Qualifiziert war er dafür nicht, denn als Abiturient hatte er sich zuletzt mit Erdkunde und Physik beschäftigt. Danach hatte er verschiedene Berufe ausgeübt. Mal verkaufte er Filmrechte für Videos an Fernsehstationen, dann führte er einen Nachtclub und eine Kegelbahn, renovierte ein Londoner Haus und verkaufte es mit Profit weiter. Letzteres finanzierte ihm seine Lehrzeit als erster Globusbauer des 21. Jahrhunderts. Sogar die Gipskugel für sein erstes Exemplar hat er einst selbst gebastelt. Immerhin: Diese Tätigkeit erledigen heute meist externe Zulieferer.
Jeder Produktionsschritt war zunächst mit neuen Herausforderungen verbunden: Die Anschaffung der Werkzeuge und das Drucken des Kartenmaterials war teuer, die Kartografie oft fehlerhaft, Ortsnamen falsch übersetzt. Frustriert machte sich der Novize daran, die kommerziell erhältlichen Landkarten mithilfe von Google Maps zu korrigieren. Eine ebenso teure wie langwierige Methode. Insgesamt investierte Bellerby eigenen Angaben zufolge umgerechnet mehr als 200 000 Euro in das Geburtstagsgeschenk seines Vaters. Erst später dämmerte ihm, dass er damit ganz nebenbei eine Marktlücke entdeckt haben könnte. 2010 verkaufte er seinen ersten Globus an einen Australier, inzwischen floriert das Geschäft.
Denn die Luxusgloben sprechen keineswegs nur pensionierte Nostalgiker an, was der Erfolg in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram beweist. Wichtigste Absatzmärkte sind die USA und Großbritannien, an dritter Stelle steht Deutschland mit knapp 40 Kunden.
Berühmte Käufer
Darunter auch Prominente: Der Regisseur Martin Scorsese kaufte vier Globen als Requisiten für seinen 3-D-Film „Hugo Cabret“, der nigerianische Künstler Yinka Shonibare nahm gleich elf Stück. 75 Prozent der Kunden sind jedoch Privatleute.
Den individuellen Gestaltungswünschen seiner Käufer kommt Bellerby normalerweise gerne nach, selbst wenn ein Unternehmen einen Globus mit lilafarbenen Kontinenten und silbernen Ozeanen bestellt – was der Engländer für eine vulgäre Geschmacksverirrung hält. Anders sieht es bei politisch motivierten Sonderwünschen aus: Als ein Kunde einen Globus ohne den Staat Israel haben wollte, lehnte Bellerby ab. Aus Territorialkonflikten will er sich heraushalten.
Allerdings achte er bei Globen für indische Kunden darauf, dass die Grenze zu Kaschmir korrekt verläuft. „Wer da einen Fehler macht, dem drohen bis zu sechs Monate Gefängnis“, sagt Bellerby, „und das darf mir bei meiner nächsten Indien-Reise nun wirklich nicht passieren.“