Eine Terrorwelle im Irak hat am Mittwoch mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen. Sie fiel zusammen mit der Offensive der irakischen Streitkräfte gegen die von der Terrormiliz Islamischer Staat beherrschte Stadt Ramadi im Westen des Landes. Der IS wird als Urheber der Anschläge verdächtigt, doch bekannte sich öffentlich zunächst niemand zu den Attacken.
In der überwiegend von Schiiten bewohnten Stadt Chalis rund 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad wurden zwei mit Sprengstoff beladene Autos in die Luft gesprengt, wie die Polizei berichtete. Dort kamen sieben Menschen um, 18 weitere wurden verletzt. In Bagdad und Umgebung gingen fünf weitere Sprengsätze in Geschäftsstraßen hoch und rissen acht Zivilisten in den Tod. 35 weitere Personen wurden verletzt.
Am Dienstag hatten die irakischen Sicherheitskräfte Erfolge bei der Rückeroberung des seit Mai vom IS besetzten Ramadi vermeldet, der Hauptstadt der Provinz Anbar rund 130 Kilometer westlich von Bagdad. Truppen stießen in Viertel vor, die nur noch drei Kilometer vom Zentrum entfernt liegen.
In den kommenden Tagen werde die "vollständige Befreiung" der 100 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt bekanntgegeben, zitierte das staatliche Fernsehen Generalstabschef Othman al-Ghanemi am Mittwoch. Die Soldaten konzentrierten sich offenbar auf den letzten Bezirk im Stadtzentrum, der noch vom IS kontrolliert wird.
Familien konnten aus Ramadi fliehen
Am Mittwoch verlangsamte sich der irakische Vormarsch jedoch durch Sprengfallen und Heckenschützen, wie Armeesprecher Jaja Rassul sagte. Einigen bisher in Ramadi eingeschlossenen Familien sei aber die Flucht gelungen, und sie seien in Sicherheit.
Für die Regierung in Bagdad wäre ein Erfolg in Ramadi ein wichtiger symbolischer Sieg. Seit November rückt die Armee auf Ramadi vor. Allerdings kam der Vormarsch nur langsam voran, da die Regierung nur reguläre Streitkräfte einsetzt und auf schiitische Milizen verzichtet, denen bei der Rückeroberung von Tikrit im April Gräueltaten vorgeworfen worden waren.
Sollte die Rückeroberung Ramadis gelingen, würde dem IS nach Tikrit im April die zweite größere Stadt entrissen. Eigentliches Ziel ist es aber, den IS auch aus seinen Hochburgen Mossul im Nordirak und Falludscha zu vertreiben, das auf halbem Wege zwischen Ramadi und Bagdad liegt.
Der IS beherrscht weite Landstriche im Westen und Nordwesten des Iraks sowie im benachbarten Syrien. Die Eroberung von Ramadi durch den IS im Mai galt als schwerer Rückschlag für das irakische Militär. Derzeit sollen nach US-Angaben noch 250 bis 350 IS-Extremisten in Ramadi und einige Hundert in der Umgebung sein. Nach Einschätzung der USA ist die Rückeroberung der Stadt unvermeidlich.