Goldpreis Der Aufwärtstrend beim Gold ist noch intakt

Die Krisenwährung Gold litt zuletzt massiv unter starken Schwankungen. Auf welchem Niveau sich der Goldpreis stabilisieren könnte und warum ein Preisanstieg mittelfristig wahrscheinlicher ist.

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Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Mehr als eine Milliarde Dollar hat John Paulson seit Herbst vergangenen Jahres mit seinem Investment im größten Goldfonds der Welt verloren, dem SPDR Gold Trust. Im Gegensatz zu anderen Hedgefondsgrößen wie George Soros hielt Paulson eisern an seinen Goldbeständen fest. Mit 6,8 Prozent (2,7 Milliarden Dollar) ist er derzeit größter Investor des SPDR – und ihm stehen, wie anderen großen und kleinen Goldbesitzern und Spekulanten, wahrscheinlich noch einige turbulente Monate bevor.

Paulson wir ein Gespür für die richtige Anlagestrategie in Crashzeiten nachgesagt, seit er mit Wetten auf die Finanzkrise in den USA 2008 Milliarden Dollar verdiente – Stichwort Lehman-Brothers-Pleite. Allerdings hat ihn sein Gespür zuletzt verlassen. Denn mit seinen massiven Goldinvestments hat er in den vergangenen Monaten herbe Verluste erlitten. Dass Paulson trotz eines Goldpreisrückgangs von rund 25 Prozent allein in diesem Jahr an seinem Gold-Fonds festhält, zeigt, dass er an Gold als Krisenwährung noch immer glaubt.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Nicht nur der US-Hedgefondsmanager, sondern auch viele Sparer mit Münzen und Barren im Banktresor blicken etwas nervös auf den Goldpreis. „Man kann sie nur damit trösten, dass man Gold als Versicherung im gesamten Portfolio betrachten soll. Der Goldpreis fällt, wenn man weniger Risiken für die Konjunktur, die Inflation und die Finanzmärkte sieht. Das sind für die meisten Anleger gute Nachrichten", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Ihm zufolge glauben momentan die meisten Investoren, es hätte eine Goldblase gegeben – und tatsächlich sei Gold als Rohstoff aus seiner Sicht heute überbewertet. Dieser Imageschaden von Gold-Investments sei nicht so schnell zu beheben. Dazu müssten Anleger aufhören, immer nur auf den Preis schauen. Gold sei eben kein Rohstoff wie Kupfer oder Palladium.

Doch Preisstürze, wie sie Gold bereits seit dem Herbst 2012 erschüttern, kann kaum ein Anleger allein im Vertrauen auf eine goldene Zukunft einfach ignorieren. Die bange Frage lautet daher: Wie weit kann der Goldpreis fallen und gibt es Aussicht auf Erholung? Experten beantworten diese Frage durchaus unterschiedlich. Wie im Folgenden aber zu sehen sein wird, gibt es durchaus eine Tendenz.

Gute Argumente für strukturellen Aufwärtstrend

Deutsche Bank stapelt Gold in Singapur
Der Goldspeicher in Singapur ist nach London der zweitgrößte der Deutschen Bank. „Wir beobachten in dieser Anlagekategorie ein erhebliches Interesse seitens unserer äußerst vermögenden Kunden”, erklärte Mark Smallwood, Leiter Vermögensplanung bei Deutsche Asset & Wealth Management's im asiatisch-pazifischen Raum, gegenüber Bloomberg. „Die Leute wollen Gold an einem Ort lagern, den sie für sicher halten, was oftmals mit einer geographischen Diverzifizierung einher geht.” Quelle: dpa
Der Goldbunker befindet sich in einem stark abgesicherten Bereich im „Singapore FreePort”, in direkter Nachbarschaft liegt der Flughafen Changi. Auch andere Firmen wie Swiss Precious Metals oder JP Morgan lagern hier Gold. Die Bunker müssen einem Flugzeugabsturz oder Erdbeben standhalten.  Quelle: Singapore Freeport
Auf der Webseite des „Singapore FreePort” ist vom „sichersten Lager und Handelsplatz der Welt” die Rede. Daneben gibt es einen weiteren, möglicherweise noch entscheidenderen Vorteil für Anleger: Da das Gebiet im Zollfreigebiet liegt, fallen keine Steuern oder Abgaben an. Quelle: Singapore Freeport
Der „Singapore FreePort” ist nicht nur sicher, sondern sieht auch noch schick aus. Das lockt die Kunden: Die meisten sitzen in asiatischen Ländern, angeführt von Indien und China. Die wachsende Bedeutung dieser Märkte untermauern die neuesten Zahlen des World Gold Council, dem Lobbyverband der Goldindustrie. Die Nachfrage nach Schmuck, Münzen und Barren stieg im ersten Quartal 2013 in Indien um 27 Prozent, in China um 20 Prozent und in den USA um 22 Prozent. Quelle: Singapore Freeport
Die Gänge in dem asiatischen Goldspeicher ähneln wirklich einem Bunker, aber auf moderne Art. Die Verschiebung des Goldhandels von West nach Ost dürfte sich künftig noch verstärken. Die Regierung Singapurs hatte vor kurzem angekündigt, den Marktanteil im globalen Goldhandel von zwei Prozent im Jahr 2012 auf zehn bis 15 Prozent in den nächsten zehn Jahren erhöhen zu wollen.  Quelle: Singapore Freeport
Nachts erstrahlt der Hochsicherheitstrakt in grünem Licht. Die traditionellen Lagerorte für Gold sind bislang London, Zürich und New York. Quelle: Singapore Freeport

