Im Idealfall läuft es so wie zwischen Stuttgart und Zürich: Ab Dezember 2017 bietet die Deutsche Bahn auf der Strecke stündliche Verbindungen mit Intercity-Zügen an. Kunden des Regionalverkehrs können mit ihrem Nahverkehrsticket ohne Aufpreis einsteigen. Das Land zahlt der Bahn einen Ausgleich für die Nahverkehrstickets – ein Modell ganz nach dem Geschmack der Fernverkehrsstrategen.
Die Manager im Bahn-Tower diskutierten lange, ob sie den Fernverkehr auf Nebenstrecken nur anbieten, wenn die Länder in die Finanzierung einsteigen. In ihrer alten Bahn-Welt war die Logik klar. Zahlen die Länder nicht, spendiert die Bahn kein besseres Angebot. Pofalla forderte jedoch eine Expansionsstrategie ohne Wenn und Aber. Sein Argument: Die Länder wollten nicht gegängelt werden. „Er hat wirklich frischen Schwung in die Debatte gebracht“, sagt Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.
Nun ist die Fernverkehrsstrategie „Pofallas Baby“, sagt ein Vertreter der Nahverkehrsbranche. In Flyern wirbt er für „mehr grüne Mobilität für Deutschland“ und dafür, dass „nahezu alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern“ einen Fernverkehrsanschluss erhielten. Auf der Verkehrsministerkonferenz der Länder in Rostock im April stellte er das Konzept gemeinsam mit Personenverkehrvorstand Ulrich Homburg vor. Abends, nach zweistündigem Dinner auf einem Dampfer nach Warnemünde, klärte Pofalla rauchend an der Reling mit Landesministern die Details.
Pofalla nutzt seine alten Drähte
Pofalla ist Grubes Scharnier zur Politik. Die beiden kennen sich seit Jahren, sie schätzen und sie duzen sich. Viele Jahre war Pofalla Grubes Ansprechpartner Nummer eins in der Politik – und er stützte das umstrittene Bauprojekt Stuttgart 21 auch dann noch, als die Kosten längst explodierten.
Nun nutzt Pofalla seine alten Drähte für die Bahn. Er leitet ein Team von rund einem Dutzend Konzernbevollmächtigten, die in den Bundesländern den Kontakt zu den jeweiligen Landesregierungen halten. Sie kümmern sich um Ausbauprojekte auf der Schiene, den Zustand der Bahnhöfe, zusätzliche Wetterhäuser und um die Beziehungen ins benachbarte Ausland. Und Pofalla hält sie auf Trab, der Ex-Top-Politiker will partout zeigen, dass er Eisenbahn kann.
Neue Züge der Deutschen Bahn
Die neuen ICx von Siemens erhalten eine Beleuchtung, die sich an Zeit und Außenstimmung anpasst. Zudem erlauben sie die Mitnahme von Rädern. Die ersten der 130 bestellten Züge kommen 2017. Investition: 5,3 Milliarden Euro. Pro Jahr liefert Siemens 20 Stück. Ein rund 200 Meter langer Zug besteht beim ICx aus sieben statt acht Wagen wie beim ICE. Das senkt Kosten und bringt mehr Sitzplätze. Siemens baut zwei Modelle: 345 und 202 Meter lang, Höchsttempo 249 und 230 Kilometer pro Stunde.
Die Doppelstockzüge von Bombardier kommen vor allem auf Nebenstrecken zum Einsatz. Anders als im Nahverkehr, wo sie bereits als Regionalexpress unterwegs sind, erhalten die 44 bestellten Dostocks das blaue Velours-Ambiente eines Intercity. Investition: 660 Millionen Euro. Es gibt keinen Schnickschnack: Sitzreihen und Toiletten sind enger, kein Bordrestaurant, stattdessen mobiler Gastro-Service. Betriebliche Vorteile: Die Züge sind in der Länge variabel und gelten als extrem verlässlich.
Pofalla sei ein „permanenter Optimierer“, sagen Mitarbeiter, immer darauf aus, „sofort einen Transformationsprozess in Gang zu setzen“. Von Gesprächen mit Dritten fertige er stets Gesprächsnotizen an, um sie gleich an Untergebene weiterzuleiten, ergänzt durch konkrete Arbeitsaufträge. Am Wochenende lässt Pofalla gar die Woche kritisch Revue passieren und brütet etwa über die Taktung von Terminen auf Dienstreisen. „Terminökonomisierung und Terminoptimierung“, nenne er das, berichtet ein Mitarbeiter.