Welche Fähigkeiten im Sport und bei der Karriere wichtig sind
„Leistungssportler lernen von der Pike auf Disziplin. Sie lernen, die Zeit optimal zu nutzen“, erklärt Diplom-Sportwissenschaftler und Sportpsychologe Moritz Anderten. Sportler könnten sich zielorientiert sehr gut konzentrieren. Außerdem haben Leistungssportler häufig einen physischen Vorteil: Es sei bekannt, dass sich gute konditionelle Werte positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken, erklärt Anderten.
Zig Stunden Training in der Woche, regelmäßige Trainingslager, Wettkämpfe, kaum freie Wochenenden, rackern und schuften bis der Körper nicht mehr kann – das alles ist für Topathleten selbstverständlich. Leistungssportler hätten gelernt, „ihre Ärmel hochzukrempeln“, erklärt der Bundestrainer des Deutschland-Achters Ralf Holtmeyer. „Sie sind gewohnt, ihre Freizeitinteressen hinten anzustellen.“ Vielleicht mache sie das ja dann auch im Job erfolgreicher, wenn sie nicht immer schon an den Feierabend dächten, vermutet der Erfolgscoach.
Was ist tatsächlich an der These dran, dass Hochleistungsathleten erfolgreicher in ihrem Studium oder im Beruf sind als Nichtsportler? Eine Studie, die 2015 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthilfe entstand, legt einen Zusammenhang nahe. Die Wissenschaftler untersuchten den beruflichen Erfolg anhand des Einkommens. Das Ergebnis: Je nach Analyse weisen die rund 260 befragten ehemaligen Leistungssportler ein um 600 bis 900 Euro höheres monatliches Einkommen auf als Nichtsportler. Ehemalige Mannschaftssportler verdienen nochmals mehr.
Eine eindeutige Erklärung dafür finden die Wissenschaftler nicht. Doch eine Vermutung liegt nahe: Sie schlussfolgern, dass der Sport Charaktereigenschaften wie zum Beispiel Ehrgeiz, Ausdauer und Leistungsbereitschaft fördert, die auch im Beruf von Vorteil sind.
„Du musst die Ziele klar definieren – im Sport und im Beruf. Umso größer ist der Erfolg“, sagt etwa der ehemalige Hockey-Spieler Michael Green, der inzwischen als Orthopäde arbeitet. Einer der wichtigsten Faktoren sei zudem die Organisationsfähigkeit. Während andere auf den Zugfahrten zu den Spielstätten rumdaddelten und Musik hörten, schlug Green seine Medizin-Bücher auf. „Und normal gefeiert habe ich auch“, nur Zeit für einen Nebenjob blieb da nicht. Deshalb weist er darauf hin, wie wichtig die finanzielle Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe war.
Betroffen ist davon auch die Übergangsregierung, die nach Rousseffs Absetzung einsprang. Drei Minister mussten wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten. Der amtierende Präsident Michel Temer, der zuvor Rousseffs Vize war und als Strippenzieher bekannt ist, wurde von Zeugen im Petrobras-Fall ebenfalls der Bestechung beschuldigt, aber nicht angeklagt.
In der Bevölkerung herrschen heute Empörung und Wut sowohl über Rousseff als auch über Temer. In einer landesweiten Umfrage des Instituts Datafolha vom Juli erklärten 62 Prozent der Teilnehmer, sie hätten lieber Neuwahlen, als einen der beiden als Präsidenten zu behalten. Rousseff hat versprochen, ein Referendum über Neuwahlen abzuhalten, falls sie das Verfahren im Senat übersteht. Doch als Voraussetzung dafür müssten sowohl sie als auch Temer zurücktreten oder abgesetzt werden.
Temer, ein 75-jähriger Karrierepolitiker der Partei der Brasilianischen Demokratischen Bewegung, hat bislang keine Bereitschaft zum Rücktritt signalisiert. Er stilisiert sich selbst als unfreiwilligen Retter, dem nur am Wohl des gespaltenen Landes gelegen sei. Rousseffs Vorwurf, Drahtzieher des Amtsenthebungsverfahrens zu sein, weist er zurück. Im Falle einer endgültigen Absetzung der Präsidentin würde Temer bis zum Ende von deren regulärer Amtszeit 2018 an der Macht bleiben.
„Michel will Präsident bleiben, aber das darf er nicht zeigen“, sagt der Politikexperte Alexandre Barros aus Brasilia. „Das ist für alle eine komplizierte Gleichung.“ In jedem Fall stehen Rousseffs Chancen im Senat denkbar schlecht. Im Mai hatten 55 der insgesamt 81 Senatoren für ihre Suspendierung gestimmt - einer mehr, als für eine endgültige Amtsenthebung notwendig wäre.
Seitdem hat sich die Präsidentin nach Kräften bemüht, das Gremium umzustimmen. Sie twitterte fleißig gegen den „Putsch“, traf sich mit Journalisten und ihr wohlgesonnenen Senatoren und hielt Kundgebungen im ganzen Land ab. Doch der Erfolg hält sich offenbar in Grenzen: Erst vor rund zwei Wochen machten die Senatoren den Weg für die nun letzte Phase im Amtsenthebungsverfahren gegen Rousseff frei - mit einer Mehrheit von 59 zu 21 Stimmen.