Wenn eine prominente Kurve wie der Goldpreis so massiv einbricht wie in den vergangenen Wochen, ist zunächst Vorsicht angesagt. Nach zwölf Jahren Hausse und in der Spitze 650 Prozent Gewinn ist es mit einigen Wochen Korrektur nicht getan. Während die meisten Analysten bereits das Ende der Goldhausse ausrufen und mit weiteren Preisrückgängen rechnen, sehen wieder andere den strukturellen Aufwärtstrend durch die Korrekturen noch nicht gefährdet, rechnen jedoch auch mit weiteren Rückschlägen in den kommenden Monaten. Darüber herrscht selbst unter chronischen Goldoptimisten kaum ein Zweifel. Kein Wunder, dass selbst Goldoptimist Felix Zulauf zunächst nur „piano“ zum Kauf rät.

Als Ursache der Goldpreisschwäche nennt etwa der bekannte Goldexperte Ronald-Peter Stöferle, Gesellschafter beim Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum, gleich mehrere Gründe.

In seiner Studie vom Ende Juni konstatiert Stöferle, dass nicht wie gemeinhin angenommen die Inflationsrate mit dem Goldpreis korreliert, sondern vielmehr die Veränderung der Inflationsrate maßgeblichen Einfluss auf den Goldkurs hat. Seiner Analyse nach hat insbesondere das derzeitige Umfeld abnehmender Inflation und damit steigenden Deflationsdrucks eine historisch nachvollziehbar schlechten Einfluss auf den Goldpreis. Dieser Zustand der „Disinflation“ ist also Gift für Goldanleger. Erst eine wachsende Inflationsrate oder aber eine Wirtschaft mit sinkenden Preisen, also Deflation, bereite den Boden für einen steigenden Goldpreis.

Weitere Belastungsfaktoren sieht Stöferle in den wieder ansteigenden Realzinsen und steigenden Opportunitätskosten für Goldinvestoren in Folge steigender Aktienmärkte. Vor allem die Abflüsse aus börsennotierten Goldfonds – dem sogenannten Papiergold – dienten demnach einer Umschichtung in andere Anlageklassen wie Aktien, um dort mehr Rendite zu erwirtschaften. Zunehmend negative Analystenmeinungen sowie eine Verstärkung des Negativtrends durch kaskadenartige Verkäufe trendfolgender Handelssysteme hat dies den Goldpreis unter Druck gebracht.

Vor dem Hintergrund rekordhoher Short-Positionen institutioneller Anleger, mit denen diese auf einen fallenden Goldpreis setzten, kam auch von mehreren Seiten der Verdacht auf, die Verkäufer hätten den Goldpreis zu drücken versucht, damit die Short-Optionen nicht wertlos verfallen. Ein Bericht des US-Anlegermagazins Barron’s, einem Kooperationspartner der WirtschaftsWoche, hat Indizien dafür zusammengetragen.

