Mehr als eine Milliarde Dollar hat John Paulson seit Herbst vergangenen Jahres mit seinem Investment im größten Goldfonds der Welt verloren, dem SPDR Gold Trust. Im Gegensatz zu anderen Hedgefondsgrößen wie George Soros hielt Paulson eisern an seinen Goldbeständen fest. Mit 6,8 Prozent (2,7 Milliarden Dollar) ist er derzeit größter Investor des SPDR – und ihm stehen, wie anderen großen und kleinen Goldbesitzern und Spekulanten, wahrscheinlich noch einige turbulente Monate bevor.
Paulson wir ein Gespür für die richtige Anlagestrategie in Crashzeiten nachgesagt, seit er mit Wetten auf die Finanzkrise in den USA 2008 Milliarden Dollar verdiente – Stichwort Lehman-Brothers-Pleite. Allerdings hat ihn sein Gespür zuletzt verlassen. Denn mit seinen massiven Goldinvestments hat er in den vergangenen Monaten herbe Verluste erlitten. Dass Paulson trotz eines Goldpreisrückgangs von rund 25 Prozent allein in diesem Jahr an seinem Gold-Fonds festhält, zeigt, dass er an Gold als Krisenwährung noch immer glaubt.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Nicht nur der US-Hedgefondsmanager, sondern auch viele Sparer mit Münzen und Barren im Banktresor blicken etwas nervös auf den Goldpreis. „Man kann sie nur damit trösten, dass man Gold als Versicherung im gesamten Portfolio betrachten soll. Der Goldpreis fällt, wenn man weniger Risiken für die Konjunktur, die Inflation und die Finanzmärkte sieht. Das sind für die meisten Anleger gute Nachrichten", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Ihm zufolge glauben momentan die meisten Investoren, es hätte eine Goldblase gegeben – und tatsächlich sei Gold als Rohstoff aus seiner Sicht heute überbewertet. Dieser Imageschaden von Gold-Investments sei nicht so schnell zu beheben. Dazu müssten Anleger aufhören, immer nur auf den Preis schauen. Gold sei eben kein Rohstoff wie Kupfer oder Palladium.
Doch Preisstürze, wie sie Gold bereits seit dem Herbst 2012 erschüttern, kann kaum ein Anleger allein im Vertrauen auf eine goldene Zukunft einfach ignorieren. Die bange Frage lautet daher: Wie weit kann der Goldpreis fallen und gibt es Aussicht auf Erholung? Experten beantworten diese Frage durchaus unterschiedlich. Wie im Folgenden aber zu sehen sein wird, gibt es durchaus eine Tendenz.
Gute Argumente für strukturellen Aufwärtstrend
Wenn eine prominente Kurve wie der Goldpreis so massiv einbricht wie in den vergangenen Wochen, ist zunächst Vorsicht angesagt. Nach zwölf Jahren Hausse und in der Spitze 650 Prozent Gewinn ist es mit einigen Wochen Korrektur nicht getan. Während die meisten Analysten bereits das Ende der Goldhausse ausrufen und mit weiteren Preisrückgängen rechnen, sehen wieder andere den strukturellen Aufwärtstrend durch die Korrekturen noch nicht gefährdet, rechnen jedoch auch mit weiteren Rückschlägen in den kommenden Monaten. Darüber herrscht selbst unter chronischen Goldoptimisten kaum ein Zweifel. Kein Wunder, dass selbst Goldoptimist Felix Zulauf zunächst nur „piano“ zum Kauf rät.
Als Ursache der Goldpreisschwäche nennt etwa der bekannte Goldexperte Ronald-Peter Stöferle, Gesellschafter beim Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum, gleich mehrere Gründe.
In seiner Studie vom Ende Juni konstatiert Stöferle, dass nicht wie gemeinhin angenommen die Inflationsrate mit dem Goldpreis korreliert, sondern vielmehr die Veränderung der Inflationsrate maßgeblichen Einfluss auf den Goldkurs hat. Seiner Analyse nach hat insbesondere das derzeitige Umfeld abnehmender Inflation und damit steigenden Deflationsdrucks eine historisch nachvollziehbar schlechten Einfluss auf den Goldpreis. Dieser Zustand der „Disinflation“ ist also Gift für Goldanleger. Erst eine wachsende Inflationsrate oder aber eine Wirtschaft mit sinkenden Preisen, also Deflation, bereite den Boden für einen steigenden Goldpreis.
