Und zwei weitere Flüchtlinge – neben Younes – haben sofort Jobs bei Zeitarbeitsunternehmen bekommen. „Die finalen Ergebnisse werden noch besser, da bin ich mir sicher“, sagt Wiglow, „das dauert aber noch.“ Weitere Jobmessen sollen in Düsseldorf folgen. Reif dafür sind viele Flüchtlinge, die ohne Deutschkenntnisse und oft sogar ohne Kenntnisse lateinischer Buchstaben ankommen, laut Wiglow aber erst nach „ein bis zwei Jahren“ Deutschkurs.
Die viel gescholtene Zeitarbeitsbranche zeigt mit Beispielen wie Younes, dass sie für Flüchtlinge zum bevorzugten Einstieg in den Arbeitsmarkt wird. Viele der Neuankömmlinge verfügen zwar nur über Abschlüsse, die in Deutschland nicht anerkannt werden – aber doch über Fachkenntnisse, auf denen sich aufbauen lässt. „Manche Kunden hatten bislang noch Vorbehalte, etwa wegen Sprachhürden, aber dies legt sich allmählich“, sagt Fabian Prudencia de Almeida.
Der multikulturell aufgewachsene 34-Jährige Geschäftsführer von Dahmen Personalservice mit deutschem Ziehvater, portugiesischer Mutter und russischer Ehefrau, sieht die Flüchtlinge als große Chance für sein eigenes Unternehmen. Drei weitere Flüchtlinge – 22 bis 30 Jahre alt – haben de Almeida, die Niederlassungsleiterin Marion Fitsch und Dirk Wahl inzwischen unter Vertrag genommen. Zehn weitere haben sie im Blick und wollen sie einstellen, um offene Stellen aus den Bereichen Lager-, Logistik-, Maler-, Elektro- und Sanitär sowie Entsorgung zu besetzen.
Asylanträge nach Bundesländern 2017
Nirgendwo sonst wurden so vielen Asylanträge gestellt wie in Nordrhein-Westfalen. In der ersten Jahreshälfte 2017 waren es bisher 32.122 Menschen.
Hinweis: Alle Daten beziehen sich auf Erst- und Folgeanträge in den Monaten Januar bis Juni 2017.
Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge / Statista
Stand: August 2017
12.921 Menschen haben in der ersten Hälfte des Jahres 2017 in Bayern einen Asylantrag gestellt.
In Baden-Württemberg wurden 2017 bisher 11.290 Asylanträge gestellt.
In Niedersachsen stellten 10.003 Menschen im Januar bis Juni 2017 einen Antrag auf Asyl.
In Rheinland-Pfalz beantragten 2017 bislang 7.610 Menschen Asyl.
In Hessen stellten in den ersten sechs Monaten 2017 7.508 Bewerber einen Asylantrag.
In Berlin wurden von Januar bis Juni 2017 5.535 Anträge auf Asyl gestellt.
Bis Mitte 2017 stellten 4.205 Menschen einen Asylantrag in Sachsen.
3.346 Asylanträge verzeichnet Schleswig-Holstein für die ersten sechs Monate 2017.
Einen Asylantrag in Sachsen-Anhalt stellten bis Juni 2017 3.304 Menschen.
Asyl in Brandenburg beantragten in der ersten Jahreshälfte 3.162 Menschen.
In Thüringen wurden in den Monaten Januar bis Juni 2017 3.049 Asylanträge gestellt.
In Hamburg stellten bis Ende Juni 2017 2.633 Menschen einen Antrag auf Asyl.
In Mecklenburg-Vorpommern stellten 2.104 Menschen einen Asylantrag (Januar bis juni 2017).
Bis Juni 2017 stellten im Saarland 1.538 Menschen einen Asylantrag.
In Bremen beantragten bis Ende Juni 1.192 Menschen Asyl.
Bei 94 Asylanträgen bis Mitte 2017 ist das Bundesland, in dem der Antrag gestellt wurde, anscheinend unbekannt.
Younes bringt schon mal Fladenbrot aus einem der marokkanischen Läden in Düsseldorf mit ins Dahmen-Büro an der Graf-Adolf-Straße – als kleines Geschenk für die Mitarbeiter dort und als Zeichen der Dankbarkeit. Der Job auf der Crown-Baustelle gibt ihm ein Stück seiner alten Identität zurück. Bei der Arbeit ist er nicht mehr in erster Linie Flüchtling oder Syrer, sondern Elektriker – wie schon sein halbes Leben lang. Dank des Jobs kann er nun mehr Geld an seine Frau und an seine Eltern überweisen als vom bisherigen Hartz-4-Geld.
Drei Jahre darf Younes vorerst in Deutschland bleiben. Irgendwann möchte er seine Familie nachholen, weiß aber, dass es auch anders kommen kann: „Wenn ich die Wahl habe“, sagt er vorsichtig, „dann bleibe ich in Deutschland“. Wann und wo die fünf wirklich wieder zusammen kommen, bleibt ungewiss. Ab und zu schicken sie ihm neue Fotos aufs Handy.