WiWo-Top-Kanzleien Die besten Anwälte für Wirtschaftsstrafrecht

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Anlaufstelle für Whistleblower

WiWo-Top-Kanzleien

Top-Wirtschaftsstrafrechtler kosten etwa 400 Euro pro Stunde – und rechnen auch schon mal in Sechs-Minuten-Einheiten ab. Spezialisten für Revisionen verlangen auch bis zu 1000 Euro Stundenhonorar. Bisher dominieren noch prominente Einzelkämpfer aus kleinen, auf sie zugeschnittenen Kanzleien das Geschäft. Aber mehr und mehr entdecken auch Großkanzleien, dass Wirtschaftsstrafrecht ein attraktives Geschäftsmodell ist. White & Case etwa erhöhte allein 2010 sein Wirtschaftsstrafrechtsteam von fünf auf neun Leute.

Eine Strafverteidigung sei pro Person selten unter 50.000 Euro zu haben, schätzt Michael Hendricks, Experte für Managerhaftung. Dauern Ermittlungen länger als sechs Monate, seien mehrere 100.000 Euro schnell erreicht. Die Managerhaftpflichtversicherung (D&O) zahlt bei Strafverfahren keine Anwaltskosten. 56 Prozent der deutschen Großunternehmen haben deshalb eine Strafrechtsschutzversicherung abgeschlossen. Große Anbieter sind Roland, Zurich, HDI und Allianz. Ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern kostet eine Police mit einer Million Euro Deckung für die hohen Stundenhonorare der Verteidiger rund 10.000 Euro pro Jahr.

Anlaufstelle für "Whistleblower"

Neue Gesetze, Bürokratie und Informationstechnik haben den Job des Strafrechtlers verändert. Noch vor 20 Jahren sei für die Härtesten der Wirtschaftsrechtler das Plädoyer im Schwurgerichtssaal das Maß aller Dinge gewesen, erinnert sich Klaus Leipold, Anwalt aus München. Heute bewerfen sich Staatsanwälte und Verteidiger vor allem mit umfangreichen Schriftsätzen und „ersticken unter Papierbergen“, stöhnt Professor Norbert Gatzweiler. Die Auswertung von Serverdaten ist bei Staatsanwälten Standard – wobei jede Mail gedruckt und archiviert werden muss. „Da viele E-Mails neunmal ein cc aufweisen, muss natürlich jedes einzelne in die Akten“, spöttelt Verjans. „Ich hatte zu einem Fall 17.000 Aktenordner und musste für sie eine Lagerhalle mieten“, berichtet auch Dierlamm.

Abseits der klassischen Verteidigung von Managern vor Gericht haben viele der Top-Wirtschaftsstrafrechtler neue Betätigungsfelder aufgetan. Helmut Görling aus Frankfurt etwa deckt im Auftrag von Unternehmen wie Ikea Straftaten auf. Staatsanwälte bekommen von ihm ausrecherchierte Fälle, sodass Verfahren dann oft zügig beendet werden können. Strafrechtler fungieren auch als Anlaufstellen für Mitarbeiter, die Straftaten anzeigen wollen („Whistleblower“). Prominentes Beispiel ist Eckart C. Hild aus Frankfurt, der auch Ombudsmann der Bahn ist. In acht Jahren liefen bei ihm 543 Hinweise auf, von denen 148 zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führten.

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