Städteranking 2015 Das sind die besten Städte Deutschlands

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Immense Bedeutung der Automobilindustrie

Im Dynamikranking verweist Sieger Ingolstadt die Konkurrenten Wolfsburg, Heilbronn, Ludwigshafen und Würzburg auf die Plätze – ganz hinten liegen die Ruhrgebietsstädte Gelsenkirchen, Mülheim und Oberhausen. Das Niveauranking gewinnt wie in den Vorjahren die bayrische Landeshauptstadt München. Ingolstadt schafft Rang 2, gefolgt von Erlangen, Stuttgart und Frankfurt. Die rote Laterne geht an Gelsenkirchen.

„Die Schere zwischen starken und schwachen Städte geht weiter auseinander – und die Dominanz des Südens nimmt weiter zu“, resümiert Michael Bahrke, der wissenschaftliche Leiter der Studie bei IW Consult. Unter den Top Ten des Niveaurankings befinden sich gleich sieben Vertreter aus Bayern und Baden-Württemberg, im Dynamikranking sind es deren fünf, davon vier aus Bayern.

Niveauranking: Das sind die besten Städte Deutschlands

München etwa punktet mit einer regen Gründerszene, boomendem Tourismus und hoher Lebensqualität. In keiner anderen Großstadt verzeichnet ImmobilienScout24 so viele Gesuche pro Mietwohnung, was für eine ungebrochene Attraktivität spricht. Prosperieren kann eine Stadt schließlich nur, wenn Menschen dort leben wollen und die Wirtschaft genügend Arbeitskräfte findet.

„Der wichtigste Standortfaktor einer Stadt ist mittlerweile die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal“, sagt der Regionalökonom Georg Hirte, Professor an der Technischen Universität Dresden. Die Kosten hingegen seien „für die meisten Unternehmen mittlerweile zweitrangig und spielen zumindest bei innerdeutschen Investitionsentscheidungen keine so große Rolle mehr.“

Niveauranking: Das sind die schlechtesten Städte Deutschlands

Der Städtetest zeigt zudem einmal mehr die immense Bedeutung der Automobilindustrie für den Standort Deutschland – und ist zugleich eine Warnung vor Monostrukturen, mit denen man hoch steigen, aber auch tief fallen kann. In keinem anderen Land der Welt hat die Autobranche einen so großen Anteil an der Wertschöpfung. Sie beschäftigt in Deutschland direkt und indirekt mehr als 1,8 Millionen Menschen und setzt gut 350 Milliarden Euro um, ein Anteil von mehr als 20 Prozent am Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes.

Fast alle Autostädte – Wolfsburg (VW), Stuttgart (Daimler, Porsche), Ingolstadt (Audi), München, Regensburg (BMW), Leipzig (Porsche) – schneiden im Test formidabel ab; auch Hannover und Braunschweig (VW) entwickeln sich gut.

Ingolstadt macht viel richtig

In Ingolstadt schließt sich das Audi-Werk direkt an den Stadtkern an – und übertrifft dessen Größe um das Doppelte. Der Konzern beschäftigt hier 43.000 Menschen, knapp die Hälfte der 95.000 Erwerbstätigen, die es in der Stadt insgesamt gibt. Das hat Ingolstadts OB Lösel offenbar im Hinterkopf, wenn man ihn nach Risiken befragt. „Audi ist die ertragreichste Tochter des Konzerns, da wird man in Wolfsburg nicht auf die Idee kommen, ausgerechnet hier zu sparen“, glaubt er. Er rechne mit „keinerlei“ Stellenabbau am Standort.

Diese Städte haben sich am besten entwickelt
Leipzig Quelle: dpa
Berlin Quelle: dpa
München Quelle: AP
Regensburg Quelle: dpa
Braunschweig Quelle: dpa
Würzburg Quelle: dpa
Ludwigshafen Quelle: dpa

Und die Gewerbesteuer? „Die wird in diesem Jahr sicher ausfallen, vielleicht auch noch im nächsten.“ Es gebe aber Nachzahlungen aus vergangenen Jahren, und deshalb werde die Stadt „bei keiner geplanten Investition Abstriche machen“. So klingt ein Kommunalpolitiker , der die Worte Arbeitslosigkeit und Haushaltsdefizit nur aus der Zeitung kennt.

Diese Stadt macht zweifellos viel richtig. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Audi seine wichtigsten Investitionen hier tätigt. Im Sommer haben sich Stadt und Unternehmen darauf geeinigt, dass Audi sein neues Entwicklungsgelände auf einem ehemaligen Raffinerie-Gelände an der Donau baut. Die millionenteure Sanierung der Altlasten übernimmt Audi gleich mit.

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