Inzwischen wird nur noch ein Prozent der Bestandsgebäude in Deutschland saniert, gerade einmal halb so viele wie noch vor einigen Jahren. Bei der Wärmedämmung von Wohngebäuden sind die Deutschen in den Augen von Regierung, Umweltverbänden, Handwerk und Dämmstoffindustrie zu Unrecht immer zurückhaltender geworden. Damit verstreicht nach ihrer Ansicht die Chance für die energetische Gebäudesanierung immer öfter ungenutzt.
Die Skepsis der Hausbesitzer beim Thema Wärmedämmung hat jedoch durchaus ihre Berechtigung. Dämmstoffkritiker haben in den vergangenen Jahren zunehmend Gehör gefunden. Die häufigsten Kritikpunkte am Dämmwahn früherer Jahre: zu teuer, von fragwürdiger Effizienz, zu wenig ökologisch oder sogar zu gefährlich. Insbesondere Berichte über die Brandgefahren von Hartschaumplatten aus Polystyrol (gemeinhin Styropor genannt) sorgten für großen Widerhall.
Bei der Wärmeisolierung von Häusern und Wohnungen zählt Styropor zu den meist genutzten Materialien, weil es im Vergleich zu anderen Baustoffen geradezu unschlagbare Vorteile bietet. Es bringt eine starke Dämmleistung, ist sehr preiswert, verbraucht wenig Platz, ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Verrottung und einfach in der Verarbeitung.
Aber Polystyrol ist alles andere als ein umweltfreundlicher Dämmstoff. Die Herstellung ist energieintensiv und erfolgt auf Basis von Erdöl.
Wachsendes Interesse an ökologischen Dämmstoffen
Viele Bauherren und Gebäudesanierer sind daher auf der Suche nach Alternativen. Die gibt es seit Langem auf Basis von Zellulose, Schafwolle, Hanf oder Flachs und eben auch Stroh. Die nachwachsenden Rohstoffe warten im Gegensatz zu Hartschäumen und Mineral- oder Steinwolle mit einer deutlich besseren Öko-Bilanz auf.
Der Schweriner Architekt Ulrich Bunnemann setzt Stroh als Dämmmaterial ein. Dazu wird das Stroh in quaderförmige Ballen gepresst. Das erste, zweigeschossige Wohngebäude auf dem Gelände der alten Brauerei am Rand von Schwerins Innenstadt ist bereits bezogen. Für das zweite wurde gerade Richtfest gefeiert.
Die spannendsten KfW-Programme
Gefördert werden der Kauf oder Bau einer Immobilie mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro zu Zinssätzen ab 1,97 Prozent. Kreditnehmer können bis zu hundert Prozent der Gesamtkosten finanzieren, die Zinsbindung beträgt fünf oder zehn Jahre.
Die Förderbank honoriert den Bau oder Kauf eines Energieeffizienz- oder Passivhauses mit günstigen Krediten und Zuschüssen. Bauherren müssen allerdings bestimmte Vorgaben erfüllen. Für einen Effektivzins ab 1,41 Prozent können Kunden bis zu 50.000 Euro leihen. Außerdem lockt ein Tilgungszuschuss von bis zu 5.000 Euro. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Dieses Programm fördert Einzelmaßnahmen mit einem Darlehen in Höhe von maximal 50.000 Euro und einem Effektivzins ab einem Prozent. Geförderte werden Eigentümer, Käufer oder Mieter. Die KfW fördert energetische Sanierungen darunter unter anderem Wärmedämmung, Erneuerung von Fenstern und Türen oder eine neue Heizung. Kreditnehmer müssen einen Energieberater hinzuziehen. Das Programm lässt sich mit weiteren Fördermitteln kombinieren.
Hier profitieren Käufer oder Besitzer eines KfW-Effizienzhauses oder denkmalgeschützter Häuser. Auch Mieter können zugreifen. Die KfW vergibt Kredite bis zu 75.000 Euro zu einem Effektivzins ab einem Prozent. Zusätzlich lockt ein Tilgungszuschuss in Höhe von maximal 12,5 Prozent der Kreditsumme. Der Zuschuss steigt mit dem erreichtem Energiesparlevel.
Dieses Programm gilt bei umbauten, die Barrieren aufheben oder die Wohnqualität für Senioren steigern. Das Darlehen zu einem Effektivzins in Höhe von einem Prozent gilt für alle förderfähigen Kosten bis zu einer Summe von 50.000 Euro. Die Zinsbindung gilt für fünf oder zehn Jahre, die Laufzeit beträgt bis zu 30 Jahre. Es besteht außerdem die Möglichkeit, ein endfälliges Darlehen mit einer Laufzeit von maximal acht Jahren abzuschließen. Das Programm können Eigentümer, Vermieter oder Mieter nutzen.
Wer den Einbau einer Solaranlage oder Kraft-Wärme-Kopplung plant, sollte dieses Angebot nutzen. Regenerative Energien werden mit Darlehen in zu einem Effektivzinssatz ab einem Prozent gefördert. Interessant könnte für viele auch die Option von bis zu drei tilgungsfreien Jahren zu Beginn des Darlehens sein. Die Zinsbindung beträgt zehn Jahre, die maximale Laufzeit 20 Jahre. Der maximale Kreditbetrag liegt bei mehreren Millionen Euro.
Die Ballen können nicht nur bei den neu errichteten, in Ständerbauweise angelegten Wohnhäusern, sondern auch beim Umbau alter Gebäude eingesetzt werden. Stroh punktet dabei gegenüber anderen umweltfreundlichen Dämmmaterialien: Es ist vergleichsweise preiswert und in großen Mengen verfügbar – abhängig vom regionalen Angebot.
„Außerdem sind die Dämmwerte kaum schlechter als bei Materialien, die mit großem Energieaufwand aus Erdöl oder Mineralien hergestellt werden“, betont Bunnemann. Sein Stroh-Lieferant sei ein Bauer aus der Nähe Schwerins.