Börsenguru Marc Faber "Auf jeden Fall einen Teil in Aktien packen"

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Die Lage in China macht Faber große Sorgen Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

Warum das?

Faber: Angenommen, ein Anleger hat eine Million Euro gespart und will von seinem Vermögen leben. Früher klappte das, ohne dass er große Risiken eingehen musste. Heute bekommt er, weil die Zinsen so weit unten sind, keine weitgehend risikolose Rendite mehr, von der er leben könnte. Deshalb muss er spekulieren und hohe Renditen suchen. Dabei können dann Kapitalverluste auftreten.

Gold bringt keine Zinsen, also ist das Risiko von Gold gering.

Faber: Gold hat natürlich schon ein gewisses Kursrisiko. Aber einen Teil seines Vermögens in Gold zu investieren und es physisch zu halten birgt wahrscheinlich ein geringeres Risiko als Staatsanleihen und Bargeld.

Goldbesitz könnte verboten werden.

Faber: Das ist schon denkbar. Die Amerikaner könnten irgendwann sagen: „Wir sammeln das Gold ein“, und dann international Druck machen, dass andere das jetzt auch tun müssten. Und die Dummköpfe in Schweizer Banken würden dann vielleicht sagen: „Okay, we do the same.“

Wo lagern Sie Ihr Gold?

Faber: Ich habe den größten Teil in der Schweiz. Am sichersten physisch gelagert ist Gold aber in Singapur und Hongkong. Jedes Mal, wenn ich aus der Schweiz nach Thailand zurückfliege, nehme ich etwas Gold mit. Natürlich nicht, wenn ich einen Zwischenstopp in den USA habe. Falls etwas passiert, möchte ich etwas Gold an meinem Wohnsitz haben.

Was könnte passieren?

Faber: Dass man zum Beispiel nicht mehr reisen kann, etwa, wenn Hacker den Flugverkehr lahmlegen. Vielleicht kommt es in einem Cyberwar auch zu einem Zusammenbruch der Kommunikationswege oder zu Stromausfällen. Weil die Weltwirtschaft heute derart verflochten ist, ist sie auch sehr verletzlich. Das muss jedem klar sein.

Gold ist vielen Anlegern und Ökonomen schon zu teuer. Wie sehen Sie das?

Faber: Ich weiß nicht, ob Gold morgen um 100 Dollar pro Unze fallen wird. Das ist schon möglich. Die Professoren Nouriel Roubini und Paul Krugman haben schon von einer Goldblase gesprochen, als der Goldpreis noch bei 600 Dollar pro Unze lag, also bei knapp einem Drittel des heutigen Preises. Eine Blase erkennt man immer daran, dass sich der Preis nach einer langen Anstiegsphase binnen zwölf Monaten noch einmal verdoppelt – mindestens. Das ist bei Gold noch nicht passiert. Gut, wahnsinnig billig ist Gold vielleicht nicht mehr, aber das sind die Alternativen auch nicht.

Woran machen Sie das fest?

Faber: In den Achtzigerjahren lag die Staatsverschuldung in den USA im Schnitt bei etwas weniger als 2000 Milliarden Dollar, die monetäre Basis etwa bei 450 Milliarden Dollar. Heute erreicht die Staatsverschuldung 14 000 Milliarden Dollar und die monetäre Basis 2800 Milliarden Dollar. Die Staatsverschuldung hat sich also versiebenfacht, die Geldbasis sich mehr als versechsfacht. Der Goldpreis ist wesentlich weniger stark gestiegen als die monetäre Basis und die Staatsschulden. Im Schnitt der Achtziger- und Neunzigerjahre lag Gold bei 380 Dollar, der Preis hat sich also erst gut vervierfacht. Noch eine Vergleichsgröße: Die weltweiten Währungsreserven sind von 1995 von weniger als 1000 Milliarden auf 10 000 Milliarden Dollar gestiegen. So gesehen müsste der Goldpreis eher bei 3500 Dollar stehen.

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