Weitere Belastungsfaktoren sieht Stöferle in den wieder ansteigenden Realzinsen und steigenden Opportunitätskosten für Goldinvestoren in Folge steigender Aktienmärkte. Vor allem die Abflüsse aus börsennotierten Goldfonds – dem sogenannten Papiergold – dienten demnach einer Umschichtung in andere Anlageklassen wie Aktien, um dort mehr Rendite zu erwirtschaften. Zunehmend negative Analystenmeinungen sowie eine Verstärkung des Negativtrends durch kaskadenartige Verkäufe trendfolgender Handelssysteme hat dies den Goldpreis unter Druck gebracht.
Vor dem Hintergrund rekordhoher Short-Positionen institutioneller Anleger, mit denen diese auf einen fallenden Goldpreis setzten, kam auch von mehreren Seiten der Verdacht auf, die Verkäufer hätten den Goldpreis zu drücken versucht, damit die Short-Optionen nicht wertlos verfallen. Ein Bericht des US-Anlegermagazins Barron’s, einem Kooperationspartner der WirtschaftsWoche, hat Indizien dafür zusammengetragen.
Auch die zeitweise zurückgekehrte Zuversicht für ein allmähliches Abklingen der Euro-Schuldenkrise hat den Goldpreis gedrückt, da der Sicherheitsaspekt bei Goldanlegern in den Hintergrund rückte. Indiz dafür ist laut Stöferle einerseits die Goldpreisbewegung in Relation zu den abnehmenden Risikoprämien für spanische und italienische Staatsanleihen gegenüber dem sicheren Hafen der Bundesanleihe. Andererseits kam der langfristige Abwärtstrend von Währungen gegenüber Gold 2011 vorerst zum Erliegen und drehte in diesem Jahr sogar ins Positive. Dass die massiven Verkäufe vor allem seitens der renditehungrigen Spekulanten erfolgten, aber auf Werterhalt bedachte Privatanleger unvermindert oder nach Preiseinbrüchen sogar vermehrt Münzen und Barren kauften, ist ein weiteres Indiz dafür, dass Gold zumindest für Profis als Krisenwährung an Bedeutung verloren hat.
"Versicherung in der Krise"
„In den vergangenen Jahren war Gold als Versicherung in der Krise und als Alternative für zinslose Währungen wichtig. Jetzt aber treten die Risiken dank der wirtschaftlichen Erholung in den Hintergrund – vor allem in den Vereinigten Staaten“, sagt Weinberg. Nachdem Ben Bernanke angekündigt hatte, die expansive Geldpolitik zurückzunehmen, wenn sich die US-Konjunktur erholt, sind in den USA die Realzinsen wieder positiv. Jede erfreuliche Meldung zur Konjunktur lässt die Anleihezinsen steigen und belastet somit den Goldpreis. Insbesondere länger laufende US-Staatsanleihen werfen wieder eine positive Rendite ab. Die Anzeichen von Normalisierung drängt somit die Spekulanten aus dem Goldmarkt.
Langfristig bleibt jedoch die Frage, ob die Risiken nicht zurückkehren. „Ich traue dem Frieden nicht“, sagt Weinberg. „Schon vor Draghis Rede vom vergangenen Mittwoch habe ich befürchtet, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben werden. Jetzt haben wir Gewissheit, daher zeigt der Goldpreis in Euro gerechnet bereits Stabilisierungstendenzen. Und ich fürchte, dass Ben Bernankes Nachfolger an der Spitze der US-Notenbank den Geldhahn weiter aufgedreht lässt.“
Stöferle wie auch andere Kenner des Goldmarktes betonen daher, dass der Goldpreis zwar nach Erreichen des Allzeithochs im September 2011 in eine Korrekturphase übergegangen ist, diese Korrektur jedoch noch nicht besorgniserregend sei. Der Goldexperte geht in seiner Prognose davon aus, dass sich das Edelmetall in einer langfristigen Konsolidierungsphase befindet. Die extrem schlechte Stimmung der Investoren gegenüber Gold betrachtet er in seiner Analyse eher als Kontroindikator. „Skepsis, Angst und Panik sind nie der Endpunkt einer langfristigen Hausse“, schreibt Stöferle in seiner Studie.
