Energie Bomben behindern den Bau von Windrädern

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Granaten unter Gaspipelines

Panzer für den Frieden
Die Geräte der Firma Aardvalen lassen Ketten schleudern, um Minen kontrolliert zu aktivieren. Quelle: PR
Das Minenräumungsgerät fährt rückwärts in das Minenfeld ein. Quelle: PR
Am Heck werden 72 Ketten an einem Zylinder in Bewegung gesetzt. Quelle: PR
Dann wird die Mine gezielt zur Explosion gebracht. Quelle: PR
Im Inneren solch eines Minenräumpanzers sitzt der Fahrer in einer ähnlichen Kabine wie ein Baggerfahrer. Quelle: PR
Diese Minenfahrzeug der Schweizer Firma Mine-Wolf-System ähnelt einer zivilen Straßenwalze.
Der MineWolf 370 - die Schweizer stellen ihre Maschinen unter anderem auch in Deutschland her. Quelle: PR

Doch da fangen die Probleme auch schon an. Die Unterwasserroboter, die mit Radar- und Sonarscannern ausgestattet sind, stoßen neuerdings auf immer mehr verdächtige Objekte am Meeresgrund. Aber nur diejenigen, die nicht von Sand und Schlick verhüllt sind, lassen sich identifizieren und – sofern es Granaten sind – mit Roboter-Greifarmen bergen.

Verdächtige Objekte müssen die Experten via Fernsteuerung mit einem Wasserstrahl freilegen. Gelingt das nicht, müssen Taucher ausrücken. Bomben, Torpedos und vor allem Seeminen sind ohnehin zu groß, um geborgen zu werden. Sie werden an Ort und Stelle gesprengt – mit fatalen Folgen für die Tierwelt.

Die Druckwellen töten unzählige Fische, Robben und Wale „noch in einer Entfernung von vier Kilometern“, sagt der Meereszoologe und Gutachter Sven Koschinski. Außerdem vergiften Rückstände des Sprengstoffs das Meer. Diese Gifte gelangen über die Nahrungskette auch in Speisefische, warnt Hermann Kruse vom Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler der Universität Kiel, der eine Karte mit den Meeres-Munitionsdepots entwickelt hat.

Die Energiewende und der Sand im Getriebe

Auf dem Pulverfass

Kruses Erkenntnis: Der Müll liegt fast überall. Denn viele Seeleute haben die gefährliche Fracht aus Angst, sie könne explodieren, vorzeitig über Bord gekippt. Das haben bereits die Erbauer der beiden Erdgaspipelines zwischen Russland und Lubmin bei Greifswald erfahren: Rund 75 Granaten und andere explosive Altlasten haben sie geborgen. Dass es nicht mehr sind, wundert Nehring: „Es müssten ein paar Tausend verdächtige Objekte sein“, sagt er. Hat er recht, verläuft die Pipeline auf einer Art Pulverfass, weil im Sand unter den Objekten noch unzählige Granaten lagern.

Das Risiko will man nicht noch einmal eingehen. Die Trassen für Stromkabel zu Offshore-Windparks werden daher gründlicher geräumt. In der Ostsee etwa waren Bergungstrupps mit vier 4,5 Millionen Euro teuren Unterwasserrobotern im Einsatz. Zwischen dem Windpark Baltic 1 und Barhöft nördlich von Stralsund säuberten sie einen 43 Kilometer langen und 50 Meter breiten Streifen. Zwei weitere, ähnlich lange Korridore sind noch in der Planung.

In der Nordsee beackern sie derzeit eine 50-Kilometer-Strecke zwischen dem Windpark Riffgat nordwestlich von Borkum und der Küste im Norden von Emden. Diese Trasse führt mitten durch ein Gebiet, in dem besonders viel Munition liegt. Umweltverbände fürchten, dass dort 2000 Tonnen Altlasten entsorgt werden müssen. Hier liegen einige der gefährlichsten Sprengkörper überhaupt: Seeminen, die wegen ihrer Größe, Sprengkraft und dünnen Hüllen nicht geborgen werden können. Die meisten müssen die Suchtrupps vor Ort hochgehen lassen.

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