Elsässers Auslese

Europa boomt und keiner merkt's

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Ausverkaufte Adele

Ich habe Glück. Ein großzügiger Freund hat mich zu einem Konzert der Popmusik-Ikone Adele eingeladen. Er teilte mir ganz aufgeregt mit, dass die drei Adele-Konzerte in London innerhalb von 20 Minuten ausverkauft waren. Für das Konzert von Adele in Köln in der Lanxess-Arena war nach immerhin 30 Minuten keine einzige Karte mehr zu haben. Ich habe mich erst gar nicht nach dem Preis der Karten erkundigt. Ich wäre wahrscheinlich bei meiner Sparsamkeit glatt umgefallen.

In München höre ich von Insidern aus der Gastronomieszene, dass man in den „angesagten“ Lokalen mindestens eine Woche im voraus einen Tisch reservieren muss.

Beim Jahrestreffen der Ostasienkaufleute in Bremen war dieses Jahr der High Commissioner von Neuseeland aus England als Gastredner eingeladen. Er berichtete in seinem Vortrag voller Stolz, dass in 2015 insgesamt mehr als 13.000 junge deutsche Menschen, überwiegend deutsche Schulabgänger, in seiner schönen Heimat in Neuseeland gereist sind. Mehr als alle anderen Westeuropäer zusammen. Mir wäre beinahe der Dessertlöffel aus der Hand gefallen.

Neun Klischees über die EU – und die Wahrheit dahinter

Diese wenigen Beispiele machen eines deutlich. Die Methoden der volkswirtschaftlichen Datenerhebung alter Schule sind obsolet. Der Konsum und das Ausgabeverhalten der Bevölkerung hat sich von der monatlichen Einkommenssituation abgekoppelt. Und vor allem ist die volkswirtschaftliche Erfassung innerhalb der nationalen Grenzen von der Zeit überholt. Die Menschen leben und arbeiten in Städten wie Heidenheim an der Brenz und Biberach, Daun oder Mayen in der Eifel. Ihr Geld geben sie aber in Paris, London, Florida oder Mailand aus. Vermögen, Einkommen und Verhaltensmuster vollziehen sich mehr und mehr auf einer supra-nationalen  Ebene, sozusagen über den Landesgrenzen hinweg. Deshalb stimmen die Daten eben auch nicht. Das wollen die machthabenden Politiker in den einzelnen Ländern nicht wahrhaben.

Ich glaube schon lange keiner offiziellen Statistik mehr. Ich mache mir mein eigenes Bild und bin damit als Investor sehr gut gefahren. Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass statische Daten bewusst manipulativ von Verbänden, Lobby- und Interessengruppen zur Durchsetzung ihrer Ziele auf politischer Ebene eingesetzt werden. Abends vor dem Fernsehen wird dann vieles davon als semi-offizielle Vermeldung an die Bevölkerung ausgegeben.

Ein jeder Geldanleger sollte sich die Frage stellen, ob die politisch Verantwortlichen vielleicht eine andere Wahrnehmung der Realität besitzen. Oder ob hier ein Trend der bewussten Irreführung der Öffentlichkeit seinen Anfang nimmt. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, was man sich wünschen sollte.

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