Er vergleicht die aktuellen Preisrückgänge vielmehr mit der Korrekturphase von 1974 bis 1976. Von der Dauer gesehen, läuft es wie in der Korrektur während der Goldhausse in den Siebzigern. Vom 30. Dezember 1974 bis 31. August 1976 fiel Gold von 197,50 auf 103,50 Dollar. Damals wie heute haben temporär fallende Inflationsraten, steigende Realzinsen und extremer Goldpessimismus gedrückt. Wer sich anstecken ließ, durfte dann zuschauen, wie sich der Preis bis Januar 1980 mehr als verachtfachte.
Wie stark die bisherigen Korrekturen im Goldbullenmarkt ausgefallen sind | |||||
Hoch erreicht am | bei Goldpreis | vorheriger Preisanstieg in Prozent | Korrekturtief erreicht am | bei Goldpreis | Preisrückgang in Prozent |
Gold in Dollar | |||||
05.02.2003 | 389,05 | – | 07.04.2003 | 319,15 | –18,0 |
01.04.2004 | 431,05 | +35,1 | 10.05.2004 | 371,65 | –13,8 |
02.12.2004 | 456,89 | +22,9 | 09.02.2005 | 410,40 | –10,2 |
12.05.2006 | 730,40 | +78,0 | 14.06.2006 | 559,75 | –23,4 |
17.03.2008 | 1032,70 | +84,5 | 24.10.2008 | 682,41 | –33,9 |
03.12.2009 | 1226,56 | +79,7 | 05.02.2010 | 1044,89 | –14,8 |
21.06.2010 | 1265,30 | +21,1 | 28.07.2010 | 1157,03 | –8,6 |
07.12.2010 | 1423,95 | +23,1 | 28.01.2011 | 1308,25 | –8,1 |
06.09.2011 | 1923,23 | +47,0 | 28.06.2013 (?) | 1180,50 | –38,6 |
Gold in Euro | |||||
12.05.2006 | 566,47 | – | 14.06.2006 | 429,56 | –24,2 |
17.03.2008 | 657,02 | +53,0 | 12.09.2008 | 526,03 | –19,9 |
20.02.2009 | 788,44 | +49,9 | 06.04.2009 | 646,37 | –18,0 |
08.06.2010 | 1045,87 | +61,8 | 29.07.2010 | 886,31 | –15,3 |
07.12.2010 | 1076,05 | +21,4 | 27.01.2011 | 956,52 | –11,1 |
09.09.2011 | 1378,18 | +44,1 | 26.09.2011 | 1138,64 | –17,4 |
01.10.2012 | 1389,04 | +22,0 | 28.06.2013 (?) | 907,72 | –34,7 |
Quelle: Bloomberg; Stand: 2. Juli 2013 |
Stöferle rechnet daher mit einer baldigen Bodenbildung und prognostiziert als nächstes Zwölf-Monats-Ziel einen Goldpreis von 1480 Dollar je Feinunze. Langfristig aber hält er sogar 2230 Dollar je Feinunze für möglich.
Wenn der Goldpreis in klassischer Manier von seiner kompletten zwölf Jahre andauernden Hausse-Bewegung (von 250 auf 1920 Dollar, also 1670 Dollar) etwa die Hälfte abgibt, ergäbe das ein theoretisches Korrekturziel um 1100 Dollar. Bei weiterhin hohen Schwankungen könnten sich langfristige Goldstrategen also zwischen 1000 und 1200 Dollar auf die Lauer legen. Nach dem Sturz ist dann durchaus eine ebenso heftige Gegenbewegung möglich – vielleicht sogar bis 1500 Dollar, dem Beginn der scharfen Gold-Baisse im April.
Prognosen von Goldman Sachs und Co.
Die Prognosen, die den Goldpreis auf Talfahrt sehen, nehmen derweil zu. Weil die US-Notenbank Fed ihre extrem lockere Geldpolitik schrittweise zurücknehmen werde, rechnet die US-Großbank Goldman Sachs mit weiter sinkenden Goldnotierungen – obwohl das Edelmetall mit 300 Dollar Kursverlust in drei Monaten schon einen Crash hinter sich hat. Auch die Chance auf eine Erholung der Konjunktur trübe die Aussichten des Krisenmetalls. Ende 2014 könnte das gelbe Metall nur noch etwas mehr als 1000 Dollar wert sein.
