Innovationspreis Die Finalisten im Überblick

Seite 3/6

Doraden aus Völklingen

Die Macher von Neomar, Jochen Dahm, Bert Wecker, Uwe Waller (von links), verkaufen bald tonnenweise Meeresfische aus Binnengewässern. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Die Gründer von Neomar züchten erstmals Salzwasserfisch an Land und entlasten damit die Küstengewässer.

Das Meer ist vom Stadtteil Fürstenhausen der saarländischen Kleinstadt Völklingen weit entfernt. Mindestens 400 Kilometer sind es bis zur Nordsee. Trotzdem gedeihen im deutschen Südwesten seit gut einem Jahr Meeresfische wie Wolfsbarsche, Doraden und sogar Störe für die Kaviargewinnung.

Ein Aquarium im XXL-Format des Anlagenbauers Neomar aus der Nähe von Hannover macht das möglich. Dank eines geschlossenen Wasserkreislaufs und aufwendiger Filtertechnik gedeihen die Salzwasserbewohner auch fernab der Küsten; 650 Tonnen sollen es in der neuen Anlage pro Jahr sein. Damit ist sie eine der ersten dieser Art im Binnenland. „Von Ostern 2014 an startet der Verkauf durch einen großen Lebensmittelhändler“, sagt Neomar-Geschäftsführer Bert Wecker.

Die Nachfrage nach der innovativen Technik wird in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Denn der Bedarf an Meerestieren steigt ständig, auch weil sie als gesund gelten: Jeder Deutsche aß 2012 rund 15,2 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte. 2004 waren es 13,8 Kilogramm. Weltweit liegt der Fischkonsum sogar bei 17 Kilogramm pro Kopf – das ist fast doppelt so viel wie in den Sechzigerjahren.

Die Meere allein können diesen Bedarf längst nicht mehr decken. Weltweit gelten über 75 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt. Das bedeutet: Der Mensch holt mehr Tiere aus dem Meer, als neue nachwachsen.

Deshalb hat die Idee der Aufzucht mit geschlossenem Wasserkreislauf die Jury des Innovationspreises überzeugt: „Anlagen, wie Neomar sie anbietet, entlasten die küstennahen Gewässer, die sonst oft durch Ausscheidungen der Fische von Zuchtanlagen verunreinigt werden“ sagt Klaus Engel, Vorstandschef des Spezialchemie-Konzerns Evonik und Co-Juror des Deutschen Innovationspreises. Das Salzwasser in dem 30 auf 30 Meter großen und etwa zwei Meter tiefen Betonbecken in Völklingen zirkuliert immer wieder durch verschiedene Filter. Das klappt bei Neomar so gut, dass „wir pro Tag nicht einmal ein Prozent des Salzwassers auswechseln müssen“, so Wecker.

Und das ist nicht der einzige Vorteil: So entweichen aus den Zuchtanlagen in den Küstengewässern immer wieder Fische. Da sie häufig nicht aus der betreffenden Meeresregion stammen, verändert dies das Ökosystem. Empfindlichere Arten werden verdrängt – mit unabsehbaren Folgen für die Umwelt. Und: „Die Anlagen machen den Betreiber unabhängig von Schwankungen der Fangmenge“, lobt Juror Engel.

Schließlich sind die Wege des Fisches vom Fang bis zum Verbraucher deutlich kürzer als bisher. Kommt beispielsweise der Lachs aus Norwegen oder die Dorade aus dem Mittelmeer, kann es bis zu sechs Tage dauern, bis der Fisch in Deutschland in der Theke landet. Bei Neomar sollen die Tiere schon nach zwei Tagen im Handel sein. Damit bekäme der Kunde den Meeresfisch in Zukunft auch deutlich frischer als bisher auf den Tisch.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%