Slowenien Auf der Suche nach Millionen

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Ohne Bestechung keine Aussicht auf Erfolg

In diesen Ländern sind Manager besonders korrupt
Korruptes EuropaViele europäische Manager sind käuflich. Das beweist eine Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young, die in 36 Ländern zusammen knapp 3500 Top-Manager befragt hat, darunter Finanzvorstände, Compliance-Experten und Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung. Laut Ansicht der Berater verschärfe die anhaltende Wirtschaftskrise die Situation, weil die Unternehmen trotzdem unter Druck stünden, mit Umsatz- und Gewinnzuwächsen zu glänzen. Daher könnten sich viele Manager vorstellen, in Notfall-Situationen dem Geschäftserfolg mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen. Quelle: dpa
SlowenienIn dem zwei Millionen Einwohner starken Land sind fast alle befragten Manager (96 Prozent) der Ansicht, dass Bestechung dort an der Tagesordnung ist. Damit liegt Slowenien europaweit auf Platz eins. International betrachtet liegt Slowenien in punkto Korruption auf dem gleichen Niveau wie die afrikanischen Länder Kenia und Nigeria. Quelle: dapd
UkraineIm internationalen Vergleich der korruptesten Manager kommt die Ukraine auf Platz fünf, mit Blick auf Europa folgt sie auf Slowenien. Der Studie zufolge halten 85 Prozent der Befragten Bestechlichkeit in ihrem Land für üblich. Quelle: dpa
GriechenlandIn dem krisengeschüttelten Land glauben 84 Prozent der Manager, dass Korruption normal sei. Damit liegt Griechenland im europäischen Vergleich an dritter Stelle, international auf dem siebten Rang. Vor allem der übergroße Staatsapparat gilt als bestechlich. Quelle: dpa
SchweizAm wenigsten verbreitet ist Korruption in der Schweiz. Hier geben nur zehn Prozent der Befragten an, dass Bestechung in ihrem Wirtschaftsleben gängig ist. Quelle: dpa
Vorbild Skandinavien Hinter der Schweiz folgen direkt die skandinavischen Länder. Finnland und Schweden liegen bei jeweils zwölf Prozent, Norwegen bei 17. Quelle: dpa
Deutschland auf den hinteren RängenAuch die Bundesrepublik schneidet bei der Frage nach Korruption im eigenen Land gut ab. Auch wenn es Berichte über Vetternwirtschaft wie jüngst im bayrischen Landtag oder Fälle von Steuerhinterziehung prominenter Personen gibt, so liegt Deutschland bei der Bestechlichkeit mit 30 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. Quelle: dpa/dpaweb

Anders als Byala ist Bansko ein bekannter und beliebter Kurort. Im Sommer bietet der Nationalpark Pirin unzählige Wandermöglichkeiten, von Mitte Dezember bis Ostern finden Skifahrer und Snowboarder auf den 75 Pistenkilometern beste Bedingungen. Kein Wunder, dass die 65 Appartements, die ein Investor hochziehen lassen wollte, schnell verkauft wurden. Vor allem Briten und Iren investierten gerne das von der „Factor Banka“ unterstützte Projekt.

„Die haben auch alle bezahlt. Aber nicht an den Investor, sondern an einen Mittelsmann. Ein Großteil des Geldes ist nie beim Betreiber bzw. bei unserer Bank angekommen“, berichtet Schuster. Die Folge ist vor Ort zu sehen: Noch bevor die Gebäude fertig gestellt wurden, ging dem Bauherren das Geld aus.

„Die Banken standen bei ihren Osteuropa-Engagements alle vor dem gleichen Problem“, weiß Faust. „Entweder sie schicken einen Mitarbeiter aus dem Herkunftsland der Bank in den unbekannten Markt. Der Nachteil: Ihr Mann kennt sich wenig vor Ort aus. Oder sie werben einheimische Mitarbeiter an. Die Frage ist dann: Können sie denen vertrauen und verfügen diese über das notwendige Know-how? Es gab eine Reihe von Fällen, in denen sich ausländische Banken auf lokale Mitarbeiter und deren Netzwerke verlassen haben – und bitter enttäuscht wurde. Die neuen Mitarbeiter haben nämlich nicht zum Wohle der Bank gearbeitet, sondern hatten oft ihren eigenen Vorteil im Blick.“

In Arbeit
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Die Bank wird den Gebäudekomplex in Bansko vermutlich nun fertigstellen und verkaufen. Vielleicht auch an jene, die bereit sind, den Kaufpreis ein zweites Mal zu bezahlen, damit sie am Ende doch noch zu ihrem Appartement kommen und die Bank die Hypothek löscht.

Schuster überlegt, parallel Strafanzeige zu stellen, doch Rechtsanwälte der Bank rieten ab. "Sie sagen dir ganz offen ins Gesicht, ohne Geld geht in Bulgarien nichts. Ohne Bares haben wir keine Aussicht auf Erfolg“, berichtet Schuster. Das wüssten auch Kreditkunden und dubiose Mittelsmänner. „Sie sagen mir klipp und klar und mit einem Lächeln im Gesicht: ,Ich zahle dir zehn bis 20 Prozent der ausstehenden Summe. Wenn du damit nicht einverstanden bist, ist das dein Pech, dann bekommst du nichts. Wir haben alle Zeit der Welt‘“, so Schuster. Nun sei die Frage, wer mehr Nerven habe.

Am Ende der Reise ist somit nur klar: Ein Großteil des slowenischen Geldes ist versickert. In dubiosen Projekten, in dunklen Kanälen – und im Sand und Schilf am Schwarzen Meer.

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