Opel-Werk Bochum Eine Schließung wäre keine Katastrophe

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Mittelständler und Handwerker zeigen Interesse

Klaus Kleine, 53: Bei Opel in Bochum von 1981 bis 2011, jetzt Objektbetreuer bei der Deutschen Annington in Bochum. Quelle: Andre Zelck für WirtschaftsWoche

Die Chancen, dass die überzähligen Opelaner 2016 ähnlich gute Erfahrungen machen, stehen nicht schlecht. Denn selbst im strukturschwachen Ruhrgebiet gibt es bei Berufen im Metall- und Elektrobereich Fachkräftemangel. Durchschnittlich 1845 neue Stellen werden der Agentur für Arbeit in Bochum und neun umliegenden Arbeitsagenturen Monat für Monat gemeldet (siehe Grafik Seite 54) für 16 verschiedene Berufsbilder, die 80 Prozent der Bochumer Opel-Belegschaft abdecken. Der Sockel freier Stellen ist in diesem Bereich inzwischen auf 4700 Vakanzen angewachsen. Und das ist nur ein Bruchteil der zu vergebenden Jobs, denn 60 Prozent der freien Stellen tauchen in der Statistik der Arbeitsagentur nie auf, weil die Arbeitgeber sie nicht melden.

„Der Markt ist noch nicht gesättigt“, sagt der Bochumer Arbeitsagentur-Chef Udo Glantschnig, „in der Metallbranche ist der Fachkräftemangel bereits spürbar.“ Auch Mittelständler und Handwerker in und um Bochum seien heute an Opelanern mit Metall- oder Elektro-Ausbildung „stark interessiert“. Zudem kennen Opelaner die Härten des Schichtbetriebs und wissen nach vielen Sparrunden die Arbeit bei einem wirtschaftlich gesunden Betrieb zu schätzen.

Die ehemaligen Autowerker sind aber auch für andere Branchen geeignet. „Wir haben unter den ehemaligen Opelanern angehende Erzieher, Altenpfleger und Justizvollzugsbeamte“, sagt Katja Jacobsen, Projektleiterin der Opel-Transfergesellschaft des TÜV Nord.

Typischer Mitarbeiter: Mitte 40, 25 Jahre bei Opel Bochum

Nach der guten Erfahrung mit dem Ex-Opelaner Kleine will Deutsche-Annington-Chef Wijnand Donkers zum 1. September „rund 20 weitere Mitarbeiter aus der Opel-Transfergesellschaft einstellen“. Donkers verdoppelt gerade die Mitarbeiterzahl des in Bochum beheimateten Wohnungsriesen auf bundesweit rund 2000 : „Viele Opelaner“, sagt er, „erfüllen die nötigen Voraussetzungen in besonderem Maß.“

Auch die Bahn hat schon insgesamt 20 Ex-Opelaner wie Czaplicki zu Lokführern für Regionalzüge gemacht und sucht ständig neue. Selbst Erich Staake, Vorstandschef des Duisburger Hafenbetreibers Duisport, prüft bereits, ob er Verwendung für Opelaner findet. Sie könnten künftig im weltgrößten Binnenhafen als Logistikfachkräfte arbeiten oder aber in neu angesiedelten Fabriken zum Einsatz kommen.

Ob ein Jobabbau bei einer Abwicklung des Opel-Werkes 2016 so glimpflich ablaufen würde wie die derzeitige Reduzierungsrunde, hängt aber von vielen Faktoren ab. Die Sozialstruktur zumindest spricht dafür. Das durchschnittliche Alter der Mitarbeiter der gegenwärtigen Transfergesellschaft entspricht dem der aktiven Bochumer Opelaner: Mitte 40, rund 25 Jahre Betriebszugehörigkeit.

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