Nachhaltige Textilien Billig-Jeans sollen fairer hergestellt werden

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Ein deutscher Alleingang ist keine Lösung

Ohnehin lasse sich kaum auf allen Stufen die Einhaltung der Maßnahmen nachvollziehen. Die Produktion ist komplex. Nach Angaben von Textil und Mode durchlaufe allein ein Hemd bis zum Handel bis zu 140 Stationen.

Ein weiteres Kernproblem bringt AVE-Geschäftsführer Eggert auf den Punkt: „Ein deutscher Alleingang ist keine Lösung.“ Um wirkliche Veränderungen anzustoßen, müsse die Bundesregierung vielmehr im Schulterschluss mit anderen Industrieländern die Regierungen vor Ort in die Verantwortung nehmen.

So sauber sind unsere Modelabels
Eine Frau mit einer Zara-Tasche Quelle: REUTERS
Ein Laden von Tommy Hilfiger Quelle: AP
Platz 12: PrimarkEs ist gar nicht einfach, den H&M-Herausforderer aus Irland zu kontaktieren. Primark hat weder in Deutschland noch im Rest der Welt eine Pressestelle, an die Journalisten ihre Anfragen richten können. Erst nach einer knappen Woche melde sich eine externe PR-Agentur und beantwortet einige Fragen zu Recherchen der WirtschaftsWoche: Dass eine Primark-Bestellung bei einem Zulieferer landete, der westlichen Standards nicht entspricht, sei ein Einzelfall gewesen. Ein lizenzierter Lieferant habe die Order ohne Kenntnis und Einverständnis der Iren an diese Fabrik ausgelagert. Was eigentlich gar nicht passieren darf, denn über seine Homepage verpflichtet nagelt sich der irische Discounter auf „ethischen Handel“ und höchste Sozialstandards bei Lieferanten fest. Dies wird allerdings nicht nur durch die Recherchen der WirtschaftsWoche konterkariert – zumal der Hersteller insgesamt bei Details merkwürdig mauert: Primark will weder die Zahl der Lieferanten oder die der internen Auditoren kommunizieren, noch die wichtigsten Lieferländer und den Anteil der Direktimporte nennen.Transparenz -Kontrolle -Verantwortung - Quelle: Screenshot
Ein New Yorker-Store in Braunschweig Quelle: Screenshot
Menschen vor einer Ernsting's Filiale Quelle: Presse
Das Logo der Modekette Tom Tailor Quelle: dapd
Eine Verkäuferin reicht in einem Esprit-Store in Düsseldorf eine gepackte Einkaufstasche über die Kasse Quelle: dpa

Deutsche Unternehmen sind bei Ihren Auftragnehmern meist nur ein Kunde unter vielen. So sagt etwa Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des mittelständischen Outdoor-Ausrüsters Vaude: „Wir selbst können die Unternehmen vor Ort kaum überreden bessere Löhne zu zahlen. Das können eigentlich nur die Großen.“

Doch dem Bündnis fehlt es schon an Grundlegendem, zum Beispiel der Definition, was ein existenzsichernder Lohn überhaupt ist, die Möglichkeiten der Kontrolle sowie politische Absprachen mit den betroffenen Ländern. Vor allem Bangladesch, Kambodscha und Pakistan nannte Minister Müller häufiger.

Bislang scheint das Textilbündnis mehr eine Absichtserklärung als ein klares Konzept, das die Arbeitsbedingungen in den Schwellenländern verändert. Die konkreteste Idee ist da noch ein Verbraucherportal, das im Januar 2015 starten soll. Dort können sich Konsumenten über alle Siegel in der Textilbranche informieren und herausfinden, ob die Produkte wirklich fair gehandelt wurden.

Übrigens: Die Textilien, die die Vorgaben des Bündnisses erfüllen, sollen in Zukunft einen „Grünen Knopf“ bekommen. Ob es in der Masse der Zertifizierungen allerdings noch eine des Bundes braucht, kann dann der Verbraucher entscheiden.

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