Generell werden die Auguren vorsichtiger. Die DZ Bank verweist auf das Ausbleiben von Inflation, rechnet mit einem stärkeren Dollar und spricht vom Ende der Gold-Party. Credit Suisse sieht vor allem professionelle Anleger auf der Verkäuferseite. Das goldene Ziel der Schweizer: 1000 Dollar bis Mitte 2014. Nach Angaben der Edelmetallexperten vom World Gold Council ging die Goldnachfrage in diesem Jahr um 13 Prozent zurück.
Auch Morgan Stanley prognostiziert derzeit einen auf Jahre fallenden Goldpreis und begründet dies mit einem absehbaren Ende der Geldschwemme durch die US-Notenbank. Demnach erwarten die US-Banker für das laufende Jahr noch einen Höchstpreis von 1409 Dollar. Für 2014 erwarten sie einen Maximalpreis von 1313 Dollar. Aber immerhin: Trotz ausgewiesenen Pessimismus wäre das vom jetzigen Niveau aus betrachtet noch ein Plus.
Wie schnell sich der Goldpreis auch wieder erholen kann, hat die vorige Woche gezeigt. Als es zur Regierungskrise in Portugal kam, zog der Goldpreis schlagartig wieder an. Kaum war die Regierungskrise nach wenigen Tagen beigelegt, galt die einzige Sorge der Investoren wieder dem möglichen Ende der Geldspritzen durch die Notenbank. Als EZB-Präsident Draghi die Märkte mit der Aussicht auf dauerhaft niedrige Zinsen zu beruhigen versuchten, litt der Goldpreis ebenso wie der Anleihen- und Aktienmarkt.
Fakten zu den deutschen Goldreserven
Außer der US-Notenbank, die mehr als 8000 Tonnen hat, besitzt keine andere Institution so viel Gold wie die Bundesbank. In einem am Montag veröffentlichten Bericht an der Bundesbank zeigt sich der derzeitige Wert des Goldschatzes: Er beläuft sich auf 3395,5 Tonnen im Wert von rund 150 Milliarden Euro. Genauer gesagt 150,373 Milliarden Euro.
Das meiste Gold sammelte sie in den Fünfziger- und Sechzigerjahren ein. Vor dem Hintergrund des Koreakriegs stieg damals die weltweite Nachfrage nach deutschen Anlagen, Maschinen und Kraftfahrzeugen. Das Ergebnis waren deutlich höhere Leistungsbilanzüberschüsse. Da die Regeln der damaligen Europäischen Zahlungsunion (EZU) bestimmten, dass Schuldnerländer auflaufende Salden durch Goldzahlungen ausgleichen mussten, füllten sich die deutschen Tresore. Zudem kaufte der Internationale Währungsfonds in den Sechzigerjahren für Gold Deutsche Mark in Frankfurt, um die Währungsreserven aufzufüllen. Damit wuchs das Goldvolumen der deutschen Bundesbank übermäßig.
Verwahrt werden die Barren von der Bundesbank in eigenen Tresoren in Frankfurt, aber rund zwei Drittel lagern an drei Stellen im Ausland: bei der US-Notenbank Fed in New York, der französischen Nationalbank in Paris und der britischen Zentralbank in London. Ein großer Teil des Besitzes, aber weniger als die Hälfte, lagert in den USA.
Die Deutsche Bundesbank ist weltweit die einzige Zentralbank, die ihre Goldreserven im Ausland lagert. Hintergrund dafür ist noch immer vor allem der Kalte Krieg. Der Einfall sowjetischer Truppen in Westdeutschland hätte bedeutet, dass die Reserven schnell in Feindeshand gewesen wären.
Hinzu kommt die Idee, das Gold diene der Bundesbank als Reserve. Im Krisenfalle könnte es in New York schnell und einfach als Sicherheit für Dollar-Geschäfte dienen. Ein weiterer Teil des deutschen Goldes lagert in London und Paris. Die Antwort der Bundesbank dazu bleibt aber mehr als schwammig: "Es gibt nach wie vor gute Gründe, das Gold in New York oder London zu lagern.“
Laut einem Bericht des Bundesrechnungshofs an den Haushaltsausschuss des Bundestages muss die Bundesbank für die Gold-Verwahrung in New York und Paris nichts bezahlen. Dagegen würden in London pro Barren und Nacht 0,035 Pfund fällig. Zudem bestehe kein Versicherungsschutz. Wegen dieser Kosten baut die Bundesbank seit Jahren ihren Bestand in London ab.
