Geldanlage Das Risiko der Indexfonds

Die an der Börse gehandelten Fonds gelten als transparent und günstig. Das hat ihnen rasantes Wachstum beschert. Jetzt schlagen Finanzaufseher Alarm. Wie gefährlich die ETFs wirklich sind, welche Anleger noch kaufen können.

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Geschenk Quelle: svl861 - Fotolia.com

Die wichtigste Finanzinnovation, die ich in den vergangenen 20 Jahren gesehen habe, ist der Geldautomat“, urteilte Ex-US-Zentralbankchef Paul Volcker auf einer Ökonomen-Konferenz, mitten in der letzten Finanzkrise. Dirk Klee, Deutschland-Chef des weltweiten Indexfonds-Marktführers iShares, sieht das anders: Er nennt börsengehandelte Indexfonds „die größte Finanzinnovation des Jahrzehnts“. Diese Fonds, von Profis ETFs (Exchange Traded Funds) genannt, unterscheiden sich in zwei Punkten von klassischen Investmentfonds:

- Sie bilden stur einen Index ab. Ein ETF auf den Deutschen Aktienindex Dax zum Beispiel soll die 30 im Dax vertretenen Werte kaufen. Das erledigt der Computer – teure Fondsmanager, die überlegen, ob sie mehr Telekom oder mehr VW in den Fonds packen, sind überflüssig. Der Index, gebaut von MSCI, Standard & Poor’s oder den Börsen, gibt die Richtung vor.

- Anleger können ETFs an der Börse jederzeit kaufen und verkaufen. Klassische Fonds werden dagegen vor allem über die Fondsgesellschaft gehandelt, die für sie nur einmal am Tag einen Preis nennt.

Weltweit in börsengehandelten Indexfonds (ETFs) angelegtes Kapital

Fest steht: Viele der hochgelobten ETFs sind längst nicht so simpel und sicher, wie Anbieter suggerieren. Oft steckt nicht drin, was draufsteht. Statt deutscher Aktien kann ein Dax-ETF ohne Weiteres japanische Aktien und Derivate enthalten.

Derartige Konstrukte haben das Financial Stability Board (FSB) alarmiert. In dem Baseler Gremium sitzen hochrangige Vertreter der wichtigsten Zentralbanken, Aufsichtsbehörden und Finanzministerien. Sie sollen Bedrohungen für das Weltfinanzsystem früh identifizieren – und warnen vor dem Einsatz von strukturierten Finanzprodukten in ETFs. Das FSB zieht sogar Parallelen zum Markt für hypothekenbesicherte Anleihen (ABS). Die Schrottpapiere lösten die Finanzkrise aus.

Der Siegeszug der Indexfonds

ETFs sind die neuen Favoriten der Anleger. 1400 Milliarden Dollar weltweit sind in ihnen angelegt (siehe Grafik), allein im vergangenen Jahr wuchs der Markt um 27 Prozent, zahlten Anleger in Deutschland erstmals mehr in Indexfonds ein als in klassische Fonds. Immer neue Anbieter drängen in den Markt.  Mitte Mai wurden zwölf neue Indexfonds zum Handel in Frankfurt freigegeben, lanciert vom ETF-Erfinder State Street aus den USA und von der Commerzbank-Tochter Comstage. Selbst Bill Gross von der Allianz-Tochter Pimco, der als Fondsmanager Kultstatus genießt, will jetzt auf der Welle mitreiten und seinen Fonds als ETF anbieten. Alle wollen ein Stück vom Kuchen, mischen mit, von den Sparkassen (ETFlab) über die Deutsche Bank (db x-trackers) bis zum US-Fondsriesen BlackRock (iShares).

Der Siegeszug der ETFs ist keine Überraschung. Sie kosten nur zwischen 0,15 und 0,7 Prozent des Fondsvolumens an Gebühren, während Fondsmanager zwischen einem und zwei Prozent jährlich abziehen. Unzählige Studien aber belegen, dass nur wenige Fondsmanager dauerhaft besser sind als der Index, an dem sie sich orientieren. In den letzten zehn Jahren etwa schlugen laut Anlegerschutzverband DSW nur 27 Prozent der Aktienfondsmanager den Vergleichsmaßstab. So wurden ETFs zu den Lieblingen kostenbewusster und auf Transparenz bedachter Verbraucherschützer.

Hinzu kommt, dass sie als sicher gelten. Wer in einen Investmentfonds einzahlt, egal, ob klassisch oder ETF, erwirbt einen Anteil an einem Sondervermögen, das im Fall einer Pleite des Geldverwalters an die Anleger ausgezahlt wird. Lebensversicherer und Vermögensverwalter kaufen deshalb gern ETFs.

Privatanlegern werden sie von Direktbanken für die monatliche Einzahlung kleiner Beträge in Sparplänen schmackhaft gemacht. Doch das in Europa seit einem Jahrzehnt aufgebaute anlegerfreundliche Image bekommt Risse.

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