Steueroasen Wolfgang Schäuble will ein bisschen mehr Transparenz

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Steuersünder bleiben im Vorteil

Doch wie viel ist die neue globale Transparenzoffensive wert? Die Register, von denen nun die Rede ist, sind in Europa schon beschlossen, in einigen Staaten wie Großbritannien gibt es sie bereits. Doch will etwa Deutschland den Einblick darin nichtstaatlichen Akteuren so gut wie vorenthalten.

Zwar sieht Schäubles Plan mittlerweile auch Zugriff für spezialisierte Nichtregierungsorganisationen oder Journalisten vor. Jedoch sollen diese im Gegenzug die Resultate ihrer Recherchen auch den Behörden zur Verfügung stellen. Dagegen wehren sich insbesondere Medienvertreter, sie wollen ihre Quellen schützen.

So sieht Schäubles 10-Punkte-Plan gegen Steueroasen aus

Schäuble glaubt jedoch, dass durch mehr Transparenz die Register weniger effektiv würden - und er steht unter seinen europäischen Kollegen mit seiner Skepsis keineswegs alleine da. Auch Frankreichs Finanzminister Michel Sapin, ein enger Schäuble-Vertrauter, stemmt sich dagegen.

Und in Großbritannien ist Finanzminister George Osborne nach den auch für seinen Premier peinlichen Panama-Enthüllungen zwar sehr bemüht, Engagement gegen Steuersünder zu zeigen. Aber seine Regierung weiß zugleich, dass in Überseegebieten des ehemaligen Weltreiches viele jener Trust-Konstruktionen verbreitet sind, die nach den Veröffentlichungen ins Zentrum der Kritik gerückt sind.

Das müssen Sie zu den Panama Leaks wissen

Und: Verpflichtend kann die Teilnahme an den Registern nicht gemacht werden. Gegenüber dem kleinen Panama mag Druck vielleicht ausreichen. Aber gilt das etwa auch für die USA, wo der kleine Bundesstaat Delaware –nur zwei Autostunden von Washington entfernt – mehr Firmen als Einwohner aufweist und rund jeden vierten Dollar seines Haushaltes durch das Geschäft mit Firmengründungen verdient?

Schäuble-Beamte berichten seufzend, wie lange sie mit den Amerikanern schon über dieses Thema gesprochen haben, mit sehr wenig Erfolg. Denn die Bundesstaaten sind in dieser Frage sehr unabhängig, außerdem denken die Amerikaner, dass der Informationsaustausch bei ihnen schon gelingt. „Es ist, wie es ist, jedes Land ist verschieden“, heißt es aus Schäubles Umfeld. Und weil Steuersünder alle gleich sind und das gleiche Ziel verfolgen, bleiben sie im Vorteil.

Die größten Steueroasen der Welt
Bei der Nichtregierungsorganisation Tax Justice Networks steht die Schweiz an erster Stelle der Steueroasen – trotz aller Abkommen zum Informationsaustausch. Grund für die Top-Platzierung ist für die NGO die nach wie vor hohe Geheimhaltung von Finanzdaten in der Alpenrepublik. Quelle: dpa
Hongkong steht wegen seiner Verschwiegenheit bei der NGO Tax Justice Networks auf Rang zwei der Schattenfinanzplätze. Auch hier spielt der britische Einfluss noch eine große Rolle, da HK über mehr als ein Jahrhundert eine Kronkolonie war, bevor es in den 90er Jahren wieder an China fiel, aber weiter getrennt verwaltet wird. Quelle: AP
Luxemburg hat sich seinen Wohlstand – das Pro-Kopf-Einkommen liegt doppelt so hoch wie in Deutschland – durch eine äußerst wohlwollende Besteuerung erarbeitet, bei dem die Finanzverwaltung in geheimen Vereinbarungen („tax rulings“) gern auch mal nur ein Prozent Steuern verlangt. Quelle: dpa
Der US-Bundesstaat Delaware profiliert sich durch extrem niedrige Unternehmenssteuern. Hunderttausende Firmen sind dort registriert, auch namhafte deutsche. Nicht nur das Steuerklima ist dort günstig; Firmen lassen sich binnen eines Tages gründen. Quelle: dpa
Karibikeilande wie die Cayman Inseln, die Britischen Jungferninseln und die Bermudas zählen zu den echten Paradiesen mit viel Sonne, Strand und keinen Steuern für Unternehmen, Werktätige und Privatiers. Quelle: dpa
Irland ist für Unternehmen ein interessantes Land. Allerdings ist der Klassiker, das Double Irish mit Dutch Sandwich, nicht mehr im Angebot. Statt dessen gibt es nun eine „Knowledge Box“, mit deren Hilfe Unternehmen nur 6,25 Prozent Steuern zahlen müssen. Quelle: dpa
Deutschland gilt ebenfalls für manche als Steueroase, vor allem für reiche Unternehmer, die vererben wollen. Dank großzügiger Verschonungsregeln können selbst Milliardäre steuerfrei übertragen, wenn sich das Vermögen in Unternehmen befindet. Das Bundesverfassungsgericht hat deshalb eine Reform angemahnt. Quelle: dpa
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