Preispolitik bei Neuwagen Warum Ihr nächstes Auto ein Gebrauchter werden sollte

Seite 3/3

Lynk&Co will es ohne einen einzigen Händler schaffen

Doch auch der persönliche Austausch mit dem Kunden hat sich stark verändert. Besuchte ein Kunde vor einigen Jahren ein Autohaus im Schnitt sieben bis acht Mal, bevor er einen Neuwagen kaufte, kommt er heute bereits bestens informiert zum Händler und weiß genau, was er wann will. „Ein Händler muss diesen Kunden nicht mehr informieren, sondern das Auto physisch erlebbar machen“, sagt auch von Platen.

Einfacher gesagt als getan, wie auch der ADAC-Test zeigt. Gleich 33 der 50 Händler verzichteten darauf, das konkrete Auto vorzuführen. Das Problem: Von vielen Modellen gibt es inzwischen unzählige Varianten. In von Platens Fall wären das derzeit 20 verschiedene Ableger des Porsche 911 – weitere kommen noch auf den Markt.

Selbst beim VW Golf gibt es eine kaum zu überblickende Vielfalt an Bauweisen: Benziner, Diesel, Erdgas, Plug-in-Hybrid, Elektroantrieb – und das noch oft als Dreitürer, Fünftürer oder Kombi, teils noch mit Handschaltung oder Automatikgetriebe. Wer beim Händler eine Probefahrt machen will, muss viel Glück haben, um auch genau die gewünschte Kombination testen zu können.

Was Sie bei der Probefahrt beachten sollten

Eine Vielfalt, die viele (kleinere) Handelsbetriebe nicht mehr abdecken können. Umso wichtiger wird die Phase, in der sich ein Käufer über seinen potenziellen Neuwagen und entsprechende Angebote informiert. „Das darf kein einseitiger Prozess ein“, formuliert Porsche-Mann von Platen seinen Anspruch. „Wir können ihm schon bei der Informationssuche die bestmögliche Ansprache und Auswahl bieten. Denn was er will, hängt davon ab, ob er gerade im Büro sitzt, unterwegs ist oder Zuhause auf dem Sofa.“

"Flächenbrand" im Autovertrieb

Bleibt der Kostenvorteil der meisten Online-Angebote. „Nach unserer Rechnung können damit die Fahrzeugkosten um bis zu 10 Prozent reduziert werden“, kalkuliert Dudenhöffer. Ein Kompakt-SUV für 30.000 Euro könnte mit um 3000 Euro geringeren Vertriebskosten verkauft werden – ein Betrag, den man an den Kunden weitergeben kann. „Eine stattliche Zahl, die dazu geeignet ist, in den nächsten Jahren im Automobilvertrieb eine Art Flächenbrand auslösen.“

Bei den etablierten Herstellern stößt das aber bislang noch auf wenig Gegenliebe. Bereits vor dem Peugeot-Desaster gab es einige kleinere Feldversuche. So hat beispielsweise Volvo ein Sondermodell des XC90 exklusiv über das Internet verkauft, Mercedes bietet eine kleine Auswahl vorkonfigurierter Modelle auch online an und Fiat stellt in Italien ausgewählte Modelle bei Amazon aus. Vor der Ausweitung des Angebots schreckt die Branche aber noch zurück. Zu groß ist die Sorge, die niedergelassenen Händler zu vergrätzen und das klassische Vertriebs- und Werkstattnetz zu beschädigen.

Die Checkliste für den Rundgang

Für Newcomer kann aber genau hier eine Chance liegen. Wenn die chinesische Marke Lynk&Co 2018 in Deutschland startet, wird sie keinen einzigen Vertragshändler haben. Der Vertrieb wird komplett über das Internet laufen – mit den erwähnten Kostenvorteilen. Zur Wartung dürfen die Autos dann in Volvo-Werkstätten: Beide Marken gehören zum chinesischen Geely-Konzern.

Dann wird sich zeigen, ob der Online-Vertrieb in der Autowelt einen Flächenbrand auslösen kann oder nicht. Klar ist: Dank Internet und Online-Vertrieb werden Wettbewerb und Preisdruck wohl auch künftig weiter wachsen. „Die Händlernetze der Autobauer kommen damit unter zusätzlichen Druck“, prognostiziert Dudenhöffer. „Gewinner bleibt der Kunde.“

Künftig kann der sich vielleicht auch wieder einen Neuwagen leisten. Bis dahin bleiben junge Gebrauchte wohl die preiswerteste Alternative.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%