Baubeschränkungen fördern die Zersiedelung, weil Entwicklungsvorhaben an ökologisch ungünstigere Standorte im Umland abgedrängt werden: Die wirklich umweltfreundlichen Lagen sind nicht die Vororte, sondern Manhattan und die Zentren von London und Shanghai. Naturliebhaber, die umgeben von Bäumen und Wiesen wohnen, konsumieren weit mehr Energie als die Bewohner der städtischen Zentren.
Der ökologische Fußabdruck eines durchschnittlichen Vorstadthauses entspricht in etwa einem Wanderschuh der Größe 15, jener eines Apartments in New York hingegen einer zierlichen Damensandalette der Größe 6.
Der CO2-Ausstoß alter Metropolen ist in der Regel gering, weil relativ wenige Menschen ihre privaten Autos nutzen. Weniger als ein Drittel der New Yorker fährt mit dem Auto zur Arbeit. Aber 86 Prozent der amerikanischen Pendler benutzen das Auto. Tatsächlich liegt der Pro-Kopf-Benzinverbrauch der New Yorker deutlich unter dem Durchschnitt der US-Ballungszentren.
Weniger Emissionen durch Armut
Derzeit sind die Inder und Chinesen mehrheitlich noch zu arm, um sich einen autoabhängigen Lebensstil leisten zu können. Selbst die CO2-Emissionen der grünsten US-Ballungsräume übersteigen die Emissionen einer durchschnittlichen chinesischen Metropole noch immer um mehr als das Zehnfache.
Aber wenn der Wohlstand der Inder und Chinesen steigt, wird die Bevölkerung vor einer möglicherweise folgenschweren Wahl stehen. Werden sie dem amerikanischen Vorbild folgen und in die autointensiven Vorstädte ziehen, oder entscheiden sie sich für die wesentlich umweltfreundlichere innerstädtische Variante?
Sollten die CO2-Emissionen in China und Indien aber tatsächlich auf das Niveau in den USA steigen, würde dies einen Anstieg der globalen CO2-Emissionen um 139 Prozent bedeuten. Die Motorisierung und Urbanisierung in diesen Ländern dürfte zu einem der wichtigsten Umweltthemen des 21. Jahrhunderts werden.