FiatChrysler Automobiles Fiat-Konzern leidet unter reißendem SUV-Absatz

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Marchionne hat eine schlechte Ausgangsposition

Nicht minder wichtig: Die Finanzdienstleister der Autokonzerne wie etwa VW Financial Services oder die Mercedes Benz Bank fungieren als Kreditgeber für Kunden, die sich sonst kein Auto leisten könnten und kurbeln den Absatz so kräftig an. Das Geschäft mit Leasing- und Krediten trägt bei vielen Konzernen mittlerweile in beträchtlichem Umfang zum Gesamtkonzernergebnis bei. FCA ist in diesem Bereich nun in einigen Ländern aktiv, nicht aber etwa im wichtigen Heimat- und Wachstumsmarkt USA.

Kurz um: Marchionne befindet sich im globalen Wettbewerb mit anderen Volumenherstellern wie Toyota, Ford, GM, Hyundai-Kai und VW in einer schlechten Ausgangssituation. "Fiat-Chrysler zählt zu den Low Performern", sagt Stefan Bratzel, der die Leistungskraft der globalen Autokonzerne regelmäßig in einem Performance-Index ermittelt, in den Finanzkraft, Markt und Innovationsleistung einfließen. Im vergangenen Geschäftsjahr rutschte FCA weiter ab. "Trotz der guten Marktentwicklung der amerikanischen Tochter Chrysler, konnte sich FCA nicht mehr im Feld der Medium Performer halten", so Bratzel.

Die drohenden Strafzahlungen im Fall verfehlter CO2 Ziele, wären die nächste Großbaustelle für den Fiat-Chrysler-Chef. Dabei hagelte es in den vergangenen Monaten schon reichlich Negativ-Schlagzeilen:

  • Im April musst der Konzern 1,1 Millionen Fahrzeuge zurückrufen. Grund waren Probleme bei der Bedienung des Automatik-Wahlhebels, der bei unter Umständen nicht in die beabsichtigte Parkfunktion schaltet sondern lediglich in die Neutralposition. Einige Fahrzeuge gerieten dadurch ins Rollen. Es kam zu 121 Unfällen und 41 Verletzten. Der Schauspieler und "Enterprise"-Pilot Anton Yelchin, kam durch einen zurückrollenden Jeep zu Tode. Medienberichten zufolge will die Familie des Schauspielers den Konzern verklagen.
  • Die amerikanische Börsenaufsicht SEC untersucht den Vorwurf angeblich geschönter Verkaufszahlen in den USA.
  • Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt möchte sich mit den italienischen Behörden über die hohen Stickoxid-Werte unterhalten, die der Fiat 500x beim Test der Behörde aufgewiesen hatte.
  • Das französischen Umweltministeriums stellte beim Fiat 500x massive Überschreitungen der Grenzwerte für Stickoxide und CO2 fest. Das Modell schnitt unter allen 86 getesteten Diesel-Fahrzeugen mit am schlechtesten ab.
  • Die US-Sicherheitsforschern Charlie Miller und Chris Valasek, die mittlerweile für den Fahrdienst Uber arbeiten, ist es erneut gelungen Jeep-Modelle zu hacken. Dafür schlossen sie ein Laptop per Kabel an das im Auto befindliche Onboard Diagnose-Gerät ein. So konnten sie das Lenkrad bei voller Fahrt übernehmen.

Für den 64-jährigen Marchionne, der den Konzern noch bis 2018 führen will, gibt es noch jede Menge zu tun. Fraglich ist, ob er das Unternehmen bis dahin zu einem langfristig überlebensfähigen Autoproduzenten aufstellen kann oder ob FCA doch noch als erster Produzent für Robotaxis im Auftrag eines Tech-Unternehmens wie Google oder Apple in die Geschichte eingeht.

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