Weil das Modell bis ins Jahr 2018 halten sollte, musste Schoch in die Konzernstrategie eingeweiht werden. Vier Ressorts – Unternehmensplanung, Forschung und Entwicklung, Personal und Controlling – lieferten Daten über Modelle und Lebenszyklen, über mögliche Wirtschaftskrisen und den Personalbedarf einzelner Werke. Wochenlang brüteten Manager und Betriebsräte über den Unterlagen.
Am Ende standen konkrete Szenarien bis zum Jahr 2018, darunter eine große Weltwirtschaftskrise oder auch eine minder schlimme "Weltkrise light", wie es in den internen Akten heißt. Denkverbote gab es nicht: "Der Euro zerbricht", lautet ein Szenario, plastisch veranschaulicht mit einer zerbrochenen Euro-Münze. Folgerichtig ist der nächste Schritt des Szenarios illustriert mit einer kleinen, silbernen D-Mark. Zentrales Ergebnis aller Szenarien: Dank der Vereinbarung können je nach Konjunktur, Modellzyklus und Werk die Produktion und der Personalbedarf um über ein Drittel schwanken, ohne dass nennenswerte Entlassungen notwendig werden.
Mit dem bevorstehenden Pakt zur Reduzierung der Leiharbeit schließt BMW mit dem Betriebsrat allerdings auch einen Vertrag zulasten Dritter: Für die Zeitarbeitsunternehmen wäre das neue Modell ein schwerer Schlag ins Kontor. Eine Halbierung der BMW-Aufträge träfe besonders den Personalverleiher I. K. Hofmann aus Nürnberg, der mit den Bayern gut im Geschäft ist.
Zeitarbeitsbranche steht vor schweren Zeiten
Hofmann ist seit 2004 führender BMW-Zeitarbeitspartner im Leipziger Werk: Insgesamt sind dort je nach Auftragslage 50 bis 900 Zeitarbeiter im Einsatz, Hofmann stellt davon rund die Hälfte. Schätzungsweise 15 Prozent der Hofmann-Gesamtbelegschaft von 15 000 Mitarbeitern in Deutschland sind seit Jahren bei BMW unter Vertrag.
Aber auch der gesamten Zeitarbeitsbranche stehen womöglich schwere Zeiten bevor. Wenn BMW bei der Zeitarbeit den Rückwärtsgang einlegt, dürfte das Signalwirkung haben: Andere Betriebsräte müssten ähnliche Regelungen anstreben. Dabei steckt die Zeitarbeitsbranche längst im Zangengriff von Politik und Gewerkschaften und lässt sich auf Tarifverträge ein, die das Verleihgeschäft mit Billigkräften erschweren dürften. Sogenannte Equal-Pay-Regelungen, die für gleiche Bezahlung von Leih- und eigenen Arbeitskräften sorgen, werden in der Metall- und in der Chemieindustrie ab November die Stundenlöhne der Zeitarbeiter stufenweise an die der Stammkräfte angleichen. Und nun tritt auch noch BMW auf die Bremse.