Vermögensverwalter-Ranking Die erfolgreichsten Geldmanager

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Revolutionierung der Vermögensverwaltung

Die Wette auf den russischen Markt ist plausibel: Zu den etwa 55 Aktien, die er in dem Depot hält, ist im Januar die russische Supermarktkette Magnit hinzugekommen, die „fantastische Zahlen“ liefere. Leber erwartet aber auch eine Annäherung von Trump und Putin und damit eine Lockerung der russischen Sanktionen und Embargos. Das könnte dem russischen Markt, der aktuell einer der günstigsten weltweit ist, ein kräftiges Kursplus bescheren.

Die performancestärksten Geldmanager über fünf Jahre

Abwegiger für ein global gemischtes Portfolio ist seine andere Idee: Ein Bitcoin-Zertifikat steckt seit Oktober 2016 mit knapp fünf Prozent im Depot. Der Kurs bewegt sich wie der Preis der Computerwährung, die es etwa im Schweizerischen Kanton Zug schon zum Zahlungsmittel gebracht hat. Die Cyberwelt fasziniert Leber. Auch der Verschlüsselungstechnologie Blockchain, aus der die Cyberwährung Bitcoin hervorgegangen ist, traut er viel zu. Die Blockchain, eine Art digitale Kette von Verträgen, in der jede Transaktion der Beteiligten dokumentiert wird, sei als Buchhaltungsmedium fantastisch. Sie könne das teure Clearing an Börsen und bei Banken den Zahlungsverkehr ersetzen, glaubt Leber. Bitcoins seien ungemein praktisch für Gastarbeiter, die Geld in ihre Heimat überweisen wollten.

Dass es Randphänomene sind, stört Leber nicht. „Auch das Internet ist als Pornografie- und Wettmedium entstanden“, sagt Leber. Bitcoin und Blockchain würden jetzt oft von Kriminellen eingesetzt, aber könnten in zehn Jahren Mainstream werden.

Die performancestärksten Geldmanager-Depots über fünf Jahre

Leber selbst hat der künstlichen Intelligenz den Einstieg ins Fondsmanagement geebnet und revolutioniert damit die Vermögensverwaltung. Seit Oktober tritt er gegen das Projekt Titan an, das für einen Acatis-Fonds künstliche Intelligenz zur Vorauswahl von Aktien nutzt. „Ein guter Schachroboter schlägt mich, warum soll er nicht auch einen Fonds besser machen können“, sagt Leber. Es gebe zwar wenig Übereinstimmung der Computerauswahl zu den Aktien, die Leber für seine Fonds wählt, aber die Aktien sähen auch nicht aus wie Aliens. Mit dem Autozulieferer Continental und dem Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub schaffen es zwei deutsche Unternehmen in das Titan-Portfolio, aber mit der Google-Mutter Alphabet, Cisco Systems und Microsoft stecken in ihm auch viele Standardaktien. Hohe 70 Prozent legt der Computer in US-Aktien an. Leber lässt ihm die Freiheit.

Die guten Deals aus dem Jahr 2016 muss ihm der Computer erst mal nachmachen. Im Mai kaufte Leber die Monsanto-Aktie auf Termin, weil er die Übernahme durch Bayer für wahrscheinlich hielt, der Kurs stieg um ein Drittel. Im April griff er zur Aktie des US-Unternehmens Nvidia. Den US-Grafikchipproduzenten hält Leber für einen Profiteur des autonomen Fahrens und des Einsatzes von künstlicher Intelligenz. All das werde Nvidia einen steilen Absatzboom bescheren, glaubt Leber. Die Aktie hat sich 2016 bereits verdreifacht. Inzwischen ist sie teuer und kostet an der Börse das 38-Fache des Jahresgewinns. Zum Vergleich: Im Dax zahlen Aktionäre im Schnitt das 16-Fache. Mit 20 Jahresgewinnen ist auch Infineon nicht billig, gehört aber seit Januar zum Leber-Depot. Werden die Halbleiterchips aus München, wie Leber glaubt, in einem Jahrzehnt millionenfach in Autos verbaut, stecke in Infineon noch einiges an Potenzial.

Schnell war Leber am Freitag nach dem Brexit-Votum. Um 8.30 Uhr wurden für Fonds Aktien geordert, die das Team vorher analysiert hatte und deren Kurse tief abgetaucht waren. Eine klare Meinung hat Leber zu Großbritannien: „Der Brexit wird sehr teuer für die Briten, sie werden in die Drittklassigkeit absteigen und zum Pudel der USA.“

Er denkt gern radikal und erwartet einen Schuldenschnitt in Industriestaaten – aber schon seit fünf Jahren. Wie steht es damit? „EZB-Chef Draghi hat den Italienern den Preis für einen Euro-Ausstieg genannt, sie müssen die Target-Salden ausgleichen“, sagt Leber. Damit stehe der Maximalpreis für den Euro-Ausstieg fest. „Kommt er, wird ein Hedgefonds einen Fehler machen und kollabieren, das könnte eine Bank mitreißen.“ Spannend bleibt es – nicht nur bei Lebers Lieblingskrimi.

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