Auch die zeitweise zurückgekehrte Zuversicht für ein allmähliches Abklingen der Euro-Schuldenkrise hat den Goldpreis gedrückt, da der Sicherheitsaspekt bei Goldanlegern in den Hintergrund rückte. Indiz dafür ist laut Stöferle einerseits die Goldpreisbewegung in Relation zu den abnehmenden Risikoprämien für spanische und italienische Staatsanleihen gegenüber dem sicheren Hafen der Bundesanleihe. Andererseits kam der langfristige Abwärtstrend von Währungen gegenüber Gold 2011 vorerst zum Erliegen und drehte in diesem Jahr sogar ins Positive. Dass die massiven Verkäufe vor allem seitens der renditehungrigen Spekulanten erfolgten, aber auf Werterhalt bedachte Privatanleger unvermindert oder nach Preiseinbrüchen sogar vermehrt Münzen und Barren kauften, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Gold zumindest für Profis als Krisenwährung an Bedeutung verloren hat.

"Versicherung in der Krise"

Die Vermögensmanager Felix und Roman Zulauf fürchten eine globale Krise aus Japan. Warum Chinas Konjunktur bremst, die Eurokrise zurückkehren könnte und die Anlagestrategie für heraufziehende Risiken.
von Frank Doll

„In den vergangenen Jahren war Gold als Versicherung in der Krise und als Alternative für zinslose Währungen wichtig. Jetzt aber treten die Risiken dank der wirtschaftlichen Erholung in den Hintergrund – vor allem in den Vereinigten Staaten“, sagt Weinberg. Nachdem Ben Bernanke angekündigt hatte, die expansive Geldpolitik zurückzunehmen, wenn sich die US-Konjunktur erholt, sind in den USA die Realzinsen wieder positiv. Jede erfreuliche Meldung zur Konjunktur lässt die Anleihezinsen steigen und belastet somit den Goldpreis. Insbesondere länger laufende US-Staatsanleihen werfen wieder eine positive Rendite ab. Die Anzeichen von Normalisierung drängt somit die Spekulanten aus dem Goldmarkt.

Langfristig bleibt jedoch die Frage, ob die Risiken nicht zurückkehren. „Ich traue dem Frieden nicht“, sagt Weinberg. „Schon vor Draghis Rede vom vergangenen Mittwoch habe ich befürchtet, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben werden. Jetzt haben wir Gewissheit, daher zeigt der Goldpreis in Euro gerechnet bereits Stabilisierungstendenzen. Und ich fürchte, dass Ben Bernankes Nachfolger an der Spitze der US-Notenbank den Geldhahn weiter aufgedreht lässt.“

Stöferle wie auch andere Kenner des Goldmarktes betonen daher, dass der Goldpreis zwar nach Erreichen des Allzeithochs im September 2011 in eine Korrekturphase übergegangen ist, diese Korrektur jedoch noch nicht besorgniserregend sei. Der Goldexperte geht in seiner Prognose davon aus, dass sich das Edelmetall in einer langfristigen Konsolidierungsphase befindet. Die extrem schlechte Stimmung der Investoren gegenüber Gold betrachtet er in seiner Analyse eher als Kontroindikator. „Skepsis, Angst und Panik sind nie der Endpunkt einer langfristigen Hausse“, schreibt Stöferle in seiner Studie.

Er vergleicht die aktuellen Preisrückgänge vielmehr mit der Korrekturphase von 1974 bis 1976. Von der Dauer gesehen, läuft es wie in der Korrektur während der Goldhausse in den Siebzigern. Vom 30. Dezember 1974 bis 31. August 1976 fiel Gold von 197,50 auf 103,50 Dollar. Damals wie heute haben temporär fallende Inflationsraten, steigende Realzinsen und extremer Goldpessimismus gedrückt. Wer sich anstecken ließ, durfte dann zuschauen, wie sich der Preis bis Januar 1980 mehr als verachtfachte.

Wie stark die bisherigen Korrekturen im Goldbullenmarkt  ausgefallen sind

Hoch erreicht am

bei Goldpreis

vorheriger Preisanstieg in Prozent

Korrekturtief erreicht am

bei Goldpreis

Preisrückgang in Prozent

Gold in Dollar

05.02.2003

389,05

07.04.2003

319,15

–18,0

01.04.2004

431,05

+35,1

10.05.2004

371,65

–13,8

02.12.2004

456,89

+22,9

09.02.2005

410,40

–10,2

12.05.2006

730,40

+78,0

14.06.2006

559,75

–23,4

17.03.2008

1032,70

+84,5

24.10.2008

682,41

–33,9

03.12.2009

1226,56

+79,7

05.02.2010

1044,89

–14,8

21.06.2010

1265,30

+21,1

28.07.2010

1157,03

–8,6

07.12.2010

1423,95

+23,1

28.01.2011

1308,25

–8,1

06.09.2011

1923,23

+47,0

28.06.2013 (?)

