Air Berlin Erstes Gläubigertreffen mit Spannung erwartet

Der Verkauf von Air Berlin scheint auf die Zielgerade zu gehen. Nach der Insolvenz wird über den Verkauf der Fluggesellschaft verhandelt. Am Mittwoch tritt erstmals ein wichtiges Gremium zusammen.

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Die Verhandlungen über den Verkauf von Air Berlin scheinen auf die Zielgerade zu gehen. Eine Woche nach dem Insolvenzantrag beraten am Mittwoch ab 9 Uhr erstmals die Gläubiger über den Verkauf der Fluggesellschaft. Der vorläufige Gläubigerausschuss von Air Berlin will sich zu seiner konstituierenden Sitzung treffen. Ihm gehören neben einem Vertreter von Air Berlin, der Bundesagentur für Arbeit, die drei Monate lang das Insolvenzgeld für die 7200 Mitarbeiter in Deutschland zahlt, und der Commerzbank auch ein Geschäftsführer der Lufthansa-Tochter Eurowings an.

Eurowings hat 38 Maschinen mit Besatzungen von Air Berlin gemietet und vorfinanziert und wäre deshalb von einer Einstellung des Flugbetriebs stark betroffen. Trotzdem löste die Beteiligung bei anderen Interessenten Kritik aus. Über einen Verkauf an die Lufthansa dürfte der Eurowings-Vertreter Insidern zufolge aber ohnehin nicht mitentscheiden.

Noch ist unklar, ob bei dem Gläubigertreffen schon Entscheidungen zu erwarten sind. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, schon in dieser ersten Sitzung solle die Aufspaltung des Unternehmens beschlossen werden. Es liefen Verhandlungen über eine Absichtserklärung zum Verkauf der österreichischen Tochtergesellschaft Niki an Lufthansa. Eine Zustimmung des Ausschusses gelte als wahrscheinlich.

Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) hält erste Resultate ebenfalls für möglich. "Es gibt Gespräche zwischen Lufthansa und zum Beispiel Niki. Ich schließe nicht aus, dass es da schon erste Ergebnisse geben könnte", sagte Machnig den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland. Neben der Lufthansa gelten Easyjet, TUI und der Reisekonzern Thomas Cook mit seiner Tochter Condor als Interessenten für Teile von Air Berlin und der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki.

Insider hatten der Nachrichtenagentur Reuters vergangene Woche gesagt, dass die Lufthansa bis zu 90 der 140 Flugzeuge von Air Berlin übernehmen will, darunter 21 Flugzeuge von Niki. Der Reisekonzern Thomas Cook hatte erklärt, er und seine Tochter Condor stünden ebenfalls für eine "aktive Beteiligung an der Zukunft von Air Berlin bereit".

Air Berlin hatte am Freitag mit der Lufthansa konkrete Gespräche über die Übernahme von Teilen des Fluggesellschaft aufgenommen. Die deutsche Fluglinie Tuifly des weltgrößten Reisekonzerns Tui ist zudem an einer Lösung für die Flugzeuge und Besatzungen interessiert, die sie seit Jahren an Air Berlin und inzwischen an deren Tochter Niki verleast hat.

Aufstieg und Niedergang von Air Berlin
Kim Lundgren (l), Mitgründer und Präsident der 'Air Berlin Inc.' und Pilot, mit seinem Sohn Shane Lundgren, ebenfalls Pilot bei Air Berlin Inc. Quelle: airberlin
Joachim Hunold Quelle: airberlin
Einstieg ins Linienfluggeschäft Quelle: airberlin
Service an Bord von Air Berlin 2003 Quelle: airberlin
Niki Lauda (2009) Quelle: dpa
Airbus A 320 (2005) Quelle: airberlin
dba Air Berlin Quelle: AP

Die seit langem angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin hatte vor einer Woche Insolvenz beantragt, nachdem Großaktionär Etihad der Airline die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.

Machnig wies erneut alle Spekulationen zurück, am Ende der Gespräche über Air Berlin könnte die Lufthansa als Monopolist den Luftverkehr in Deutschland beherrschen. Es gebe zehn Interessenten. Und es sei klar: „Es wird kein Monopol der Lufthansa geben, dafür sorgen auch die Kartellbehörden.“ Auch die Bundesregierung habe kein Interesse daran, dass der Wettbewerb kleiner werde.

Als wenig wahrscheinlich gilt, dass der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl mit seinem Angebot zum Zuge kommt. Er will Air Berlin nur als Ganzes übernehmen. Die Bundesregierung sieht das aber nicht als sinnvolle Lösung an, weil Air Berlin gerade durch seine heutige Struktur in die schwierige Lage geraten sei.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatten sich dafür ausgesprochen, dass Lufthansa einen großen Anteil von Air Berlin übernimmt.

Niki Lauda, Luftfahrtunternehmer und Gründer der Air Berlin-Tochter Niki, sagte im „Handelsblatt“, er befürchte höhere Flugpreise, sollte die Lufthansa bei Air Berlin vorrangig zum Zuge kommen. Lauda kritisierte, die Lufthansa habe die Politik ins Boot geholt, um den Wettbewerb einzuschränken.

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