Auch im privaten Sektor kann eine übermäßige Verschuldung in den Ruin treiben. Nicht umsonst reisen Schuldnerberater wie Peter Zwegat und Co. durch das Land, um Menschen zu helfen, die sich hoffnungslos verschuldet haben. Der Umstand, dass RTL die finanziell prekäre Lage vieler privater Haushalte zur Grundlage einer Reality-Soap machen konnte, zeigt, dass das Problem der Überschuldung mittlerweile kein gesellschaftliches Randphänomen mehr zu sein scheint.
Doch wann ist eine Kreditaufnahme sinnvoll? Grundsätzlich kann man diese Frage wohl für Staaten, Unternehmen und Privathaushalte gleich beantworten: wenn das aufgenommene Geld für Investitionen genutzt wird.
Kredite für Forschung
Im Falle von Unternehmen leuchtet das unmittelbar ein. Verschuldet sich ein Unternehmen, um Forschung und Entwicklung voranzutreiben, neue Maschinen anzuschaffen oder in neue Märkte zu expandieren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Investitionen eines Tages auszahlen. Die Finanzierung solcher Investitionen durch die Aufnahme von Fremdkapital birgt zwar auch Risiken, doch sollten diese im Rahmen einer verantwortungsbewussten unternehmerischen Entscheidung handhabbar sein.
Nimmt ein Unternehmen dagegen Schulden auf, um Löhne und Gehälter oder Betriebsmittel zu finanzieren und ist eine solche Kreditaufnahme der Ursache geschuldet, dass die Absatzzahlen seiner Produkte auf Dauer rückläufig sind, droht Gefahr.
Steuern für Bildung
Auch für Staaten kann eine Verschuldung durchaus sinnvoll sein. Zwar wünscht sich der Bürger, der Staat käme stets mit dem Geld aus, das er über Steuern und andere Abgaben einnimmt. Doch können sich klug verwendete Kredite, die beispielsweise in Aufrechterhaltung und Ausbau der Infrastruktur oder in Bildungseinrichtungen fließen, für einen Staat durchaus lohnen.
Wenn die Parteien im letzten Wahlkampf verstärkte Bemühungen in puncto Bildung angemahnt haben, mag das manche, mächtig auf die Nerven gegangen sein. Es beißt aber die Maus keinen Faden daran ab, dass der (Aus-) Bildungsgrad der Bürger für die Erhaltung des Wohlstandes von essentieller Bedeutung ist. Nur wenn hervorragend ausgebildete Mitarbeiter in den Unternehmen innovative Produkte entwickeln und herstellen, kann der enorme Wohlstand in den alten Industrienationen auf Dauer erhalten werden.
Gewiss: Nicht jeder Mensch kann Ingenieur werden. Ebenso wahr ist aber auch, dass Ungelernte auf dem deutschen Arbeitsmarkt nur geringe Chancen haben. Hier können kreditfinanzierte, staatliche Hilfsmaßnahmen im Ausbildungsbereich Früchte tragen, die Zins und Tilgung hierfür aufgenommener Kredite auf mittlere bis lange Sicht tragbar erscheinen lassen.