Engelmanns Eigenhandel

Wann Schulden sinnvoll sind - und wann nicht

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Peter Zwegat & Co. haben gut zu tun

Auch im privaten Sektor kann eine übermäßige Verschuldung in den Ruin treiben. Nicht umsonst reisen Schuldnerberater wie Peter Zwegat und Co. durch das Land, um Menschen zu helfen, die sich hoffnungslos verschuldet haben. Der Umstand, dass RTL die finanziell prekäre Lage vieler privater Haushalte zur Grundlage einer Reality-Soap machen konnte, zeigt, dass das Problem der Überschuldung mittlerweile kein gesellschaftliches Randphänomen mehr zu sein scheint.

Doch wann ist eine Kreditaufnahme sinnvoll? Grundsätzlich kann man diese Frage wohl für Staaten, Unternehmen und Privathaushalte gleich beantworten: wenn das aufgenommene Geld für Investitionen genutzt wird.

Kredite für Forschung

Im Falle von Unternehmen leuchtet das unmittelbar ein. Verschuldet sich ein Unternehmen, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben, neue Maschinen anzuschaffen oder in neue Märkte zu expandieren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Investitionen eines Tages auszahlen. Die Finanzierung solcher Investitionen durch die Aufnahme von Fremdkapital birgt zwar auch Risiken, doch sollten diese im Rahmen einer verantwortungsbewussten unternehmerischen Entscheidung handhabbar sein.

Nimmt ein Unternehmen dagegen Schulden auf, um Löhne und Gehälter oder Betriebsmittel zu finanzieren und ist eine solche Kreditaufnahme der Ursache geschuldet, dass die Absatzzahlen seiner Produkte auf Dauer rückläufig sind, droht Gefahr.

Woran Sie denken sollten, wenn Sie einen Kredit brauchen
Vor Ausbruch der Finanzkrise gaben Banken so gut wie jedem einen Kredit, heute sind sie eher knauserig. Die Vorgaben für die Kreditvergabe, an die sich die Geldinstitute nun strikt halten (müssen), besagen nämlich, dass das geliehene Geld mit einem entsprechenden Prozentsatz Eigenkapital besichert werden muss. Je weniger Eigenkapital der Schuldner hat, desto riskanter ist es für die Bank, ob sie das Darlehen je zurückgezahlt bekommt. Dementsprechend gilt: Je schlechter die Bonität eines Antragsstellers, desto teurer wird der Kredit. Quelle: Fotolia
Völlig egal, ob es sich um einen Unternehmenskredit oder Geld für das neue Auto oder das Häuschen geht: Je ehrlicher der Antragsteller sagt, wofür er das Geld braucht und welche Sicherheiten es gibt und je besser er vorbereitet ist, desto besser sind seine Chancen, das Darlehen auch zu bekommen. Quelle: dpa
Dementsprechend wichtig ist es, dass Kreditnehmer alle ihre Unterlagen beim Gespräch dabei haben und nicht zig Mal entscheidende Papiere nachreichen müssen. Wer gleich mit den Bilanzen der vergangenen drei Jahre oder dem Businessplan zu seiner Bank geht, spart sich nicht nur Rennerei, sondern zeigt auch, wie ernst es ihm mit dem Darlehen ist. Quelle: Fotolia
Grundsätzlich wird jeder, der ein Darlehen beantragt, gründlich unter die Lupe genommen. Je höher der Kredit, desto genauer fällt die Prüfung aus: Zum einen analysiert die Bank die wirtschaftliche Situation des Antragsstellers sowie seine Sicherheiten. Zum anderen ist die Zuverlässigkeit beim Abbezahlen alter Schulden wichtig für eine positive Entscheidung. Handelt es sich um ein Unternehmen, spielt auch die zukünftige Entwicklung in der jeweiligen Branche eine Rolle. Gleiches gilt auch für die Erfolge des Betriebes und die Fluktuationsrate bei Mitarbeitern, Stichwort "Brain Drain". Quelle: Fotolia
Es kommt gerade in einem solchen Gespräch nicht gut an, bei einer Frage nervös herumzustammeln. Bereiten Sie sich im Vorfeld des Gesprächs auf die klassischen Fragen vor: Wofür soll der Kredit sein, wie lange soll er laufen, womit soll er zurückgezahlt werden. Unternehmer sollten auch schlüssige Antworten auf Fragen nach Marktanteilen, Gewinnzone und geplanten Investitionen parat haben. Quelle: Fotolia
Da die Bank auf jeden Fall fragen wird, welche Sicherheiten der Kreditnehmer anbieten kann, sollte man vor dem Gespräch darüber nachdenken, welche Vermögenswerte derzeit verfügbar sind. Und noch viel wichtiger: Welche er auch tatsächlich mit einer Hypothek belegen kann. Es nutzt niemanden etwas, wenn nachher die Eigentumswohnung der Bank gehört oder das gesamte Privatvermögen weg ist. Quelle: Fotolia
Gerade wenn es um hohe Summen geht, beispielsweise für die Anschaffung einer neuen Maschine, kann es ratsam sein, den Steuerberater oder jemand aus dem Unternehmensbeirat (sofern vorhanden), mit zum Gespräch zu nehmen. Natürlich können auch Privatpersonen einen Berater mit zu seiner Bank nehmen. Wichtig ist, dass dieser das Gespräch nicht an sich reißt, sondern nur bei Bedarf seine Meinung äußert. Quelle: Fotolia

Steuern für Bildung

Auch für Staaten kann eine Verschuldung durchaus sinnvoll sein. Zwar wünscht sich der Bürger, der Staat käme stets mit dem Geld aus, das er über Steuern und andere Abgaben einnimmt. Doch können sich klug verwendete Kredite, die beispielsweise in Aufrechterhaltung und Ausbau der Infrastruktur oder in Bildungseinrichtungen fließen, für einen Staat durchaus lohnen.

Wenn die Parteien im letzten Wahlkampf verstärkte Bemühungen in puncto Bildung angemahnt haben, mag das manche, mächtig auf die Nerven gegangen sein. Es beißt aber die Maus keinen Faden daran ab, dass der (Aus-) Bildungsgrad der Bürger für die Erhaltung des Wohlstandes von essentieller Bedeutung ist. Nur wenn hervorragend ausgebildete Mitarbeiter in den Unternehmen innovative Produkte entwickeln und herstellen, kann der enorme Wohlstand in den alten Industrienationen auf Dauer erhalten werden.

Gewiss: Nicht jeder Mensch kann Ingenieur werden. Ebenso wahr ist aber auch, dass Ungelernte auf dem deutschen Arbeitsmarkt nur geringe Chancen haben. Hier können kreditfinanzierte, staatliche Hilfsmaßnahmen im Ausbildungsbereich Früchte tragen, die Zins und Tilgung hierfür aufgenommener Kredite auf mittlere bis lange Sicht tragbar erscheinen lassen.

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