Die in Frankfurt verwahrten Bestände bestehen aus 82.857 Barren, die überwiegend in verplombten Containern mit je 50 Barren lagern. Diese werden in vier separat verschlossenen Tresorboxen aufbewahrt. 6183 Barren lagern in Regalen in einem separaten Tresor - der Goldkammer. Zu den Sicherheitsmaßnahmen heißt es: "Der Tresoraußenverschluss steht unter Zweifach-, die Innenverschlüsse und die Goldkammer unter einem Dreifachverschluss."
Anders als bei den Lagerstellen im Ausland hat die Bundesbank die von ihr bewachten Gold-Barren dem Rechnungshof zufolge mindestens einmal gezählt und gewogen. Die Bundesbank hält es nicht für notwendig, die Barren, die im Ausland lagern, selbst zu zählen und den Goldgehalt zu prüfen - sie vertraut dem guten Ruf ihrer Partner-Notenbanken.
Diese Frage geistert seit einigen Jahren durch die deutsche Politik. Tatsächlich hat die Bundesbank 1997 erstmals verliehen, allerdings nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Seit 1999 bezeichnet die Bundesbank aufgrund von EZB-Vorgaben den ehemaligen Posten „Gold“ mit „Gold und Goldforderungen“ unterteilt. Nach einer diesbezüglichen Anfrage des CSU-Politikers Peter Gauweiler gab es dann im November 2010 von Staatssekretär Hartmut Koschyk eine Antwort darauf: „Aktuell ist kein Gold verliehen.“ Das hat die Bundesbank bestätigt. Sie verleiht seit 2008 kein Gold mehr.
Verschwörungstheorien sprechen sogar davon, dass es die Reserven teilweise gar nicht mehr gibt. Nährboden bekommen sie etwa durch die Tatsache, dass die Goldreserven lange nicht mehr in Augenschein genommen wurden. In London oder Paris bekommen selbst Bundestagsabgeordnete keinen Zugang dazu – angeblich weil Besuche organisatorisch nicht möglich seien. Die Gerüchte um diese Frage werden sich deshalb solange weiterranken, bis Einblick gewährt wird. So wie bei den Goldreserven in New York: Während einige Nachrichtenagenturen 2011 mutmaßten, die Tresore seien zur Hälfte geräumt oder gar völlig leer, verlangten Bundestagsabgeordnete vor Ort einen Blick auf die Reserven - aber ihnen wurde der Zutritt ebenfalls verwehrt. Anderslautende Meldungen erwiese sich als Ente. Jetzt muss wohl abgewartet werden, bis die vom Bundesrechnungshof verlangte Inventur und Prüfung des deutschen Goldes durch die Bundesbank abgeschlossen ist.
Die Ankerfunktion für das Währungssystem, wie es sie zu DM-Zeiten noch gab, haben die Goldreserven verloren. Trotzdem lehnt die Bundesbank Goldverkäufe im großen Stil ab, um damit die Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen. Sie glaubt daran, dass die Reserven vor allem auch eine psychologische Wirkung haben. Die Zentralbank geht davon aus, dass sie damit ihre Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit bewahren besser kann.
In dieser Konstellation verhielt sich der Markt also paradox. Denn niedrige oder gar negative Realzinsen sind eigentlich eine gute Voraussetzung für einen steigenden Goldpreis. Zugleich sind die Probleme und Krisenherde an den Finanzmärkten nicht weniger geworden: Chinas Notenbank tritt bei der Kreditvergabe auf die Bremse und laviert am Rande einer massiven Bankenkrise. Japan will die Geldmenge bis 2014 verdoppeln und so die Inflation zur Konjunkturbelebung schüren. Auch in Südeuropa steht es unverändert schlecht um die Krisenländer Griechenland, Italien, Spanien und Zypern. In Frankreich droht nach verfehlter Wirtschaftspolitik auch noch ein neuer Krisenherd weit größeren Ausmaßes. Es gibt also reichlich Gründe dafür, an einen langfristigen Erfolg eines Goldinvestments zu glauben.
