Der wegen der Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams unter Druck stehende US-Präsident Donald Trump hat massive Vorwürfe gegen Amtsvorgänger Barack Obama erhoben. Obama habe im Oktober in der heißen Phase des Wahlkampfs seine Telefone abhören lassen, erklärte Trump am Samstagmorgen in einer Reihe von Tweets. Er zog sogar eine Parallele zur Watergate-Affäre in den 1970er Jahren, die Präsident Richard Nixon nach dem Ausspionieren der Demokraten zu Fall gebracht hatte. "Wie tief ist Präsident Obama gesunken, um meine Telefone während des geheiligten Wahlprozesses anzuzapfen. Das ist Nixon/Watergate. Böser (oder kranker) Kerl!" twitterte Trump am Samstagmorgen.
Belege für seine Vorwürfe nannte er nicht. Obama ließ die Vorwürfe zurückweisen. Weder Obama noch jemand anderes im Weißen Haus habe jemals die Überwachung eines US-Bürgers angeordnet, erklärte Obama-Sprecher Kevin Lewis. "Alle anderen Darstellungen sind schlicht falsch." Allerdings erklärte er auch, es sei eine der Kernregeln der Obama-Regierung gewesen, dass niemand aus dem Weißen Haus sich je in eine unabhängige Untersuchung des Justizministeriums eingemischt habe. Dies lässt die Möglichkeit offen, dass von Seiten des Justizministeriums Überwachungsmaßnahmen gegen das Trump-Wahlkampfteam gelaufen sein könnten.
Auch der frühere Obama-Sicherheitsberater Ben Rhodes reagierte scharf. "Kein Präsident kann eine Abhöraktion anweisen. Diese Beschränkungen wurden eingeführt, um Bürger vor Menschen wie Ihnen zu schützen", schrieb Rhodes ebenfalls auf Twitter.
Donald Trump: Ein Kurzporträt des 45. US-Präsidenten
Donald Trump wurde am 14. Juni 1946 im New Yorker Stadtteil Queens geboren.
Im Alter von 13 Jahren wurde er von seinen Eltern aufs Internat geschickt. Später folgte er dem Vater ins Immobilienmetier und machte auch mit Misswahlen und Spielcasinos Geld. Trump hatte unter anderem mit der Fernsehshow „The Apprentice“ Erfolg, sie machte „The Donald“ als Reality-TV-Star einem großen Publikum in den USA bekannt.
Trumps Erfolge als Unternehmer sind umstritten. Wie reich er wirklich ist, bleibt Spekulation. Bis heute weigert sich der Unternehmer, seine Steuererklärung offenzulegen.
Wegen seiner zahllosen Ausfälle wurde Trump heftig angegangen und vielen zum Feindbild. Trump wird oft parodiert, anderen ist er Idol. Seinen Anhängern steht er - getreu dem Motto„Make America Great Again“ für Neuanfang, ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen, eine Rückbesinnung auf Amerika und einen radikalen Abschied von der politischen Agenda Barack Obamas.
Tabubrüche waren und sind typisch für Trump. Er hetzte gegen Ausländer, verhöhnte Behinderte, sagte skandalöse Dinge über Frauen. „Ich könnte jemanden auf der Straße erschießen und würde trotzdem keinen einzigen Wähler verlieren“, sagte er einmal.
Trump, dem viele Affären nachgesagt wurden, ist zum dritten Mal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Ivana hat er die Kinder Donald (39), Eric (33) und Ivanka (35). Die zweite Frau, Marla Maples, brachte die gemeinsame Tochter Tiffany (23) zur Welt. Mit seiner dritten Frau, dem aus Slowenien stammenden Model Melania, hat er den zehnjährigen Sohn Barron. Die Familie gehört für den Baulöwen zu den bei weitem wichtigsten Konstanten.
Das Weiße Haus reagierte nicht auf eine Reuters-Anfrage, Einzelheiten zu Trumps Vorwürfen zu nennen. Eine Sprecherin Trumps sagte, der Präsident "habe Sitzungen, halte Telefonate und schlage Bälle" auf seinem Golfplatz in West Palm Beach. In einem der Tweets behauptet Trump, von der Abhöraktion sei sein Büro im Trump Tower und ein Apartementgebäude in New York betroffen gewesen. Ein guter Anwalt könnte einen "großen Fall" daraus machen, dass Obama kurz vor der Wahl seine Telefone abgehört habe, twitterte Trump weiter. Obama-Berater Rhodes konterte: "Nein. Könnten Sie nicht. Nur ein Lügner könnte das."
Eric Swalwell, Mitglied der Demokraten im Geheimdienstausschuss, spielte die Anschuldigungen dagegen herunter: "Ich denke, der Präsident ist nur früh auf und tweetet routinemäßig." Trump hat Gegner bereits wiederholt per Twitter angegriffen. Jahrelang beschuldigte er Obama, nicht in den USA geboren zu sein, bevor er die Behauptung zurückzog.Trumps Regierung ist seit Wochen wegen Kontakten zwischen Vertrauten des heutigen US-Präsidenten und russischen Vertretern in Bedrängnis. So musste Trumps Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn wegen seiner Kontakte zum russischen Botschafter noch vor Amtsantritt der Regierung zurücktreten . Führende US-Demokraten forderten auch Justizminister Jeff Sessions wegen Russland-Kontakten zum Rücktritt auf. Dieser sicherte mittlerweile zu, sich aus den Ermittlungen zur möglichen Beeinflussung der Präsidentenwahl durch Russland herauszuhalten.
Die US-Geheimdienste hatten Russland vorgeworfen, Computer der Demokraten im Wahlkampf angegriffen zu haben, um mit den erbeuteten E-Mails das Ergebnis zu beeinflussen. Russland hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Obama hatte wegen der vermuteten Hacker-Angriffe, Sanktionen gegen Russland verhängt und russische Diplomaten im Dezember zum Verlassen der USA aufgefordert.