Fütterungsversuch Minenfeld Genfood

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Forscher bewerfen sich mit Dreck

Die Studie schreckte Politiker und Behörden jedenfalls – zu Recht – gehörig auf. Frankreich erwägt ein Verbot gentechnisch veränderter Lebensmittel in der Europäischen Union (EU), sollte die Studienergebnisse stichhaltig sein.

Die EU-Kommission beauftragte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) damit, die Studie genau daraufhin zu überprüfen. Und die gentechnik-kritische deutsche Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner wies das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) an, die inhaltlichen Aussagen und die Methoden der Studie abzuklopfen.

Derweil bewerfen sich die Forscher mit Dreck: Seralinis Studie entspreche nicht den internationalen Standards. Die statistische Stichhaltigkeit wird zudem angezweifelt. Und die Versuchsratten, die er gewählt hat, bekämen auch spontan und ohne Genfood oder Herbizide Krebs.

Überdies sei Seralini ein Freund des organischen Biolandbaus und von Greenpeace finanziert. Damit vor allem Journalisten die kritischen Stimmen nicht übersehen sollten, reagierte der US-Konzern Monsanto mit einem vierseitigen Schreiben, in dem entsprechende Seralini-kritische Zitate aufgelistet waren.

Behörde im Interessenkonflikt?

So ist auch diese Studie im Handumdrehen Gegenstand einer Schlammschlacht geworden. Allerdings trägt der Forscher selbst auch nicht wirklich zur einer sachlichen Debatte und Bewertung bei. Denn als die EFSA um die Einsicht in seine Originaldaten bat, verweigerte Séralini dies mit dem Argument, die Behörde habe einen Interessenkonflikt. Schließlich hat sie die Maissorte NK 603 ja zugelassen.

Die Hoffnung, dass sich der wahre Gehalt dieser neuen Fütterungsstudie herausfinden lässt, habe ich nahezu aufgegeben. Zu dogmatisch und wortgewaltig treten die widerstreitenden Lager hier wieder gegeneinander an.

Ich halte mich derweil weiter an mein generelles Motto gegenüber der Bio- und Gentechik: Wo die Vorteile für mich als Verbraucher – etwa bei Biotech-Medikamenten – klar überwiegen, bin ich gerne bereit, auch ein gewisses technologisches Risiko zu tragen.

Das Kernproblem beim Genfood ist aber seit seiner Einführung Ende der 1990er Jahre: Genau solch ein Verbrauchernutzen für die Endkunden fehlt. Weder besonders gesundes oder schmackhaftes Genfood ist auf dem Mark. Warum sollten die Konsumenten die möglichen Risiken – und seien sie noch so klein – also auf sich nehmen?

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