1180,50

–38,6

Gold in Euro

12.05.2006

566,47

14.06.2006

429,56

–24,2

17.03.2008

657,02

+53,0

12.09.2008

526,03

–19,9

20.02.2009

788,44

+49,9

06.04.2009

646,37

–18,0

08.06.2010

1045,87

+61,8

29.07.2010

886,31

–15,3

07.12.2010

1076,05

+21,4

27.01.2011

956,52

–11,1

09.09.2011

1378,18

+44,1

26.09.2011

1138,64

–17,4

01.10.2012

1389,04

+22,0

28.06.2013 (?)

907,72

–34,7

Quelle: Bloomberg; Stand: 2. Juli 2013 

Stöferle rechnet daher mit einer baldigen Bodenbildung und prognostiziert als nächstes Zwölf-Monats-Ziel einen Goldpreis von 1480 Dollar je Feinunze. Langfristig aber hält er sogar 2230 Dollar je Feinunze für möglich.

Wenn der Goldpreis in klassischer Manier von seiner kompletten zwölf Jahre andauernden Hausse-Bewegung (von 250 auf 1920 Dollar, also 1670 Dollar) etwa die Hälfte abgibt, ergäbe das ein theoretisches Korrekturziel um 1100 Dollar. Bei weiterhin hohen Schwankungen könnten sich langfristige Goldstrategen also zwischen 1000 und 1200 Dollar auf die Lauer legen. Nach dem Sturz ist dann durchaus eine ebenso heftige Gegenbewegung möglich – vielleicht sogar bis 1500 Dollar, dem Beginn der scharfen Gold-Baisse im April.

Prognosen von Goldman Sachs und Co.

So steht es um die wichtigsten Edelmetalle

Die Prognosen, die den Goldpreis auf Talfahrt sehen, nehmen derweil zu. Weil die US-Notenbank Fed ihre extrem lockere Geldpolitik schrittweise zurücknehmen werde, rechnet die US-Großbank Goldman Sachs mit weiter sinkenden Goldnotierungen – obwohl das Edelmetall mit 300 Dollar Kursverlust in drei Monaten schon einen Crash hinter sich hat. Auch die Chance auf eine Erholung der Konjunktur trübe die Aussichten des Krisenmetalls. Ende 2014 könnte das gelbe Metall nur noch etwas mehr als 1000 Dollar wert sein.

Generell werden die Auguren vorsichtiger. Die DZ Bank verweist auf das Ausbleiben von Inflation, rechnet mit einem stärkeren Dollar und spricht vom Ende der Gold-Party. Credit Suisse sieht vor allem professionelle Anleger auf der Verkäuferseite. Das goldene Ziel der Schweizer: 1000 Dollar bis Mitte 2014. Nach Angaben der Edelmetallexperten vom World Gold Council ging die Goldnachfrage in diesem Jahr um 13 Prozent zurück.

Auch Morgan Stanley prognostiziert derzeit einen auf Jahre fallenden Goldpreis und begründet dies mit einem absehbaren Ende der Geldschwemme durch die US-Notenbank. Demnach erwarten die US-Banker für das laufende Jahr noch einen Höchstpreis von 1409 Dollar. Für 2014 erwarten sie einen Maximalpreis von 1313 Dollar. Aber immerhin: Trotz ausgewiesenen Pessimismus wäre das vom jetzigen Niveau aus betrachtet noch ein Plus.

Wie schnell sich der Goldpreis auch wieder erholen kann, hat die vorige Woche gezeigt. Als es zur Regierungskrise in Portugal kam, zog der Goldpreis schlagartig wieder an. Kaum war die Regierungskrise nach wenigen Tagen beigelegt, galt die einzige Sorge der Investoren wieder dem möglichen Ende der Geldspritzen durch die Notenbank. Als EZB-Präsident Draghi die Märkte mit der Aussicht auf dauerhaft niedrige Zinsen zu beruhigen versuchten, litt der Goldpreis ebenso wie der Anleihen- und Aktienmarkt.

