Wachstum stärker als in anderen Staaten Warum Österreich die Idylle der Euro-Zone ist

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Der Kampf mit dem Fachkräftemangel

Viele Unternehmen in Österreich spüren allerdings den verschärften Fachkräftemangel. Vor allem in technischen Berufen und in den Naturwissenschaften wird der Nachwuchs knapp. Im vergangenen Jahr haben die Behörden darum ein Punktesystem ähnlich dem in Kanada eingeführt, mit dem Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Jetzt arbeitet die Regierung an einem weiteren Programm: Gemeinsam mit Unternehmen sollen arbeitslose Facharbeiter aus Ländern wie Spanien und Griechenland nach Österreich geholt werden.

Doch damit das Land langfristig im globalen Wettbewerb vorne mitspielen kann, muss die Regierung weitere Anstrengungen unternehmen. Die zum Teil verstaatlichten Banken, die sich in der Krise eine blutige Nase geholt haben, müssen über kurz oder lang wieder veräußert werden, so schwierig dies im Moment auch scheint. Denn sie kosten den Steuerzahler jedes Jahr Milliardensummen.

Ruhestand ist die größte Reformbaustelle

Wichtiger aber: Österreich muss seine auch im europäischen Vergleich hohe Abgabenquote von 44 Prozent senken. Jährlich 18 Milliarden Euro, rund ein Viertel aller öffentlichen Ausgaben wendet das Land beispielsweise für Rentenzahlungen auf. Mit neun Milliarden Euro bezuschusst der Staatshaushalt die Rentenversicherung jedes Jahr. Viele Experten betrachten die Ruhestandsregelung als größte Reformbaustelle des Landes. "Um hier zu sparen, müssten die Leute später in Rente gehen", sagt Wifo-Ökonomin Schratzenstaller. Das Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 59 Jahren.

Sparpotenzial sehen Experten auch bei den Subventionen und im Zusammenspiel von Bund und Ländern. "Da gibt es viel zu viele Doppelzuständigkeiten", sagt Schratzenstaller. Für die Gesundheitsversorgung etwa sind sowohl der Bund als auch die Länder zuständig. Die Folge: ein zum Teil katastrophaler Kompetenzwirrwarr.

Solche Defizite sind allerdings für kaum einen Wirtschaftsvertreter Grund, das Engagement zu überdenken. "Die Wege sind kurz, die Entscheidungen fallen schnell", sagt Bosch-Repräsentant Huttelmaier, "bei vielen Dingen ist man hier pragmatischer als in Deutschland."

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