Brioni-Chef Pesci Der Schneider von Bond und Schröder

Der Chef des italienischen Modeherstellers Brioni über den Geschmack der neuen Märkte, die Eleganz des Zweireihers und Businessoutfits für Frauen.

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Gerhard Schröder bekommt einen Anzug von Brioni Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Pesci, Schauspieler Pierce Brosnan trug in seiner Rolle als James Bond Brioni, für Daniel Craig schneidert inzwischen Tom Ford. Verkörpert Bond trotzdem immer noch den Idealtypus Ihres Kunden?

Pesci: Ja, und sollte sich die Gelegenheit ergeben, den Filmcharakter wieder mit unseren Anzügen auszustatten, würden wir sie sicher nutzen. Bis zu ihrem Ende war diese Kooperation für uns sehr gewinnbringend. James Bond verkörpert nicht nur den selbstbewussten Mann von Welt, sondern einen energiegeladenen Draufgänger, der zugleich elegant und gediegen gekleidet ist.

Der Abschied von James Bond ist nicht das einzige Manko: Nach Verlusten in 2009 ist Ihr Unternehmen nun auf der Suche nach einem Käufer oder plant den Gang an die Börse.

Diese Entscheidung tragen die Eigentümer. Im Moment genießen wir den Luxus mehrerer Optionen. Wenn die Besitzer entscheiden sollten, sich einer größeren Luxusgruppe anzuschließen, dann wäre die Marke sicher ein sehr starkes Pfund innerhalb dieser Gruppe. Sollte die Unabhängigkeit gewahrt bleiben, dann führt früher oder später an einem Börsengang wohl nichts vorbei.

Warum?

Das Unternehmen braucht die nötige finanzielle Basis, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein schönes, gutes Produkt zu produzieren reicht im heutigen Luxusmarkt nicht mehr aus. Sie brauchen viel Geld für die Kommunikation und vor allem den Vertrieb. Der hat sich radikal verändert. Um die Marke lebendig zu halten, müssen sie da vertreten sein, wo ihre Zielgruppe lebt und arbeitet.

Sprechen Sie von den neuen Märkten in China oder Russland?

Das sind in der Tat neue Märkte, sie funktionieren ganz anders. Der Handel mit Luxusprodukten findet in China und Russland in der Regel nur in Shoppingmalls statt. In einer Mall können Sie aber nur mit einem eigenen Shop Markenpräsenz zeigen. In den etablierteren Märkten von Amerika bis Europa haben wir immer noch klassische Handelsstrukturen mit Mode-Warenhäusern oder Boutiquen, die viele Marken führen, inzwischen allerdings auch an Stärke verlieren. Deswegen müssen Luxusmarken Geld investieren, um in ihren eigenen Shops Flagge zu zeigen.

Reicht es, in einer Mall vertreten zu sein?

Nein, und das ist eine weitere Herausforderung. In manchen Städten Asiens muss man als Luxusmarke gleich in drei oder vier Malls mit einem Shop vertreten sein, während in Europa ein eigenes Geschäft genügt. Hier kommen die Kunden in die Stadtzentren, dort verteilen sie sich auf mehrere dezentrale Standorte. Das hat natürlich auch einfach mit der Größe der Städte zu tun, die ganz andere Dimensionen haben als die Städte in Europa.

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