Geld macht Arbeit
Die beiden jungen Männer wuchten zwei Pappkartons kaum größer als die für ein Paar Stiefel zur Treppe. Kurz die wenigen Stufen hoch zum Eingang der Filiale Düsseldorf der Bundesbank, dann stellt einer seine Kartonage nochmals ab. Eine letzte Pause, bevor beide den Weg in die nüchterne Kassenhalle an der Berliner Allee betreten.
Geld ist schwer
So richtig wissen die beiden nicht, wie viel Gewicht sie dabei haben. "Das sind alles Münzen, etwa 2200 Euro. Gesammelt seit der Euro-Einführung", sagt einer der beiden. Wenn sie jetzt nicht ihre Ausweispapiere dabei hätten, dann könnten sie gleich wieder umdrehen und die Kartons erneut nach Hause schleppen: Ab drei Kilogramm Münzgewicht erfolgt die Annahme lediglich gegen Nennung des Namens und Identifikation. Geldwäsche, soll so erschwert werden. Maximal 705 Euro sind das – bei einem Gewicht von 8,5 Gramm pro Zwei-Euro-Münze.
Geld ist kompliziert
Wer heute eine Spardose öffnet und den über Wochen, Monate oder Jahre gesammelten Schatz zur Bank trägt, wird dort nicht mehr mit offenen Armen empfangen. In der Stadtsparkasse Düsseldorf muss der Mitarbeiter enttäuschen. Annahme von Münzen nur für eigene Kunden. 140,93 Euro in 2211 Gramm Münzgeld – kann er leider nicht annehmen. „Wir geben das an einen Dienstleister, der das für uns zählt“, sagt der Schalterbeamte. Die Zentrale der Düsseldorfer Sparkasse besitzt so einen Automaten nicht. „Die Kunden haben da teils alles mögliche reingeworfen – Büroklammer, Glühbirnen“, führt er fort. Das habe soviel Kosten produziert, dass der Service „Geld gegen Geld“ nur noch Kunden angeboten wird. Für stramme 7,50 Euro pro Beutel.
Geld ist Romantik
Für viele Menschen beginnt die Freude am Sparen mit einer Spardose in Form von Schwein, Strumpf, Elefant oder Ei mit Händen und Füßen. Ohne genauen Überblick sammeln sich über die Zeit die ersten Summen, mit denen der eine oder andere kleine Wunsch erfüllt werden kann. Andere wiederum nutzen sie auch nur abends als Ablagestelle der Münzen aus der Hosentasche, in der die Cent- und Euro-Stücke sich ansammeln, weil der Besitzer keine Geldbörse mit Münzfach besitzt.
Geld macht Probleme
„Das Bargeldhandling erzeugt bei den Banken und Sparkassen in Deutschland einen immer höheren personellen und logistischen Aufwand, der zu steigenden Kosten führt. Den Aufwand deutlich erhöht hat insbesondere die EU-Richtlinie zur Münzgeldprüfverordnung, die Anfang 2015 in deutsches Recht umgesetzt wurde“, sagt Cornelia Schulz vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken, der dieses Jahr die Federführung für die Deutsche Kreditwirtschaft innehat.
Geld macht Arbeit und kostet Geld
Geld bringt Profit
Wertdienste nehmen sich inzwischen mehrheitlich der Münzen an und verlangen dafür eine Servicegebühr. Die geringe Begeisterung für das Hartgeld ist deswegen nicht erstaunlich, für die Banken ist es ein Verlustgeschäft, dem treuen Kunden seine Münzen abzunehmen und zum gleichen Wert dem Konto gutzuschreiben. Dabei hat die Bundesbank allein 30 Prozent aller zirkulierenden Euro-Münzen in Umlauf gegeben. 34 Milliarden Stück im Wert von rund acht Milliarden Euro. Im Schnitt kommen so auf jeden Bundesbürger etwa 400 Münzen.
Geld ist nicht gleich Geld
Trägt er zu viel davon in die Volksbank Neuss, dann ist das bis 100 Euro kostenfrei, danach koste es zwei Prozent des Umsatzes, sagt der Mitarbeiter am Schalter – und fügt ein „so weit ich weiß“ hinzu. Es weiß keiner so genau. Während die Deutsche Bank und die Postbank ihren Kunden den Service kostenfrei anbieten und die Münzsammlung auf dem Konto gutschreiben, ist es bei der Sparkasse München eine Frage des Kontomodells. „Bei unserem Standard-Privatgirokonto „Komfort“ beispielsweise kosten Münzeinzahlungen am Einzahlautomaten nichts, eine Einzahlung per Safebag an der Kasse kostet pro Safebag fünf Euro“, sagt Sprecherin Angela Baier.
Geld ist Interpretationssache
Ob die Annahme des Spardosen-Inhalts nun kostet oder nicht – das entscheidet jede Bank einzeln. Damit ist vor allem eines geschaffen: Unsicherheit. Wer verlangt von wem wie viel – das können Kunden bei ihrer eigenen Bank im Zweifel nur selbst erfragen. Doch welcher Sparer verspürt noch Freude an dem gesammelten Kleinreichtum, wenn er nicht sicher sein kann, dass sich das heimische Anlegen nicht nur nicht verzinst, sondern auch noch Geld kostet?
Geld verursacht Kosten
Die Technik hilft. Bei der Postbank – den richtigen Filialen, nicht den vielen kleinen Postshops – werden, ähnlich wie bei der Haspa in Hamburg immer mehr Münzautomaten aufgestellt, bei denen Kunden kostenfrei Münzen einzahlen können. Anfang Februar traf sich in Frankfurt der von der Deutschen Bundesbank einberufene Runde Tisch Münzgeldkreislauf, um diese Probleme zu erörtern. An die Sorgen der Sparer wurde dort vermutlich nicht in erster Linie gedacht. „Es kommt nun darauf an, praxistaugliche und wirtschaftliche Lösungen zu schaffen, die Kreditinstitute von überflüssigen Aufwänden entlasten.
Geld erleichtert
Wenn man es los ist. Die beiden Männer in Düsseldorf haben Glück gehabt – ihr rund 30 Kilo schwerer Schatz wurde von der Bundesbank anstandslos angenommen, gewogen, verbucht – und wird nach einer Prüfung wieder in den Umlauf gehen. Vielleicht auf dem Weg in die nächste Spardose.