Innovationen Zwölf Ideen, die Deutschland voranbringen

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Ausbildungspflicht

Nach der Schulpflicht stehen viele Jugendliche ratlos auf der Straße. Dabei wäre das einfach zu beheben Quelle: ZB

Forderungen, die mit „Pflicht“ beginnen, enden für gewöhnlich mit einem Aufschrei aller Liberalen und Wirtschaftsvertreter – meist zu Recht. Bei der Ausbildungspflicht ist das anders, denn hier geht es um den Vollzug der sogar von Liberalen anerkannten Schulpflicht. Die Idee: Jugendliche werden verpflichtet, entweder einen studienqualifizierenden Schulabschluss oder eine Ausbildung zu absolvieren. Das kann entweder an der Berufsschule oder im Betrieb geschehen. Derzeit endet die Schulpflicht mit dem Erreichen eines bestimmten Alters – inhaltlich oft im Nirgendwo. Nimmt man das Ziel dieser Pflicht ernst, nämlich Jugendliche so auszubilden, dass sie ihr Leben selbstständig meistern können, sollte die erreichte Qualifikation, nicht das Alter entscheidend sein. Besonders viel Innovation wäre dafür gar nicht nötig. In den meisten Bundesländern gibt es eine formale Berufsschulpflicht. Und in Hamburg wird die Sache mit dem Modell „Jugendberufsagentur“, die sich um alle Arbeitslosen unter 25 Jahren kümmert, schon recht konsequent zu Ende gedacht.
Fazit: Die Gesetze lassen es zu, man muss es nur wollen

Freier Eintritt in Museen

Gratis ins Museum: Was in Großbritannien üblich ist, scheint hierzulande noch Zukunftsmusik zu sein Quelle: AP

Als Premierministerin Margaret Thatcher in den Achtzigerjahren staatliche Museen zur Eintreibung von Eintrittsgeldern zwang, regte sich das liberale Herz der Briten: Was für eine Unverschämtheit vom Staat, seinen Bürgern Geld für die Besichtigung von Werken abzuverlangen, die ihnen selbst gehören! Deswegen ist der Eintritt in die meisten Museen Großbritanniens heute wieder frei. Recht haben sie, die Briten! Ins British Museum, die Tate Modern und die National Gallery strömen jeweils fast viermal so viele Besucher wie ins Berliner Pergamonmuseum. Der nicht-statistische Erfolg der britischen Umsonst-Kultur: Briten gehen nicht nur öfter ins Museum, sondern auch gelassener, selbstverständlicher, beiläufiger – zum Beispiel in der Mittagspause, um ihrem Lieblingsbild einen Besuch abzustatten. Stell dir also vor, es gäbe nicht nur Kunst in Deutschland, sondern alle gingen auch noch hin! Dann liegt das babylonische Ischtar-Tor auf dem Weg vom Bahnhof Friedrichstraße zum Alexanderplatz – und man kann sich auf einen Nachmittagskaffee mit Nofretete verabreden.
Fazit: Das Museum - keine Burg, sondern ein offener Platz

Zuwanderung nach Punktesystem

Einreise nach Punkten. Zuwanderer sollen nun nach Qualifikation und Arbeitswilligkeit benotet werden Quelle: dpa

Studien zufolge wird Deutschland um 2050 elf Millionen weniger Einwohner haben, selbst wenn jedes Jahr 100 000 Zuwanderer einreisen. Und irgendwann ist die Krise in Südeuropa vorbei und der Zustrom junger Spanier und Griechen auch. Und dann? Ohne Zuwanderung würde sich die deutsche Erwerbsbevölkerung schon in diesem Jahrzehnt um vier Prozent verringern. Dabei suchen Millionen Menschen in aller Welt nach Arbeit und einer friedlichen Heimat. Diese beiden Probleme sollte man zusammenführen – zu einer Lösung, die allen hilft. Dafür muss man Zuwanderer klassifizieren. Wer gut qualifiziert ist und nicht zu alt, wer Sprachkenntnisse hat und vielleicht auch etwas tun will, was die Einheimischen eher verabscheuen (Altenpflege zum Beispiel), der sammelt für all diese Vorzüge Punkte. Wer genug Punkte hat, darf einreisen und sich einen Job suchen. Das funktioniert bereits wunderbar – nur leider nicht in Deutschland, sondern in Kanada. Die Übernahme dieses Systems in Deutschland hat eine Regierungskommission schon vorgeschlagen. Das war 2001.
Fazit: Holt mehr Leute ins Land - aber die richtigen!

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