Geldanlage "Das Endspiel hat begonnen"

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Der Altersarmut entgehen

Jens Ehrhardt:

Rauschen wir direkt in die Altersarmut?

Ehrhardt: Mit Rentenpapieren garantiert!

Roelli: Das Schlimme ist, dass die Staaten Versicherer und Pensionskassen mit Regularien zwingen, Staatspapiere, die denen garantiert Verlust bringen, zu kaufen. Regulierer sagen einfach: Staatsanleihen sind sicher, dafür braucht ihr kein Eigenkapital. Selbst für griechische Bonds ist das bis heute nicht geplant. Alle anderen Anlagen gelten als weniger sicher. Versicherer werden immer zum falschen Zeitpunkt in Bonds gedrängt. Man lässt sie gar nicht mehr in Aktien investieren, weil die angeblich zu riskant seien – obwohl es genau umgekehrt ist. So ist zu viel Kapital in die Bondmärkte hineingeflossen. Da hat sich eine Blase gebildet. Wer so fürs Alter spart, wird langfristig klammheimlich enteignet.

Wie kommen Sparer aus dem Dilemma?

Mayer: Politiker werden! Nach 27 Jahren Bundestag gibt es 4.800 Euro monatliche Pension. Das entspricht bei null Zins und drei Prozent Inflation einem Vermögen von rund 1,5 Millionen Euro. Mit 1,5 Millionen Euro Vermögen aber würden Sie von der Politik als vermeintlicher Superreicher einen Kopf kürzer gemacht.

Nun gibt es leider nur 600 Bundestagsmandate. Im Ernst: Wie können Anleger der Repression entgehen?

Ehrhardt: Mit Aktien.

So würde Jens Ehrhardt ein Depot aufteilen (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Mayer: Der Privatanleger aber meidet Aktien, denn er sieht jeden Tag die Schwankungen, und die machen ihm Angst. Und deswegen geht er dann in Dinge rein, die vermeintlich stabil sind, wo aber der Verlust garantiert ist.

Ehrhardt: Schiffsfonds!

Mayer: Oder Immobilien. Da sieht er die Preisschwankungen nicht. Sähe er sie, würden ihm die Haare ausfallen.

Bosomworth: Und wenn die Zeit kommt, in der auch der deutsche Staat dringend Geld braucht, greift er hier zu.

EZB-Chef Mario Draghi dürfte künftig unbegrenzt Staatsanleihen kaufen. Wie passen niedrige Zinsen zur massiven Geldschöpfung und der damit verbundenen Inflationsgefahr? Kommt die Inflation, müssten die Zinsen doch stark anziehen.

Der Rettungsplan

Flossbach: Wenn die Inflation steigt, werden die Zinsen nicht nachziehen. Die Notenbanken halten sie niedrig. Wir bekommen negative Realzinsen, die Zeche zahlt der Sparer. Nur so wird die Entschuldung der Staaten funktionieren.

Mayer: Das Spiel heißt finanzielle Repression. Die Zentralbanken halten die Zinsen im Zusammenspiel mit den Regulierungsbehörden auf einem niedrigen Niveau. Wo sie können, intervenieren sie. Die Europäische Zentralbank kauft Staatsanleihen, die US-Notenbank Fed verkauft kurzfristige Schatzwechsel und kauft langfristige Staatsanleihen, um die langfristigen Zinsen zu senken. Kurz: Die Zentralbanken legen den Zins einfach flach, wie ein Surfbrett im Wasser. Wir haben heute eine Zentralbank-Geldwirtschaft. Die Märkte sind nicht mehr frei, die Zentralbanken werden dafür sorgen, dass der Realzins negativ bleibt, sodass sich überschuldete Staaten und Banken über die Zeit sanieren können. Das läuft in der Euro-Zone wie global.

Roelli: Die finanzielle Repression, bei der Regierungen ihre Finanzierungskosten auf Kosten der Sparer gering halten, ist Teil der Lösung. Man kann die Verschuldung anders nicht mehr korrigieren. Jetzt muss enteignet werden. Sparer und Gläubiger müssen zur Kasse gebeten werden.

Ehrhardt: Politiker und Notenbanker schauen nur noch darauf, dass das Schiff nicht untergeht. Wenn die nicht weiter Geld in den Kreislauf pumpen, klappt alles zusammen. Daher sind die Börsen heute von Politik und Notenbanken gesteuert. Wenn EZB-Chef Draghi sagt, dass er mit aller Gewalt den Euro überleben lassen will, laufen die Börsen wieder. Es kommt heute nicht mehr auf Unternehmensgewinne oder Konjunktur an, sondern darauf, was die Zentralbanker tun.

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