Rekordgewinne Autokonzerne sind so rentabel wie noch nie

Dieselgate hat ein Beben in der Autobranche ausgelöst, kein Zweifel. Nur in den Unternehmensbilanzen schlägt sich das außerhalb des VW-Konzerns kaum wieder: Die Branche verdient besser als je zuvor.

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BMW war 2016 der profitabelste deutsche Autobauer Quelle: REUTERS

Die Autoindustrie ist so rentabel wie noch nie. Die 17 größten Autokonzerne der Welt haben im vergangenen Jahr zusammen einen Gewinn von 104 Milliarden Euro erwirtschaftet, wie das Center of Automotive Management der Hochschule Bergisch Gladbach in einer aktuellen Studie errechnet hat. Das ist laut Studienleiter Stefan Bratzel der höchste Gesamtgewinn der Geschichte.

Gleichmäßig verteilt sind diese Gewinne aber nicht: mit Toyota, Daimler und General Motors fahren die drei gewinnstärksten Konzerne 40 Prozent der Summe ein. Beim Konzernergebnis (Ebit) kommt Toyota mit 17,0 Milliarden Euro vor Daimler (12,9 Milliarden Euro) und GM (11,9 Milliarden Euro) – da die japanischen Hersteller ein verschobenes Geschäftsjahr haben, hat das CAM die Daten des Kalenderjahrs abgebildet.

Toyota hat zwar den höchsten Gewinn eingefahren, profitabler ist allerdings Daimler: Gemessen am Konzernumsatz kommt Daimler auf eine Rendite von 8,4 Prozent, der deutsche Konkurrent BMW gar auf 10,0 Prozent. Hier ist allerdings die Bezeichnung Konzernumsatz wichtig: Allein auf das Autogeschäft bezogen hatte Daimler den Rivalen bei der Marge im vergangenen Jahr überholt. Im Margen-Ranking ist Toyota zurückgefallen – bei nahezu konstantem Umsatz hatte der starke Yen für einen Gewinnrückgang gesorgt, weshalb auch die Marge von 10,0 auf 7,8 Prozent absackte.

Die profitabelsten Autobauer der Welt

Der internationale Vergleich ist nur konzernweit möglich, da nicht alle Autobauer wie die Deutschen ihre Sparten einzeln ausweisen. Im Falle des VW-Konzerns hätte sich ein Blick auf die Sparten gelohnt: Die hochprofitable Sportwagentochter Porsche weist hier stolze 17,4 Prozent aus. Konzernweit steht im zweiten Dieselgate-Jahr zwar wieder ein Milliardengewinn, doch bei einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro können die Wolfsburger eine Marge von nur 3,3 Prozent aufweisen.

Eine wahre Renditeperle ist laut der CAM-Studie ein Autobauer, der in Deutschland allenfalls eine Nebenrolle spielt: Subaru. Die Japaner kommen auf eine Umsatzrendite von 13,5 Prozent. Auf dem Heimatmarkt und in den USA ist Subaru deutlich stärker positioniert als in Europa.

Beim Absatz führt VW

Auch bei den verkauften Autos musste Toyota seinen Spitzenplatz abgeben – an VW. Die CAM-Studie weißt die Wolfsburger mit 10,13 Millionen verkauften Fahrzeugen aus, Toyota mit 10,01 Millionen und als Nummer drei General Motors mit 9,97 Millionen Fahrzeugen. Eine ebenfalls am Montag veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) kommt auf dieselben Platzierungen, wenn auch mit leicht anderen Absatzzahlen: Hier lag Volkswagen mit 10,21 Millionen Fahrzeugen knapp vor Toyota (10,17 Millionen) und General Motors 10,01 Millionen. VW selbst weist 10,39 Millionen verkaufte Fahrzeuge für 2016 aus – dabei kommt es aber darauf an, ob etwa leichte Nutzfahrzeuge als Lkw oder Pkw gerechnet werden.

Das stärkste Wachstum verbuchten die Hersteller wieder in China, wo der Absatz um neun Prozent stieg. In Westeuropa ging es um knapp sechs Prozent nach oben, während das US-Geschäft stagnierte.

Der Kurs ist für dieses Jahr offenbar nicht zu halten. Im Januar und Februar lag das Plus weltweit nur noch bei einem Prozent. „Das Wachstum schwächt sich ab, weil der US-Markt schwächelt, China einen Gang zurückschaltet und auch in Europa die Dynamik nachlässt“, sagte EY-Autoexperte Peter Fuß. Den europäischen Herstellern dürfte vor allem der Rückgang des Diesel-Absatzes vor Probleme stellen. Indes rechnet Fuß damit, dass die Verluste für einen zusätzlichen Schub bei Plug-In-Hybridantrieben und Elektroantrieben sorgen dürfte.

In den Bilanzen für 2016 ist dieser Effekt noch nicht zu sehen – worin CAM-Leiter Bratzel auch ein Risiko sieht. „Viele könnten der Verlockung erliegen, sich alleine auf die aktuelle Stärke zu verlassen“, sagt er. „Wer sich aber nur auf den rentablen Bereich des Geschäfts konzentriert, verpasst Entwicklungen, die für die Zukunft wichtig werden.“

Im Feld der Hybride gilt Toyota seit Jahren als Vorreiter, die deutschen Hersteller laufen einem Rückstand hinterher – sowohl bei der Zahl der verfügbaren Modelle, als auch den Verkaufszahlen. Bei den reinen batterieelektrischen Autos ist jedoch Toyota nicht gut aufgestellt, da die Japaner die mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle bevorzugen.

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