Fakten zu den deutschen Goldreserven

In dieser Konstellation verhielt sich der Markt also paradox. Denn niedrige oder gar negative Realzinsen sind eigentlich eine gute Voraussetzung für einen steigenden Goldpreis. Zugleich sind die Probleme und Krisenherde an den Finanzmärkten nicht weniger geworden: Chinas Notenbank tritt bei der Kreditvergabe auf die Bremse und laviert am Rande einer massiven Bankenkrise. Japan will die Geldmenge bis 2014 verdoppeln und so die Inflation zur Konjunkturbelebung schüren. Auch in Südeuropa steht es unverändert schlecht um die Krisenländer Griechenland, Italien, Spanien und Zypern. In Frankreich droht nach verfehlter Wirtschaftspolitik auch noch ein neuer Krisenherd weit größeren Ausmaßes. Es gibt also reichlich Gründe dafür, an einen langfristigen Erfolg eines Goldinvestments zu glauben.

Obwohl als Krisenschutz sinnvoll, sieht Weinberg den Goldpreis weiter skeptisch. „Wir rechnen mit einer Stabilisierung beim Goldpreis, aber es gibt kaum Anlass für eine Gold-Hausse. Der Goldpreis wird wohl langsamer steigen, als von uns gedacht“, prognostiziert Weinberg.

Argument für Gold

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Aktien waren 2012 der Renner an der Börse. Trotzdem griff gerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger zu den Anteilsscheinen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes, die das Anlageverhalten der Deutschen untersuchte. Handelsblatt Online zeigt, wo die Deutschen 2012 ihr Geld investierten und welche Anlageprodukte die Anleger dieses Jahr im Visier haben. Quelle: gms
Senioren sind Top-AnlegerDer Anteil der Deutschen, die 2012 einen nennenswerten Geldbetrag angelegt haben, steigt mit zunehmenden Alter erkennbar an. Im Gesamtdurschnitt gibt mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfe der Befragten an, über entsprechende Finanzanlagen zu verfügen. Unter den Frauen beträgt der Anteil 53 Prozent, unter den Männern 55 Prozent. Mit 47 Prozent bilden Anleger im Alter von 18 bis 39 Jahren die kleinste Anlegergruppe. Die größte Gruppe bilden mit 65 Prozent Anleger ab 60 Jahren. Quelle: gms
Freud und Leid bei den AnlegernTrotz eines weiteren Euro-Krisenjahr stieg der Dax 2012 auf ein neues Allzeithoch. Auf das gesamte Jahr hochrechnet legte der Leitindex um gut 30 Prozent zu. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) der deutschen Anleger zeigte sich trotz der guten Kursentwicklung mit der Werteentwicklung ihrer Finanzanlage unzufrieden. Quelle: dpa
Festgeld und Tagesgeld besonders beliebtIm laufenden Jahr 2012 waren bei den deutschen Anlegern Festgeld und Tagesgeld die beliebtesten Anlageprodukte. Obwohl der Dax in diesem Jahr um rund 30 Prozent zulegte, rangieren börsennotierte Finanzprodukte erst deutlich danach. Gerade einmal jeder fünfte Deutsche investierte sein Geld in Aktien. Darauf folgten Immobilien mit knapp 17 Prozent. Das in der Krise besonders beliebte Anlageobjekt Gold, war mit gerade einmal neun Prozent ebenfalls auf den hinteren Plätzen. Quelle: gms
Frauen mögen Festgeld und meiden AktienWährend Frauen tendenziell stärker in Festgeld sowie Tagesgeld investiert sind, meiden sie Aktienanlagen noch in stärkerem Maße als Männer. Bei Fonds sind hingegen nur geringfügige, bei Immobilien, Gold und anderen Edelmetallen sogar überhaupt keine Unterschiede im Anlageverhalten von Männern und Frauen feststellbar. Quelle: dpa
Potenzial für Immobilien und GoldNeben Festgeld und Tagesgeld würden die Verbraucher 2013 auch stärker in Immobilien, Gold und andere Edelmetalle investieren, wenn sie einen größeren Geldbetrag dafür zur Verfügung hätten. Den größten Zuwachs im Vergleich zu 2012 erleben Immobilien. 46 Prozent aller deutschen Anleger würden sich ein Haus oder eine Wohnung anschaffen. 2012 investierten gerade einmal 17 Prozent in Immobilien. Auch die Krisenwährung Gold ist 2013 deutlich beliebter. Knapp 30 Prozent der deutschen Anleger würden sich größere Goldbestände zulegen. Quelle: obs
Geringe Risikobereitschaft bei der AnlageTrotz des derzeit allgemein niedrigen Zinsniveaus können sich nur neun Prozent der Anleger vorstellen, bei künftigen Finanzanlagen mit einer höheren Risikobereitschaft gegebenenfalls eine höhere Renditen zu erzielen. Mit 91 Prozent legt die Mehrheit der deutschen Sparer einen großen Wert auf Sicherheit. Quelle: gms

