Leidensbericht In der Hotline-Hölle von Unitymedia

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An der Kundenbindung scheint Unity Media wenig zu liegen

Da ist mir klar geworden: Die Unitymedia-Hotline anzurufen ist wie ein Gespräch mit der Sphinx von Theben - erst gibt sie dir Rätsel auf, dann gibst du eine falsche Antwort, und sie erwürgt dich und verschlingt dich. Wobei die Sphinx immer noch die Höflichkeit besaß, ihr Gegenüber nicht mit Fragen über seine Herkunft zu nerven. Bevor ich bei Unitymedia dagegen einem Kundenberater auch nur Hallo sagen darf, muss ich mich ausweisen. Nicht mit meinem Namen – der interessiert hier niemanden - sondern mit der Kundennummer.

Meine Kundennummer steht auf der Telefonrechnung. Die Telefonrechnung bekomme ich nicht per Post, ich bekomme sie als Datei. Die Datei muss ich auf einem Portal im Internet abrufen. Um in das Portal mit der Datei mit der Kundenummer zu gelangen, brauche ich ein Passwort. Das Passwort habe ich aber vergessen. Um jetzt ein neues Passwort zu erstellen, brauche ich meine Kundennummer. Die ich nicht habe.

So schön sieht WLAN aus
Zu Hause, im Büro und an öffentlichen Plätzen: WLAN ist überall. Aber wie sehen die Wifi-Strahlen eigentlich aus, haben sich der Tech-Blogger Nickolay Lamm und die Astrobiologin M. Browning Vogel Ph.D von der Nasa gefragt. Also griffen sie sich Bilder der Gegend um die Washingtoner National Mall und legten darüber Muster, wie das drahtlose Internet aussehen könnte. Wifi-Wellen haben eine gewisse Höhe und einen bestimmten Abstand zueinander. Er ist kürzer als bei Radiowellen und länger als bei Mikrowellen, sodass eine einzigartige Übertragung entsteht, die nicht durch andere Signale unterbrochen werden kann. Verschiedene Sub-Kanäle werden hier in verschiedenen Farben dargestellt. Quelle: gigaom.com
Die entstandenen Bilder zeigen eindrucksvoll, wie sich die unterschiedlichen Frequenzen der WLAN-Strahlen in der Öffentlichkeit verhalten. Hier werden die Impulse als bunte Kugeln visualisiert. Die Quelle ist rechts im Bild zu sehen. Jede Farbe steht für einen eigenen Ausschnitt aus dem elektromagnetischen Feld. Wifi-Felder sind meist sphärisch (wie hier) oder ellipsenförmig und erstrecken sich an öffentlichen Orten bis zu 300 Meter. Quelle: gigaom.com
Dieses Bild soll zeigen, dass die Impulse etwa sechs Zoll voneinander entfernt sind. Es wird auch deutlich, warum ein öffentlicher Platz nicht immer gleich gut mit Netz abgedeckt ist. Quelle: gigaom.com
Wifi-Antennen können an Bäumen, Laternenmasten oder auf Gebäuden befestigt werden. Mehrere Antennen können das komplette Gebiet um die National Mall abdecken. Das Internet legt sich hier wie eine Decke auf den Platz. Quelle: gigaom.com
Internetwellen sind überall - das machen uns die Bilder eindrucksvoll klar. Aber allen Berichten über schädliche Wirkungen zum Trotz: Sie sind einfach wunderschön. Quelle: gigaom.com

Bald hatte ich das Gefühl, und das mochte jetzt nur mein Gefühl sein, Unitymedia baute Schikanen in seine Hotline ein, um sich lästige Kunden vom Hals zu halten. Lang genug am Telefon bleiben, stellte ich aber bald fest, hilft auch. Dann nehmen sie dich irgendwann auch ohne Kundenummer ran.

 

Hotline-Gesetz Nr. 2: Vermeide die Bindung  zu Deinem Kunden

„Trennen Sie das Modem vom Stromnetz“, sagte die Kundenbetreuerin, als meine Freundin Anfang Juli das erste Mal bei der Unitymedia-Hotline anrief, weil unser Internet nicht funktionierte. Gesagt, getan. Nur war damit auch die Leitung getrennt und das Telefongespräch beendet.

Diese Trennung auf Ansage war, wie sich herausstellte, symptomatisch. Denn an einer Bindung zum Kunden scheint Unitymedia wenig zu liegen: Bei jedem Anruf bei der Hotline hatten wir einen anderen Kundenberater am Apparat. Ich weiß nicht, wie viele hundert Mitarbeiter Unitymedia in seinem Call-Center beschäftigt, aber bald hatten wir das Gefühl, mit einem Großteil von ihnen schon einmal gesprochen zu haben. Und jedem durften wir alles von vorne erklären: Welche Störung unser Anschluss hatte. Was wir alles unternommen hatten, um sie zu beheben. Und was die zahlreichen Kollegen in den Gesprächen zuvor zu unternehmen versprochen hatten, ohne es am Ende zu tun.

Die Antworten waren immer die gleichen: Da sei ein „Ticket“ offen, sagte der Call-Center-Agent, was bedeute, dass ein Techniker sich um den Fall kümmere. Was genau der Techniker tat, könne er aber nicht sagen. Das könne er nicht auf seinem Bildschirm sehen, weil das Ticket noch offen sei. In den Bildschirmen der Menschen bei Unitymedia muss es Dinge geben, die so aussehen wie die unmöglichen Figuren in den Bildern von M.C. Escher: Alle Seiten sind miteinander verbunden, nur kein Anfang ist in Sicht und erst Recht kein Ende.

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