Arbeitsmarkt Hartz IV spaltet noch immer die Nation

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Flexiblere Arbeitsmodelle

  

So steht es derzeit um die deutschen Unternehmen
Was sind für Sie derzeit die größten Hindernisse, Personal einzustellen? (Mehrfachnennungen möglich) Quelle: ifo-Managerbefragung, August 2012, 630 Befragte
Wie reagieren Sie personalpolitisch auf die schwächelnde Konjunktur? (Mehrfachnennungen möglich)
Wie sehen Ihre Personalplanungen für die kommenden sechs Monate aus? (in Prozent)
Wie hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Beschäftigtenzahl in Ihrem Unternehmen verändert?
Wie beurteilen Sie die Personalkosten in Ihrem Unternehmen heute im internationalen Vergleich?
Wie stark nutzen Sie in Ihrem Betrieb heute die zentralen Elemente der Hartz-Reform beim Einsatz von Minijobbern? (587 Befragte)
Wie stark nutzen Sie in Ihrem Betrieb heute die zentralen Elemente der Hartz-Reform bei Zeitarbeit?(608 Befragte)

Arbeitslose finden schneller einen neuen Job, weil die Hartz-Reformen den Arbeitsmarkt flexibilisierten. Arbeitsmodelle wie befristete Stellen, Minijobs, Kurz-, Teilzeit- und Leiharbeit ermöglichen es Unternehmen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger Angestellte zu entlassen oder schneller neue Arbeitskräfte anzuheuern – im Wissen, dass sie ihre Angestellten nicht unbefristet und in Vollzeit halten müssen, selbst wenn die Auftragslage abflacht. Die Gehälter sanken gleichzeitig aufgrund der neuen Arbeitsmodelle und weil Arbeitslose auch zu einer schlechteren Bezahlung eine Arbeitsstelle akzeptierten, um nicht auf Hartz IV abzurutschen.

Hartz-Kritiker sprechen daher von Lohndumping und einer wachsenden Zahl von „working poor“. Das sind Arbeitnehmer, deren Gehalt zum Leben nicht ausreicht. Da inzwischen rund sieben Millionen Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten, sprechen Hartz-Kritiker von geschönten Arbeitsmarktzahlen: „working poor“ tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr auf, kommen aber mit ihrem Lohn de facto nicht über die Runden.

Siegrid van Nahmen schreibt im Gästebuch des Presseclubs: „Wie viele qualifizierte Fachkräfte von der Krankenschwester bis zum Ingenieur erhalten denn heute noch Tariflöhne? Diese ganze Lohndrückerei!“ Ein anonymer Kritiker schließt sich an: „Im klimatisierten Dienstwagen hinterm Chauffeur braucht man natürlich nicht zu jammern, aber Menschen, die nicht nur von der Hand in den Mund leben wollen, sondern eine Perspektive brauchen, um eine Familie zu gründen, deren Leben sinnvoll sein soll und die sich in der Leistungsgesellschaft anerkannt fühlen wollen, die muss man ernst nehmen.“

Ohne Hartz IV Probleme wie Spanien oder Italien 

Befürworter der Hartz-Reformen betrachten auch die prekären Arbeitsverhältnisse als Chance, zurück auf den Arbeitsmarkt zu finden. Beispiel Leiharbeit: 40 bis 50 Prozent der 900.000 Leiharbeiter haben nach zwei Jahren einen festen Job.

Einig sind sich Gegner und Befürworter der Hartz-Gesetze darin, dass die flexibleren Arbeitsmodelle bessere Rahmenbedingungen brauchen. Manche fordern die Einführung von Mindestlöhnen, oder die Gleichbezahlung von Leiharbeitern und Festangestellten. Doch möglicherweise würde dies im Kern Hartz IV unwirksam machen und Deutschland wirtschaftlich in die Krisenlage von Spanien oder Italien zurückwerfen.

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