Nach den Insolvenzfällen Lichtblick für die kriselnde Solarindustrie

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Hase-und-Igel-Spiel


Die Sonnenkönige der Solarbranche
Wer hat auf dem schrumpfenden Solarmarkt noch eine Chance? Das Zentrum für Solarmarktforschung (ZFS) hat exklusiv für die WirtschaftsWoche die Zukunftssaussichten der deutschen Solarindustrie unter die Lupe genommen. Und das ist das Ergebnis.... Quelle: dpa
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Die Hoffnung der Mitarbeiter und Manager hängt nun an Projekten in den sonnenreichen Höhenlagen Chiles, für die Inventux die Module liefern soll. Eine Strategie, die abenteuerlich klingt: Zwar sind Dünnschichtmodule in solchen Regionen Südamerikas von Vorteil, und auch die Erdbebensicherheit seiner Anlagen sei erwiesen, behauptet Plesser. „Am teuren deutschen Standort für den chilenischen Markt zu produzieren ist aber kein tragfähiges Geschäftsmodell“, kritisiert Joachim Zwicky, Analyst beim Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin.

Auch eine kleine Pressenotiz von Anfang September verheißt für Inventux wenig Gutes. Demnach eröffnet der chinesische Solarmodulriese Trina Solar eine Niederlassung in Chile, um von dort aus die lateinamerikanischen Märkte aufzurollen. „Inventux lässt sich auf dem chilenischen Markt auf ein Hase-und-Igel-Spiel ein“, fürchtet Zwicky, aber die Chinesen seien schon da.

Solarwatt/Dresden

Nicht nur dort: Auch bei Detlef Neuhaus, Chef des Mitte 2012 in die Insolvenz gerutschten Dresdner Modulherstellers Solarwatt, wird die Tonlage schärfer, wenn er über die asiatische Konkurrenz spricht. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass eine ganze Branche bereit ist, bis zu 30 Prozent unter ihren eigenen Herstellkosten zu verkaufen.“

Solarwatt, so Neuhaus, habe diesen ruinösen Preisverfall zwar schon vor zwei Jahren kommen sehen. Daraufhin wurde die Strategie radikal verändert: vom subventionsgetriebenen Massenhersteller von Modulen zum Anbieter von Systemlösungen samt Modulen, Speichertechnologie, Wechselrichtern und Software. Pech nur: „Was wir unterschätzt haben, war die Geschwindigkeit und die Brutalität, mit der sich das Zeitfenster für diese Neuausrichtung geschlossen hat.“

Der frühe Strategieschwenk hilft Solarwatt dennoch: „Es lag bereits ein Sanierungskonzept vor, auf dem wir aufbauen konnten“, sagt Andreas Ziegenhagen, beratender Restrukturierungsexperte der Wirtschaftskanzlei Salans LLP in Berlin. Zudem sei Solarwatt stets zahlungsfähig geblieben. Der Insolvenzantrag sei lediglich aufgrund der negativen Fortführungsprognose gestellt worden.

In die Hände spielt Neuhaus und Ziegenhagen dabei die im März novellierte Insolvenzordnung mit dem Schutzschirmverfahren. Es schützt betroffene Unternehmen vor einem Gläubiger-Zugriff, ohne die Geschäfte einem Insolvenzverwalter überlassen zu müssen. Das Unternehmen wird weiter vom Vorstand gelenkt, ihm wird allerdings ein Sachwalter zur Seite gestellt.

„Das Schutzschirmverfahren ist zurzeit das sanierungsfreundlichste, weil es die Fortführung des Unternehmens anstrebt“, sagt Ziegenhagen. Dennoch ermögliche es eine Entschuldung, die für die Gläubiger aber besser sein muss als eine Abwicklung im Insolvenzverfahren. Ziegenhagen: „Unser oberstes Ziel war es, schnell aus dem Verfahren herauszukommen.“

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