Interview Thomas Grüner „Ein Dax über 10.000 ist wahrscheinlich“

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"Keine Zinsdelle, sondern ein Trend"

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Stichwort Niedrigzins – wird die finanzielle Repression weitergehen?

Ich würde in diesem Zusammenhang gar nicht von Repression sprechen. Ein tiefer Zinssatz hat wie alles im Finanzsektor einen Vor- und einen Nachteil. Wenn ich sparen will, habe ich natürlich bei niedrigen Zinsen Nachteile – will ich aber einen Kredit aufnehmen, etwa um ein Haus zu kaufen oder ein Unternehmen zu gründen, profitiere ich sogar davon. Es gibt zudem noch andere Vorteile dieser Entwicklung: Im Umfeld niedriger Zinsen hortet die Mittelschicht nicht einfach nur das Geld, sondern investiert auch wieder, sei es in ein eigenes Unternehmen, in den Aktienmarkt oder in eine Beteiligung an anderen Sachwerten.

 

Wie lange glauben Sie wird die Niedrigzinsphase andauern?

Ich denke länger, als viele das derzeit vermuten. Für die Lösung der Finanzkrise und eine dafür notwendige Gesundung der Wirtschaft im Allgemeinen und der Finanzindustrie im Besonderen müssen die Zinsen für längere Zeit niedrig bleiben. Dass in diesen Tagen in den Medien immer von einer Zinsdelle gesprochen wird, ist ja ohnehin falsch. Letztendlich fallen die Zinsen schon seit 1980 - das ist für mich keine Delle, sondern ein außergewöhnlich langfristiger Trend.

 

Wenn er sich fortsetzt, bleiben Anlegern ja nicht viele Möglichkeiten.

Die entscheidende Frage ist tatsächlich die nach den Alternativen. Wenn ich ein großer Investor bin, eine Stiftung oder ein Hedgefonds, muss ich mir überlegen, in welchem Markt ich rechtlich, liquiditäts- und bewertungstechnisch die attraktivsten Bedingungen vorfinde. Und das ist zurzeit einfach der Aktienmarkt – auch wenn mich dabei schon fast wieder stört, dass das heute viele so sehen. Sehr kurzfristig macht das die Märkte sogar korrekturanfällig.

 

Der Aktienmarkt kann sich momentan auch nicht wirklich über einen zu großen Ansturm beklagen.

Richtig. Manager Bill Gross vom Anleihenfonds Pimco etwa hat jüngst gesagt, die Euphorie für Aktien wäre verflogen. Gerade das ist aber eigentlich das Interessante. Der Aktienmarkt ist attraktiv, aber noch ist keiner euphorisch. In Verbindung mit der rekordverdächtigen Liquidität ist genau das für einen Contrarian ein sehr gutes Umfeld.
Die Leute machen zudem den Fehler, immer nur nach Europa und in die USA zu schauen. Dabei wird aber verkannt, dass ein Großteil der Weltbevölkerung woanders lebt. Diese Regionen holen deutlich auf, nicht nur was das Wirtschaftswachstum angeht, sondern auch was Umweltstandards, eine bessere Kommunikation und mehr Bildung betrifft. Diese Trends werden in den kommenden Jahren für Impulse auch an der Börse sorgen.

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