Dallara Automobil Die Digitalisierung einer Rennlegende

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Von der Idee zum Wagen in neun Monaten

Von der Idee bis zum fertigen Wagen auf der Rennstrecke vergehen dank dieses Verfahrens nur noch neun Monate. Das bedeutet: Während die Konkurrenz vier Autos baut, baue sein Unternehmen acht. Die Technik liefert eine kleine Computerfirma aus den USA – anstatt Branchengrößen wie IBM & Co.

Die großen Firmen hätten den Autobauern immer wieder erklärt, dass es unmöglich sei, einem professionellen Fahrer vorzugaukeln, dass er ein echtes Auto mit 200 Stundenkilometern durch eine echte Kurve lenkt, während er in der Realität acht Meter über der Erde in einem Simulator sitzt. "Dann haben wir 14 junge Ingenieure beauftragt, die nicht wussten, dass es unmöglich ist - und die haben es gemacht."

Wenn der Tacho bis 500 reicht
500 Exemplare wird es vom Chiron nur geben, gut 200 sind bereits verkauft Quelle: Bugatti
Flankiert wird das Hufeisen von den flachsten Voll-LED-Scheinwerfern im Autobau, die acht Leuchtquadrate sind neun Zentimeter hoch Quelle: Bugatti
Bugatti Chiron Quelle: Bugatti
Bugatti-Lenkrad Quelle: PR
Oder die Bugatti-Linie genannte, seitliche C-Spange, hinter der sich die Lufteinlässe für den Mittelmotor verbergen Quelle: Bugatti
Bugatti Chiron Quelle: Bugatti
Bugatti Chiron Quelle: PR

Neben der Zeitersparnis bringt das Verfahren Dallara vor allem eines: weniger Kosten. "Als wir mit Bugatti zusammen gearbeitet haben, hat Bugatti 15 Prototypen in Crashtests verheizt und trotzdem musste noch nachjustiert werden. Wir haben jedes Einzelteil als solches und anschließend alle Teile zusammen getestet und dann einen Prototypen gebaut", erzählt der Dallara-Chef. "Wenn so ein Prototyp 2,5 Millionen kostet, ist das eine ganz ordentliche Ersparnis."

Der Traum des Gründers

Trotzdem ging die Umstellung vom klassischen Fahrzeugbau hin zum virtuellen Prototypen nicht ohne Komplikationen ab, denn schließlich arbeiten bei Dallara Fahrzeugbauer und keine Computerspezialisten. "Die Mitarbeiter sind immer der Schlüssel", sagt der CEO. Spätestens, wenn das Virtuelle ende und es wieder um das klassische Ingenieurshandwerk gehe.

"Derjenige, der programmieren kann, kann sich das fertige Produkt nicht vorstellen und der, der sich das Produkt vorstellen kann, kann keine Simulation programmieren", sagt Portemoli. Nichtsdestotrotz kommen 93 Prozent der neuen Mitarbeiter von der Uni, wie er sagt. "Wir brauchen ständig frische Ideen." Und die kommen nun mal von Menschen und nicht durch den Einsatz von Technologie.

Wer die besten Motoren baut
Ford Fiesta Quelle: Ford
Peugeot 208 Quelle: Peugeot
BMW i8 Quelle: BMW
Mercedes CLA Quelle: Daimler
Audi RS Q3 Quelle: Audi
Porsche 911 Quelle: Porsche
Ferrari 488 Quelle: Ferrari

Und was sind die nächsten Innovationen aus dem Hause Dallara? Zunächst einmal will Geschäftsführer Portemoli nichts anderes, als Träume wahr machen: "Am 16. November wird unser Gründer 80 Jahre alt. Seit 50 Jahren wünscht er sich einen straßentauglichen Wagen, den jeder kaufen kann, so wie einen Bugatti oder einen Ferrari. Und zu seinem Geburtstag erfülle ich ihm diesen Wunsch."

Gedacht ist dieses erste Roadcar für den solventen Kunden, der mit Frau oder der Freundin einen romantischen Trip in die Berge machen und danach zum Fisch essen an den Genfer See fahren möchte – "und der anschließend beim Autorennen jeden schlägt – und ich meine jeden."

Die ersten Kunden haben schon bestellt – und bezahlt. Und das ganz ohne auch nur ein Bild des Prototypen gesehen zu haben. Das nennt man Kundenbindung.

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