Obwohl als Krisenschutz sinnvoll, sieht Weinberg den Goldpreis weiter skeptisch. „Wir rechnen mit einer Stabilisierung beim Goldpreis, aber es gibt kaum Anlass für eine Gold-Hausse. Der Goldpreis wird wohl langsamer steigen, als von uns gedacht“, prognostiziert Weinberg.
Argument für Gold
Ronald-Peter Stoeferle betont in seiner jüngsten Analyse daher nochmals den Sicherheitscharakter. Das fundamentale Argument für Gold sei überzeugender denn je. „Wenn es jemals Bedarf an monetärer Versicherung gegeben hat, so ist es heute“, heißt es gleich zu Beginn der Studie.
Das gilt insbesondere für Privatanleger, die physisches Gold in Form von Münzen und Barren kaufen -aber weniger als Spekulationsobjekt sondern vielmehr als goldene Reserve für Krisenzeiten. Langfristig denkende Strategen wie Felix Zulauf erwarten, dass sich Gold nach einer vorübergehenden Schwäche wieder erholen dürfte.
Aktuell bleibt dennoch große Unsicherheit. Wer sein physisches Gold behalten will, kann sich vorübergehend mit Derivaten gegen einen weiteren Kursverlust absichern. Zum Einsatz können börsengehandelte Fonds kommen (ETFs), die entgegengesetzt zum Goldpreis laufen. Routinierte Anleger können zu Faktor-Zertifikaten greifen, die bei Goldpreisabschlägen überdurchschnittlich stark zulegen. So behält Gold seine Funktion als Krisenschutz, die Risiken von Verlusten werden jedoch abgemildert.
Metall behalten, Papier dazupacken ETF und Zertifikat, mit denen sich Münzen oder Barren im Depot absichern lassen (bei aktuell 1225 Dollar je Feinunze Gold) | ||
Short-ETF | Short-Zertifikat | |
Kurs (Euro) | 22,30 | 230,60 |
Stoppkurs (Euro) | 18,60 | 200,80 |
Funktion | Wandelt die täglichen Verluste des Goldpreises in gleicher Höhe in Gewinne um, läuft also entgegengesetzt zum Goldpreis (in Dollar); keine Laufzeitgrenze | Wandelt die täglichen Verluste des Goldpreises mit Faktor sechs in Gewinne um; Beispiel: Sinkt Gold an einem Tag um 3 Prozent, steigt das Zertifikat um 18 Prozent; Achtung: hohe Verluste bei Goldpreisanstieg (Stoppkurs beachten), schleichende Verluste im Seitwärtstrend |
Kauf-Verkaufs- Spanne | 0,8 Prozent | 0,1 Prozent |
Emittentin | ETF Securities | Deutsche Bank |
ISIN | DE000A0V9X09 | DE000DX6GLD2 |
Chance/Risiko | 7/6 | 10/9 |
Quelle: Thomson Reuters; Stand: 08.07.2013 |
Der berühmte Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf rät Goldkäufern vorerst noch zur Zurückhaltung. Bevor der Goldpreis wieder in eine stabilen Aufwärtstrend eintrete, müsste erst die Krisenstimmung wieder steigen. „Der Startschuss kommt aber spätestens dann, wenn die Notenbanken massiv handeln müssen, also wieder größere Systemrisiken auftreten“, sagt Zulauf im Interview mit der WirtschaftsWoche. [Link 8432470].
Die Stimmung sei am Goldmarkt inzwischen schlechter als beim Einbruch 2008. Damit seien die Voraussetzungen für eine Bodenbildung beim Goldpreis eigentlich gut. „Ich denke, der Goldpreis ist diesem Tief ziemlich nahe. Zwischen 1150 und 1250 je Unze sollte das Tief erreicht werden. Es ist jetzt sicher nicht der geeignete Zeitpunkt, Gold zu verkaufen“, so der berühmte Vermögensverwalter.
Kaufwilligen rät er hingegen dazu, zunächst nur in kleinen Schritten zu investieren und die Entwicklung im Blick zu behalten. Für alle, die Gold bereits halten, gilt hingegen: Ruhe bewahren. Daran hält sich offenbar auch Hedgefondsmanager John Paulson. Denn noch hat er die Verluste nur auf dem Papier gemacht. Irgendwann mag der Tag kommen, an dem sein Goldinvestment wieder im Plus ist.