Energiewende Warum die Ökostromförderung endlich enden muss

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Kernpunkte der geplanten EEG-Reform

Im Kern sieht die Reform des Fördersystems für Ökostrom vor: Ab 2017 werden die festen Einspeisevergütungen für Solar- und Windstrom an Land und See über Auktionen ermittelt. Die bisher auf 20 Jahre gesetzlich festgelegten Vergütungen für die Kilowattstunde erneuerbar erzeugten Stroms sollen nur noch für Nischentechnologien wie Geothermie oder Grubengas gelten.

Die größten Windkraft-Konzerne der Welt
Platz 15: Dongfang (China) Unter den 15 führenden Windkraft-Konzernen der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Das Reich der Mitte will mit sauberem Windstrom den Smog aus den Städten pusten. Im jüngsten Fünfjahresplan der Staatsregierung wird Klima- und Umweltschutz weiter forciert – mit hohen Förderungen für erneuerbare Energien. Einer der größten Profiteure dieser Entwicklung ist laut Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Consulting der Energiekonzern Dongfang.Marktanteil: 2,35 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 14: XEMC (China) Der Boom der Erneuerbaren Energien in Fernost nützt auch dem chinesischen Unternehmen XEMC. Der Elektrokonzern kaufte 2009 die niederländische Energiefirma Darwind und sicherte sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen, der wichtigsten Komponente von Windkraftanlagen.Marktanteil 2,43 Prozent.   Quelle: REUTERS
Platz 13: Nordex (Deutschland) Rekordumsatz, sprudelnde Gewinne, volle Auftragsbücher: 2015 war für Nordex das beste Jahr in der Unternehmensgeschichte. Kern des Erfolgs der Hamburger sind sogenannte Schwachwindturbinen, die selbst in jenen Regionen noch sichere Erträge versprechen, in denen eigentlich kaum Wind weht. Mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, 3300 Mitarbeitern und weltweit rund 7000 installierten Windkraftanlagen ist Nordex der viertgrößte deutsche Turbinenhersteller. Im globalen Ranking heißt das Platz 13. Aber die Hamburger könnten dank der Fusion mit dem spanischen Konkurrenten Acciona schon bald wieder in die Top-10 aufsteigen.Marktanteil: 2,73 Prozent. Quelle: dpa
Platz 12: Sewind (China) Die Windsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den fünf größten Herstellern. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt.Marktanteil: 3,10 Prozent.   Quelle: dpa
Platz 11: Senvion (Deutschland) In Europa, in den USA und in Kanada ist Senvion, Deutschlands drittgrößter Windkraftkonzern, bereits stark vertreten. Weil sich das globale Wachstum aber immer stärker in Richtung Schwellenländer verlagert, mussten die Hamburger ihre Strategie ändern. Um Geld für die Eroberung neuer Märkte einzusammeln, wagte sich Senvion 2016 in Frankfurt an die Börse. Der Sprung aufs Parkett klappte aber erst im zweiten Anlauf – das Geschäft mit grüner Energie ist eben längst kein Selbstläufer mehr.Marktanteil: 3,36 Prozent. Quelle: dpa
Platz 10: CSIC Haizhuang (China) Weltweit wurden noch nie so viele Windräder errichtet wie 2015. Fast die Hälfte der neu installierten Leistung von rund 63 Gigawatt entfällt dabei auf den chinesischen Markt. Weil in Fernost vornehmlich heimische Firmen wie CSIC Haizhuang zum Zug kommen, prägen die Chinesen zunehmend den Weltmarkt. Marktanteil: 3,41 Prozent. Quelle: dpa
Platz 9: Mingyang (China) Mehr als 99 Prozent ihrer errichteten Windräder haben chinesische Firmen 2015 in ihrer Heimat ans Stromnetz angeschlossen. Mingyang ist da keine Ausnahme – ebenso wie…Marktanteil: 3,50 Prozent. Quelle: PR

Für alle anderen gilt: Die Auktion für den Bau einer Wind- oder Solaranlage gewinnt der Anbieter mit dem besten Angebot – also wer mit der geringsten Förderung auskommt. Erreichen will die Bundesregierung damit vor allem eines: die Energiewende soll kostengünstiger für den Verbraucher werden.

Um den Ausbau von Wind an Land zurückzuschrauben, sollen die garantierten Abnahmepreise im ersten Quartal 2017 einmalig um 7,5 Prozent gesenkt werden, heißt es im Beschlussvorschlag des Bundes für ein Treffen mit den Ländern. Die Kürzung soll für neue, genehmigte Windräder in den Jahren 2017 und 2018 greifen.

Ausnahmen für Energiegenossenschaften

Es gibt Ausnahmen bei dem geplanten Ausschreibungssystem für kleinere, lokale Bürgerenergiegesellschaften. Damit soll sichergestellt werden, dass diese auch bei Auktionen um Wind- oder Solarparks mitbieten können. So will die Bundesregierung verhindern, dass diese Genossenschaften zu hohe Kosten für die Vorentwicklung tragen müssen, wenn sie dann doch nicht den Zuschlag bekommen sollten.

Ausnahmen gibt es auch beim Systemwechsel bei Windanlagen auf dem Meer. Alle Projekte, die bereits weit fortgeschritten sind, werden in einer Übergangsphase von 2021 bis 2024 ausgeschrieben. Erst ab 2025 werden Flächen für die Windenergie auf See vom Bundesamt für Seeschifffahrt in Hamburg voruntersucht. Dann sollen nur geeignete Flächen für Windparks auf See zentral ausgeschrieben werden. Ausbauziel für Wind auf See sind für das Jahr 2020 6,5 Gigawatt und für das Jahr 2030 15 Gigawatt. Diese Ausbaumengen werden gleichmäßig auf die Jahre 2021 bis 2030 verteilt.

Keine Erfahrungen mit Ausschreibungen für Wind

Die Wind- und Solarverbände sowie Umweltschützer kritisieren die Pläne der Bundesregierung massiv. Vor dem Treffen der Ministerpräsidenten der Länder mit der Bundesregierung über die Ökostrom-Reform forderten die Grünen die Ministerpräsidenten auf, die EEG-Reform (Erneuerbaren Energien Gesetz) abzulehnen. Sie fürchten, dass die Energiewende damit ins Stocken gerät. Die Lobbyverbände warnen vor einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen vor allem in der Windbranche.

Richtig ist: Mit Auktionen für Öko-Energie gibt es hierzulande kaum Erfahrungen. Das geplante neue System muss sich erst noch beweisen. Sinken die Kosten damit tatsächlich? Erhöht sich nicht der bürokratische Aufwand mit solchen Auktionen? Mehr Wettbewerb führt sicher zu einem Verdrängungswettbewerb von kleineren Anbietern. Einige Anlagenbauer und Betreiber wird diese Reform dazu zwingen, ihre Kosten zu senken und ihr Geschäft internationaler aufzustellen, um nicht nur abhängig vom stark regulierten Geschäft in Deutschland abhängig zu sein.

Trotzdem ist es sinnvoll, den Ausbau der Windenergie stärker zu planen. Schon seit Jahren müssen Windanlagen immer wieder abgeregelt werden, weil die Netze die Strommenge aus Kapazitätsgründen nicht mehr transportieren können. Dringend notwendig ist also entweder das Stromnetz auszubauen, um die grüne Energie auch dorthin transportieren zu können, wo sie gebraucht wird. Eine Alternative wäre, mehr konventionelle Kraftwerke abzustellen, die Strom aus klimaschädlichen Brennstoffen wie Kohle produzieren.

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