Ronald-Peter Stoeferle betont in seiner jüngsten Analyse daher nochmals den Sicherheitscharakter. Das fundamentale Argument für Gold sei überzeugender denn je. „Wenn es jemals Bedarf an monetärer Versicherung gegeben hat, so ist es heute“, heißt es gleich zu Beginn der Studie.

Das gilt insbesondere für Privatanleger, die physisches Gold in Form von Münzen und Barren kaufen -aber weniger  als Spekulationsobjekt sondern vielmehr als goldene Reserve für Krisenzeiten. Langfristig denkende Strategen wie Felix Zulauf erwarten, dass sich Gold nach einer vorübergehenden Schwäche wieder erholen dürfte.

Aktuell bleibt dennoch große Unsicherheit. Wer sein physisches Gold behalten will, kann sich vorübergehend mit Derivaten gegen einen weiteren Kursverlust absichern. Zum Einsatz können börsengehandelte Fonds kommen (ETFs), die entgegengesetzt zum Goldpreis laufen. Routinierte Anleger können zu Faktor-Zertifikaten greifen, die bei Goldpreisabschlägen überdurchschnittlich stark zulegen. So behält Gold seine Funktion als Krisenschutz, die Risiken von Verlusten werden jedoch abgemildert.

Metall behalten, Papier dazupacken
ETF und Zertifikat, mit denen sich Münzen oder Barren im Depot absichern lassen (bei aktuell 1225 Dollar je Feinunze Gold)
Short-ETFShort-Zertifikat
Kurs (Euro)22,30230,60
Stoppkurs (Euro)18,60200,80
FunktionWandelt die täglichen Verluste
des Goldpreises in gleicher
Höhe in Gewinne um, läuft
also entgegengesetzt zum
Goldpreis (in Dollar); keine
Laufzeitgrenze
Wandelt die täglichen Verluste des Goldpreises
mit Faktor sechs in Gewinne um;
Beispiel: Sinkt Gold an einem Tag um 3
Prozent, steigt das Zertifikat um 18 Prozent;
Achtung: hohe Verluste bei Goldpreisanstieg
(Stoppkurs beachten),
schleichende Verluste im Seitwärtstrend
Kauf-Verkaufs-
Spanne
0,8 Prozent0,1 Prozent
EmittentinETF SecuritiesDeutsche Bank
ISINDE000A0V9X09DE000DX6GLD2
Chance/Risiko7/610/9
Quelle: Thomson Reuters; Stand: 08.07.2013

Der berühmte Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf rät Goldkäufern vorerst noch zur Zurückhaltung. Bevor der Goldpreis wieder in eine stabilen Aufwärtstrend eintrete, müsste erst die Krisenstimmung wieder steigen. „Der Startschuss kommt aber spätestens dann, wenn die Notenbanken massiv handeln müssen, also wieder größere Systemrisiken auftreten“, sagt Zulauf im Interview mit der WirtschaftsWoche. [Link 8432470].

Die Stimmung sei am Goldmarkt inzwischen schlechter als beim Einbruch 2008. Damit seien die Voraussetzungen für eine Bodenbildung beim Goldpreis eigentlich gut. „Ich denke, der Goldpreis ist diesem Tief ziemlich nahe. Zwischen 1150 und 1250 je Unze sollte das Tief erreicht werden. Es ist jetzt sicher nicht der geeignete Zeitpunkt, Gold zu verkaufen“, so der berühmte Vermögensverwalter.

Kaufwilligen rät er hingegen dazu, zunächst nur in kleinen Schritten zu investieren und die Entwicklung im Blick zu behalten. Für alle, die Gold bereits halten, gilt hingegen: Ruhe bewahren. Daran hält sich offenbar auch Hedgefondsmanager John Paulson. Denn noch hat er die Verluste nur auf dem Papier gemacht. Irgendwann mag der Tag kommen, an dem sein Goldinvestment wieder im Plus ist.

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