Erneuerbare Energie Querelen bei Desertec

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Kabel zwischen Tunesien und Italien

huGO-BildID: 15317077 FILE - This undated file handout photo provided by BrightSource shows BrightSource Energy's Luz Power Tower in Israel's Negev Desert. German reinsurer Munich Re AG said its main role in the proposed Desertec solar energy project is currently as a catalyst and advisor, but could become a bigger investor and possible insurer for the project in future _ if and when it gets built. (AP Photo/BrightSource, Eilon Paz) ** NO SALES ** Quelle: AP

Der Bau des tunesischen Kraftwerkes soll 2014 beginnen. Ab 2016 soll es an die 2000 Megawatt Strom erzeugen und dazu soll es auch ein eigenes Unterseekabel zwischen Tunesien und Italien geben. Genau das hat im vorigen Jahr Dii-Geschäftsführer gegenüber der WirtschaftsWoche angekündigt. Man wisse nur noch nicht, wann das Unterseekabel verlegt wird, ob es zwischen Tunis und Sizilien oder Tunis und Rom verlaufen soll. Nun ist die Dii und Paul van Son überhaupt nicht mehr dabei. In Kreisen der deutschen Industrie rümpfen viele Energiemanager im Gespräch mit der WirtschaftsWoche die Nase. Sie hatten sich sowieso bisher bei den hochfliegenden Plänen eher bedeckt zu halten, nun schütteln Manager von RWE und E.On die Köpfe. Denn wie soll Tunur, so der wiederum klangvolle Name des tunesischen Projektes, ganz ohne die Einbindung der Industrieunternehmen mit dem Kraftwerks- und Leitungs-Know-how realisiert werden?

Prominente Unternehmen

Hinter der Dii stehen nicht nur Unternehmen wie E.On und RWE, sondern auch Siemens, ABB und Schott Solar. Auch die Deutsche Bank steht hinter der Dii, die nun quasi von der „Mutter“ Desertec Foundation unter Umgehung der Dii in München in Angriff genommen werden soll. Dii und Industrie stehen damit in krassem Gegensatz zu den Stiftern in Hamburg, der Desertec-Foundation. Noch im vergangenen Jahr sagte Torsten Jeworrekt, im Vorstand der Munich Re verantwortlich für die Errichtung der Desertec-Kraftwerke in der Sahara, dass in Marokko das erste Pilotprojekt gebaut werden solle – nicht Tunesien. 

„Das Industriekonsortium der Dii ist dabei auseinanderzubrechen“, sagt ein Energiemanager. Desertec Foundation und Dii hätten sich über die Ausgestaltung des Großprojektes im Wüstensand entzweit. Bei der Desertec-Foundation in Hamburg will man das nicht so hinnehmen, dementiert den Streit und lässt sich zu einem korrigierten Vergleich hinreißen. Nicht Bayern München und Werder Bremen seien die beiden Desertec-Organisatoren, sondern sie seien eher mit dem Verhältnis von Volkswagen und Audi zu vergleichen. Tatsächlich bauen beide Unternehmen unter demselben Konzerndach unterschiedliche Autos. Aber der Spaltpilz wird deutlich: „Wir sind zwei komplett unterschiedliche Organisationen“, heißt dazu von der Desertec-Foundation. Damit, so Brancheninsider, schlagen die Stifter die Tür vor der Nase der Industrie zu. Desertec bleibt damit eine schöne Idee, ohne Realo-Hintergrund der deutschen Konzerne mit Energie-Know-how.

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