Ägyptens Außenminister Sameh Schoukry "Ägypten ist eine Insel der Stabilität"

Seite 2/2

Starke Verhandlungsposition

SWP-Fachmann Stephan Roll ist überzeugt: „Für die Ägypter ist das Hauptziel der Berlin-Reise, an Kredithilfen zu kommen und so ihre Zahlungsfähigkeit zu erhalten.“ Die Devisenreserven würden lediglich ausreichen, um die Importe von drei Monaten zu decken. Der Einbruch beim Tourismus laste zudem schwer auf der Wirtschaft, die Rezession bleibt Tatsache. Gleichwohl sei das Land „too big to fail“, also zu groß und bedeutend, um es insolvent gehen zu lassen – gerade jetzt, da der Nahe Osten ohnehin brennt.

Die Gegner des Islamischen Staates

So gesehen, ist die deutsche Politik in einer starken Verhandlungsposition: Etwaige Hilfen für die angeschlagenen Ägypter würden sicherlich voraussetzen, dass Kairo eine konstruktive Rolle bei der Lösung des Syrien-Konflikts, der Stabilisierung des Chaos im Libyen und bei der Vermittlung zwischen Iran und Saudi-Arabien spielt.

Genau dies verspricht Minister Schoukry denn auch im WiWo-Interview: „Wir dürfen nicht zulassen, dass politische Krisen, in denen die Religion instrumentalisiert wird, ausarten in sektiererische religiöse Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten.“ Und in Syrien müssten sich sowohl die Opposition als auch das Regime in Damaskus an den Tisch setzen: „Am Verhandlungstisch kann ein Frieden erreicht werden, sofern die beteiligten Parteien in Syrien das wirklich wollen.“

Solch moderate Töne kommen in Berlin zweifelsfrei gut an. Die Frage ist nur, welchen Einfluss die ökonomisch geschwächte Regierung in Kairo auf einen syrischen Diktator Baschar al-Assad hat – oder auf das saudische Königshaus in Riad. Skeptisch sieht das SWP-Experte Roll: „Ägypten hat zwar eine große Armee, aber es ist keine Großmacht. Als Vermittler wird Kairo im Nahen Osten nicht ernst genommen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%