Die Bürger haben einen Teil ihrer Altersvorsorge in Staatsanleihen gesteckt. Wollen Sie die Menschen enteignen?
Die globalen Kreditexzesse sind so weit fortgeschritten, dass es keine einfachen Lösungen mehr gibt. Wenn die Zentralbanken weiter Staatsschulden mit der Notenpresse finanzieren, droht früher oder später eine Hyperinflation.
Noch ist von Inflation aber nichts zu sehen.
Inflation ist ein dynamischer Prozess, der nicht linear verläuft. Die Notenbanken können jahrelang Zentralbankgeld in den Bankensektor pumpen, ohne dass etwas passiert. Doch dann kommt plötzlich der Punkt, an dem die Kreditvergabe anspringt und das Geld in die Realwirtschaft fließt. Nutzen die Regierungen die niedrigen Zinsen, um sich weiter zu verschulden, und stecken das Geld in den Konsum statt in Investitionen, stehen den Schulden keine Sicherheiten gegenüber. Die Menschen verlieren dann das Vertrauen in das Geld und fliehen in Sachwerte.
Glauben Sie nicht, dass die Zentralbanken dann durch eine straffere Geldpolitik gegensteuern können?
Da habe ich meine Zweifel. Steigen die Zinsen, steigen auch die Ausgaben der Regierungen für den Schuldendienst, die Defizite schwellen an. Die Anleger fordern dann höhere Risikoaufschläge. Der Druck der Regierungen auf die Zentralbanken, die Staatsschulden komplett mit der Notenpresse zu finanzieren, nimmt zu. Der Versuch, die Geldpolitik zu straffen, droht zu scheitern.
Könnten die Notenbanken die Kreditvergabe durch Regulierung bremsen?
Niedrige Zinsen und mehr Regulierung – das ist so, als wolle man Auto fahren, indem man gleichzeitig auf Gas- und Bremspedal tritt. Das geht schief. Solange die Zinsen niedrig sind, werden Konsumenten und Investoren Wege finden, Regulierungen zu unterlaufen. Reagiert die Regierung darauf mit noch mehr Regulierungen, entsteht eine Interventionsspirale, die die marktwirtschaftliche Ordnung zerstört.