagerten Gegenstände abgesichert sind.

Häufig bieten die Kreditinstitute selber, in der Regel über verbundene Versicherer, ergänzende Schließfachpolicen an, mit denen die versicherte Summe aufgestockt werden kann. Achtung: Bargeld ist bei vielen Banken nicht mitversichert! Wer Scheine einlagern will, sollte sich vorher genau erkundigen, welche Regelung die eigene Versicherung hier vorsieht. Das Problem ist vor allem der Schadensfall, denn die Anzahl der eingelagerten Scheine lässt sich nur schwer nachweisen.

Eigene vier Wände als Alternative

Wer die Police nicht über die Bank abschließen will, kann auch die Angebote des Hausratversicherers nutzen. "In vielen Policen ist der Schutz fürs Schließfach mit enthalten", sagt Kerstin Becker-Eiselen, Versicherungsexpertin von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dann müsse geprüft werden, bis zu welchem Wert der Schließfachinhalt abgesichert ist. Egal ob vom Versicherer oder von der Hausbank, wer eine Police abschließt muss gut dokumentieren, was sich im Fach befindet. Anderenfalls bringt der Versicherungsschutz nicht mehr als Ärger.

Nutzen von Zusatzpolicen

Insbesondere der Nutzen einer zusätzlichen - oft teuren Versicherung - über die Bank sollte genau geprüft werden. Diese lohnt sich oft nur, wenn große Werte eingelagert wurden. Grundsätzlich muss auch die Bank für gewisse Schäden haften. Das hängt laut BGB von der Frage ab, ob das Schließfach beziehungsweise die Schließfachanlage mangelhaft war. Lassen sich Mängel nachweisen, haftet die Bank laut BGB "verschuldungsunabhängig".

Dies belegt ein aktueller Fall aus Berlin. Vor dem Kammergericht Berlin (AZ: 26 U 18/15, Urteil vom 2. März 2016) ging es vor allem um die Frage, welche Vorkehrungen eine Bank treffen muss, um Diebstähle zu verhindern. Im konkreten Fall hatte eine Kundin ihre Bank verklagt, nachdem ihr Schließfach leergeräumt worden war. Die Bank hatte einem neuen Kunden ein Fach überlassen, der sich - wie sich später herausstellte - mit einem gefälschten Pass identifiziert hatte. Später am Tag führte ein Bankangestellter den Neukunden zusammen mit zwei Freunden in den Schließfachraum und ließ die drei Männer, die eine große Sporttasche bei sich hatten, dort alleine. Die Männer brachen einige Schließfächer auf. Die 65.000 Euro Bargeld der Kundin waren weg.

Am Ende gab das Kammergericht der Klägerin recht, die Bank habe ihre Aufsichtspflicht verletzt. Sie hätte etwa den Pass auf Echtheit prüfen können, die Sporttasche kontrollieren sowie den Tresorraum mit einer Alarmanlage ausstatten können, die auf Erschütterungen reagiert. Grundsätzlich gilt allerdings, dass die Bank nur zur Haftung gezogen werden kann, wenn der Kunde exakt nachweisen kann, was er im Schließfach aufbewahrt hatte. Zudem muss er belegen, dass er die Gegenstände nicht selber entnommen hat.

Derartige Nachweise gegenüber der Bank können allerdings schwierig sein. Wer Wert darauf legt, im Ernstfall schnell entschädigt zu werden, wird vermutlich in eine Versicherung des Schließfachinhalts investieren. Die kostet im Schnitt pro Jahr etwa ein Prozent der Versicherungssumme an Gebühren kostet.

Der Fall des deutschlandweit bekannt gewordenen Tunnel-Bankraubs 2013 bei einer Volksbank in Berlin illustriert den Nutzen nochmal gut. Rund ein Jahr nach dem Raub protestierten Betroffene vor der Bank, denn sie waren noch nicht entschädigt worden. Nur diejenigen, die den Inhalt ihres Fachs versicherten, hatten bereits Geld erhalten. Alle anderen mussten darauf hoffen, dass Anwälte der Bank nachweisen können, dass der Tunnelraub - etwa durch einen Durchbruchschutz - hätte verhindert werden können.

Der heimische Tresor

Wer Angst vor Bankräubern hat, kann Wertgegenstände auch im heimischen Tresor lagern. Auch hier ist die Nachfrage zuletzt deutlich gestiegen, erklärt Hersteller Hartmann Tresore. Insbesondere bei Privatleuten beobachte man eine erhöhte Nachfrage. Seit dem vergangenen September ist das Interesse deutlich gestiegen. In den vergangen zwei Quartalen sei die Nachfrage um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Zunächst gilt es, für einen einbruchsicheren Tresor den richtigen Standort zu finden. Besonders beliebt sind naturgemäß Wand- oder Möbeltresore, die dem Einbrecher nicht sofort ins Auge springen. Der Widerstandsgrad gibt beim Kauf an, wie schwierig es für den Eindringling wird, den Tresor aufzubrechen. Diese Einstufung ist vor allem für die Versicherung des Tresors wichtig. Nach der jeweiligen Sicherheitsklasse richtet sich der Wert, zu dem letztlich versichert werden darf. Heim-Tresore sind am besten über die Hausratversicherung abgedeckt. Wie bei der Sicherheitsklasse sollten Tresorbesitzer auch bei der Police darauf achten, bis zu welcher Summe der Tresorinhalt versichert ist.

Kostspielig ist der Einbau bei einem Wandtresor, für den normalerweise zunächst ein Loch in die Wand geschlagen werden muss. Die Montage kann also schnell mehrere hundert Euro kosten, gleiches gilt für einen vernünftigen Tresor. Ein guter Wandtresor kostet schnell 150 Euro oder mehr.

Egal ob Bankschließfach oder Tresor, normalerweise lohnt sich die sichere Unterbringung. Vor allem das vergleichsweise günstige Bankschließfach macht sich im Fall eines Einbruchs oder Feuerschadens für wichtige Dokumente oder Schutz schnell bezahlt. So lässt sich auch im Urlaub ruhig schlafen. Wer aus Angst vor der EZB-Politik Bargeld einlagern will, sollte sich das aber gut überlegen. Auch wenn keine Zinsen mehr verloren gehen - das Geld ist normalerweise im Schadensfall nicht versichert.

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